Wir alle kennen sie, die klassische „Aufschieberitis“ oder auch „Prokrastination“ genannt. Angefangen mit einem kleinen „Das mache ich später“ bis hin zu einem immer weiter drängendem Schmerz im Hinterkopf. Es gibt einfach Dinge die wir immer und immer wieder nach hinten verschieben. Jedes Mal wenn uns das Thema auf die Füße fällt, ist der Schmerz wieder da. Im Anschluss lenken wir uns schnell wieder ab und betäuben den Schmerz mit einer Tätigkeit die uns mehr Spaß bereitet.
In diesem Beitrag stelle ich dir den Klassiker der aufgeschobenen Finanzentscheidungen vor. Ich zeige dir, warum wir Dinge aufschieben und gebe dir drei Tipps, um wichtige Finanzentscheidungen doch noch endlich anzugehen.
Inhalt
Der Klassiker der aufgeschobenen Finanzentscheidungen
Ich rede häufig über Geld und interessiere mich dabei natürlich auch für mein direktes Umfeld und die Menschen, denen ich im Alltag begegne.
Gerade in der Generation der unter 40 jährigen höre ich einen Satz immer und immer wieder:
„Ich bekomme doch eh keine Rente mehr…“ Super denke ich, Problem erkannt, alles wird gut. Oder doch nicht?
Nein, falsch gedacht.
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Es weiß zwar jeder, dass die Rente mickrig ausfallen wird, auf die Frage was derjenige denn dagegen tut erhalte ich aber in vielen Fällen nur einen Schwall an Ausreden entgegengeworfen.
Ein falscher Glaubenssatz folgt dem nächsten. Und schon hat man sich selbst eingeredet, dass man ja sowieso nichts dagegen machen kann.
Mit dieser Selbstrechtfertigung verschwindet das Thema dann wieder in der mentalen Schublade der Vergessenheit bis der nächste Finanzblogger / Finanzcoach unangenehme Fragen stellt 😉
Natürlich habe ich das Thema ein bisschen überspitzt dargestellt. Aber manchmal ist genau das notwendig, um einzelne Punkte gezielt zu verdeutlichen.
Fakt ist: Fast jeder weiß heutzutage, dass er „privat vorsorgen“ muss aber kaum einer tut es!
Natürlich sind die Themen Geldanlage, Vermögensaufbau oder sogar Altersvorsorge unsexy.
Doch das ist nicht der alleinige Grund dafür, solch wichtige Finanzentscheidungen immer wieder vor sich herzuschieben.
5 Gründe für die finanzielle Aufschieberitis
Ich habe fünf Hauptgründe für diese finanzielle Aufschieberitis ausfindig gemacht.
Die Angst vorm Scheitern
Kaum ein Thema ist so emotional wie das Thema Geld. Jeden Tag brauchen wir Geld, jeden Tag treffen wir kleine und größere finanzielle Entscheidungen. Und jeder weiß ganz genau, was passiert wenn plötzlich kein Geld mehr da ist.
Objektiv sollten das doch schon genug Gründe sein, um sich mit dem Thema Geld auseinanderzusetzen, oder?
Nein, ganz im Gegenteil. Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt Schmerzen zu vermeiden. In unserem tiefsten Unterbewusstsein wissen wir, dass am Ende eine böse Überraschung auf uns warten könnte. Was ist, wenn wir plötzlich schwarz auf weiß erfahren, dass das Geld im Alter doch nicht reicht?
Hier ziehen wir dann den Schrecken ohne Ende der harten Realität vor!
Wir haben Angst vorm Scheitern. Da ist es nur ein schwacher Trost zu wissen, dass wir mit jedem Tag den wir früher beginnen noch etwas ändern könnten.
Die Angst vor der großen Aufgabe
Vielleicht kennst du dieses Verhalten ja noch aus deiner Studentenzeit oder Ausbildung. Egal wie schlimm es normalerweise in der Wohnung aussah, bevor es ans Lernen ging waren manchmal sogar quälende Aufgaben wie Fensterputzen oder Aufräumen wieder attraktiv.
Genauso geht es uns bei den Finanzen. Apropos, was soll das überhaupt sein?
- Altersvorsorge
- Geldanlage
- Vermögensaufbau
- Finanzen
All das sind riesige Wörter! Sich um die Altersvorsorge kümmern klingt einfach nach verdammt viel Arbeit! Aber anstatt diese riesige Aufgabe einfach anzugehen, fangen wir wieder an, uns leichteren und einfacheren Aufgaben zu widmen.
Fehlendes Wissen
Ein weiterer recht naheliegender Grund ist einfach Unwissenheit. In unserer Gesellschaft wird nicht über Geld oder Finanzen gesprochen. Es gibt kein Schulfach in welchem wir etwas über Geld lernen könnten.
Die damals 17-jährige Kölner Schülerin Naina hat das 2015 wunderbar in einem Twitter-Tweet zusammengefasst:
Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen. — Naina (@nainablabla)
Natürlich kann man sich all dieses Wissen irgendwie aneignen. Dies bringt uns aber wieder zurück zum letzten Punkt, der Angst vor der großen Aufgabe.
Die hyperbolische Diskontierung
Ein geniales Wort oder?
Die hyperbolische Diskontierung ist nur ein anderes Wort für Zeitpräferenz. Das bedeutet, dass wir einer Belohnung in der Gegenwart einen deutlich höheren Wert beimessen als einer Belohnung in der Zukunft.
Kurz: Heute haben ist besser als morgen 😉
Und genau dieser Effekt kommt beim Thema Geld auf zwei ganz fiese Arten zum Tragen:
Zum einen sind die Zeiträume unglaublich lang. Zehn oder zwanzig Jahre sind beim Thema Altersvorsorge nichts. Es ist also schwer den gesamten Zeitraum wirklich zu überblicken.
Zum anderen wissen wir nicht mit Sicherheit, ob unsere heutigen Bemühungen (z.B. der Verzicht oder das Sparen von Geld) in der Zukunft überhaupt eine Belohnung darstellen. Vielleicht nützt es ja alles nichts. Wir sparen also heute und haben am Ende trotzdem zu wenig.
Eigentlich ist es also kein Wunder, dass wir unsere „Belohnungen“ lieber im hier und jetzt suchen. Das muss nicht bedeuten, dass du auf großem Fuß lebst und das Geld mit der YOLO (You only live Once) Einstellung zum Fenster hinauswirfst.
Es kann schon damit beginnen, dass du dich heute einfach lieber mit anderen Themen beschäftigst als mit der Geldanlage.
Der Eskapismus
Der fünfte Punkt ist Eskapismus oder Realitätsverlust. Man könnte es auch einfach Verdrängung nennen.
Dieser Effekt tritt beispielsweise bei Unternehmern oder Privatleuten die pleitegehen auf. Obwohl der Kampf gegen die Insolvenz längst verloren ist, verschließen sie die Augen vor der Realität und glauben daran, dass sich doch noch irgendwie alles zum Guten wendet.
Den gleichen Effekt gibt es auch beim Thema Finanzen und Altersvorsorge.
Wie oben geschrieben weiß fast jeder, dass unsere finanzielle Situation in 30 Jahren bei weitem nicht mehr so rosig aussehen wird wie die der heutigen Rentner (glaub mir, das geht…).
Manch einer verdrängt dieses Thema einfach gänzlich aus seinem Bewusstsein und verlässt sich darauf, dass am Ende alles gut wird.
Ein gesunder Optimismus im Hinblick auf unsere gemeinsame Zukunft ist natürlich nicht gemeint.
2 Tipps, um deine Finanzentscheidungen endlich anzugehen
Na, erkennst du dich bei den oben genannten Gründen für Aufschieberitis wieder?
Gut, jetzt weißt du warum du aufschiebst, allerdings noch nicht was du konkret dagegen unternehmen kannst.
Tipp 1 – Such dir einen Coach
Was meinst du wie viele Sportler bei den olympischen Spielen ohne Coach auskommen?
Richtig, vermutlich wird es kein einziger sein. Das gleiche gilt für deine Finanzen. Such dir einen Finanzcoach!
Ich möchte dir drei Punkte nennen, warum ein Coach dich und deine Finanzen voranbringen kann:
- Du hast einen qualifizierten Austauschpartner.
Immer wenn du an einer Stelle nicht weiter weißt, weißt du an wen du dich wenden kannst. Oftmals stehen wir vor Entscheidungen und kommen einfach nicht weiter. Aber anstatt einen der beiden Wege zu gehen, warten wir ab und machen gar nichts. Hier ist es hilfreich jemanden zu haben den du nach dem Weg fragen kannst. - Du erhältst den notwendigen Tritt in den Allerwertesten.
Wie war das noch, 88% der Neujahresvorsätze werden nicht erreicht. Woran liegt das? Es ist zwar schön einen Neujahresvorsatz zu haben, wenn man diesen aber erst im Dezember (wenn überhaupt) wieder anschaut, wird es schwierig, die verlorene Zeit noch aufzuholen. Ein Finanzcoach kann dich regelmäßig auf eine gesunde Art und Weise unter Druck setzen. Ihr setzt zusammen Ziele, Meilensteine und vereinbart konkrete Aufgaben die zu bestimmten Zeitpunkten abgearbeitet werden sollen. Auf diesem Weg wirst du deutlich schneller Fortschritte erzielen. - Der Berg bleibt groß aber du hast einen Führer.
Ein Finanzcoach bringt dir eine Struktur in dein Vorhaben. Gerade das Thema Finanzen kann einen auf den ersten Blick überwältigen. Wenn du hier einen kundigen Führer hast der Struktur in das Thema bringt, sparst du unglaublich viel Zeit und unnötige „Erfahrungen“. Wenn du hier nicht aufpasst, kann es dir schnell passieren, dass du mal eben einige Monate in eine Sackgasse rennst.
Mit meinem Finanzcoaching biete ich dir verschiedene Modelle an, um dich und deine Finanzen nach vorne zu bringen. Wir starten immer mit deinem Ziel vor Augen, entwickeln einen Schlachtplan und arbeiten diesen im Anschluss Schritt für Schritt ab.
Ein Finanzcoach kann natürlich auch eine Person aus deinem näheren Umfeld sein. Such dir einfach jemanden der beim Thema Finanzen ein paar Schritte weiter ist als du. Wichtig ist bei der Auswahl, dass ihr das Thema gemeinsam und vor allem strukturiert angeht. Es braucht ein Ziel und einen Plan.
Tipp 2 – Setz dich selbst unter Druck
Wenn die eigene Motivation nicht ausreicht, dann braucht es jemanden von außen der dich unterstützt. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie das Coaching. Such dir jemanden der dich zumindest moralisch unterstützt und dich immer wieder an dein Vorhaben erinnert.
Ideal kann dafür zum Beispiel der Partner oder der beste Freund/Freundin sein. Lass dich einfach regelmäßig an deinen nächsten Schritt erinnern oder berichte regelmäßig über deine Erfolge. Du baust so eine gewisse Verbindlichkeit gegenüber einer dritten Person auf die dich eher durchhalten lässt.
Ganz mutige können natürlich auch einen Facebook-Post für ihre Familie und Freunde verfassen ;).
Tipp 3 – Fang einfach an
Kennst du das afrikanische Sprichwort:
Wie isst man einen Elefanten? – Bissen für Bissen
Eigentlich ist es so einfach. Fang einfach an. Ja, ich weiß, ganz so einfach ist es eben doch nicht.
95% der Leser dieses Beitrags werden (wenn sie es denn überhaupt bis hierhin geschafft haben) im Anschluss einen anderen Beitrag oder eine andere Seite aufrufen und das Thema Finanzen wieder sicher in der Schublade im Hinterkopf verstaut haben.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du jetzt etwas tust. Irgendwas was deine Finanzen nach vorne bringt! Und wenn du gerade keine Zeit hast, dann setz dir wenigstens einen Termin in deinem Kalender an welchem du das Thema wieder aufgreifst. Wichtig ist, dass du ins Handeln kommst!
Also, lass mir gerne einen Kommentar da. Was wirst du noch heute unternehmen, um das Thema Altersvorsorge, Vermögensaufbau oder Geldanlage nicht länger aufzuschieben?
PS: Gerne können wir in einem unverbindlichen Kennenlerngespräch herausfinden, ob ich dich mit meinem Coaching bei deinen Finanzen unterstützen kann.
[ratings]
Conny meint
Hallo Jan,
ich habe deinen Blog erst kürzlich entdeckt und bin ehrlich gesagt gleich mal ziemlich reingekippt. Mit dem Thema Finanzen beschäftige ich mich noch nicht sehr lange und dein Blog war die erste wirklich hilfreiche und vor allem verständliche „Informationsoase“, die ich entdeckt hab. Also erst mal Danke für deine Arbeit!
Du schreibst ja maßgeblich darüber, wie man Geld an der Börse veranlagt. Was hältst du eigentlich vom Crowdfunding? Ich bin vor kurzem durch einen TV Beitrag darauf aufmerksam geworden – es wurde berichtet, dass man die Rendite meist entweder in Geld oder in Naturalien ausbezahlt bekommt (bei manchen Projekten kann man sich das selbst aussuchen). Lohnt sich ein Investment in Bezug auf Auszahlung der Rendite in Geld aus deiner Sicht?
Lg Conny
Jan-Christian meint
Hallo Conny,
super, dass er dir gefällt.
Crowdfounding sehe ich mit gemischten Gefühlen.
Die Renditen klingen zwar im ersten Moment gut, im Gegenzug ist aber auch ein großes Risiko vorhanden.
Du musst dir immer die Frage stellen, warum Banken oder professionelle Investoren kein Geld zu 6% und mehr verleihen.
Genau, weil das Risiko eben oft noch höher ist. Dies sollte man aber immer im Einzelfall beurteilen.
VG
ImmobilienKoala meint
Hallo Jan,
toller Artikel.
Und ja, ich habe eine frühere Version von mir schon in Ei zwei Punkten wieder gefunden. Aber ich glaube das ist am Anfang normal.
Ich persönlich finde es auch einfach eine Frechheit, dass man in der Schule nicht mal ein wenig an das Thema herangeführt wird.
Denn sollte diese nicht einen auf das „Leben“ vorbereiten?
Aber das wird schon System haben.
Ich stimme dir aber vollkommen zu. Viel zu viele Menschen verdrängen das Thema zu lange.
Ein weiterer Punkt kann auch die Erziehung sein. Was meinst du?
Denn wir Menschen lernen ja durch nachmachen, wenn uns in jungen Jahren halt beigebracht wird dieses Thema zu verdrängen hat sich gleich ein falscher Glaubenssatz eingebrannt.
Beste Grüße
Björn
Jan-Christian meint
Hallo Immobilien Koala,
definitiv. Ich denke die Erziehung ist der Schlüssel.
Das Problem ist halt, dass der erziehende das „Wissen“ selbst besitzen muss, um es weitergeben zu können.
VG
Jan