Von Zinsen leben klingt wie ein Traum. Doch muss das wirklich ein Traum bleiben? In diesem Beitrag schauen wir uns an, wieviel Geld du wirklich brauchst, um davon leben zu können.
Dies ist allerdings nur der erste Schritt. Ich denke es ist klar, dass du bei den aktuellen Mini-Zinsen nicht von den Erträgen auf deinem Sparbuch leben kannst. Es muss also eine Alternative her. Aber welche? Das verrate ich dir im zweiten Schritt. Dort erfährst du, wie du dein Geld anlegen kannst, um eine höhere Rendite zu erhalten.
Inhalt
Los geht es aber mit ein bisschen Theorie. Ich hoffe, du bist bereit.
Die Theorie: 4% Zinsen reichen zum Leben
Wir schreiben das Jahr 1998. Irgendwo in Texas haben sich drei Professoren an der Trinity University aufgemacht, um unser Problem zu lösen:
Wieviel Geld kann ein Anleger aus seinem Portfolio entnehmen, ohne dabei pleite zu gehen?
Das Ergebnis dieser, als Trinity-Studie bekannt gewordenen Arbeit, ist die sogenannte 4% Regel.
Machen wir es kurz: Die 4%-Regel geht davon aus, dass ein Anleger aus einem Portfolio mit 100% Aktien zu seinem Renteneintritt jedes Jahr 4% entnehmen kann, ohne innerhalb der nächsten 30 Jahre bankrott zu gehen.
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Die 4% beziehen sich dabei auf den Anfangswert des Portfolios und werden Jahr für Jahr um die Inflation erhöht. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass alles gut geht liegt bei 95%. Diese Annahme bezieht sich nicht nur auf die Ausschüttungen und Gewinne sondern auf das Gesamtportfolio.
Fünf Feinheiten der Trinity-Studie
Doch ganz so einfach ist es nicht, es gibt noch ein paar Einschränkungen:
95% sind nicht 100%
In 95 Prozent der Fälle hätte also das Portfolio der Anleger für 30 Jahre gereicht. Okay, schön und gut. Aber, im Umkehrschluss haben es 5% der Portfolios nicht geschafft.
Die Studie bezieht sich auf den US-Markt
Ja, die Ergebnisse der Studie beziehen sich auf den US-Markt und damit auch auf Aktien amerikanischer Unternehmen. Dies sei hier nur am Rande erwähnt. Obwohl die Märkte international immer ähnlicher werden, fallen die Ergebnisse in Europa vermutlich anders (besser oder schlechter) aus.
Die Ergebnisse beziehen sich auf die Vergangenheit
Wie sagt man so schön: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Nur weil die Regel in der Vergangenheit funktioniert hat, gibt es natürlich keine Garantie, dass sie auch in der Zukunft gilt.
Denk an Steuern und Krankenversicherung
Die Berechnungen beziehen zwar den Wertverlust des Geldes durch die Inflation mit ein. Steuern kommen allerdings noch hinzu. Wenn du keine weiteren Einnahmen hast, trägst du die Kosten für die Krankenversicherung ebenfalls selbst.
Die Studie geht von 30 Jahren aus
30 Jahre sind zwar eine lange Zeit, aber reicht das? Wann planst du in Rente zu gehen? Ab welchem Zeitpunkt möchtest du nur noch von den Zinsen leben? Sollten dies mehr als 30 Jahre sein, wäre es wohl klug ein bisschen konservativer zu rechnen.
Deine Kosten sind entscheidend
Lassen wir die ganzen Einschränkungen einmal außen vor und betrachten nur die Kernaussage der Trinity-Studie: Um langfristig nicht bankrott zu gehen kannst du jährlich 4% deines Vermögens „verbrauchen“. Im Umkehrschluss bedeutet das folgendes:
Um von Zinsen leben zu können benötigst du das 25-fache deiner jährlichen Ausgaben.
In der Theorie einfach, oder?
Nehmen wir an, dass du durchschnittliche monatliche Kosten von 2.000 Euro hast. Größere Ausgaben wie Urlaub oder Auto sind hier bereits mit drin. Pro Jahr hast du also Kosten von 24.000 Euro. Dein Zielvermögen beträgt dementsprechend 600.000 Euro. (25 x 24.000 Euro)
Das klingt erst einmal ernüchternd. Wo sollen (mal eben) 600.000 Euro herkommen?
Je nach Alter und Einkommen sind die Voraussetzungen unterschiedlich. Fakt ist aber, dass du irgendwie Geld zur Seite legen musst. Je früher desto besser. Je länger der Zinseszinseffekt auf dein Vermögen wirken kann, desto einfacher wird es für dich.
Wie kannst du dein Geld anlegen, um von den Zinsen zu leben
Du hast es dir sicher schon gedacht: Es ist natürlich nicht möglich, von den kleinen Mini-Zinsen auf dem Sparbuch zu leben. Die Studienergebnisse sind eindeutig und beziehen sich auf ein Portfolio aus 100% Aktien. Schön und gut, aber wie kannst du in Aktien investieren?
Als Privatanleger hast du drei Möglichkeiten, um dein Geld anzulegen
Die erste und einfachste Möglichkeit ist die Geldanlage mit sogenannten Robo-Advisorn. Hier gibst du lediglich dein Anlageziel, deine Anlagebeträge und dein Risikolevel an. Den Rest erledigt ein Roboter für dich. Nach wissenschaftlich fundierten Algorithmen wird dein Geld nun investiert. Diese Lösung ist einfach und günstig. Schau dir hier einmal den virtuellen Anlageberater von quirion* an.
Wenn du etwas mehr Zeit investieren möchtest und dafür Gebühren sparen willst, sind ETFs ein guter Anfang. In wenigen Schritten kannst du dir dein eigenes Portfolio aufbauen. Bereits ab 25 Euro im Monat kannst du loslegen. Die Theorie die hinter ETFs steckt ist dieselbe wie bei Robo-Advisorn.
Der dritte Weg sind direkte Aktieninvestments. Du eröffnest also ein Depot und suchst dir selbst Unternehmen aus, in welche du investieren möchtest. Das Startkapital sollte hier ein bisschen höher ausfallen, um den Zeiteinsatz für die Aktienauswahl zu rechtfertigen. Bei Einzelinvestments hast du die volle Kontrolle aber auch die volle Verantwortung.
Bitte beachte, es gibt nicht die eine Anlagestrategie. Besonders als Anfänger musst du wahrscheinlich einige Wege ausprobieren, um herauszufinden, mit welcher Anlagestrategie du dich langfristig wohlfühlst. Doch wie immer lautet die Devise: Fang an!
Fazit
Die 4% Regel ist natürlich nicht in Stein gemeißelt. Niemand kann dir garantieren, dass das 25-fache deines Vermögens ausreicht, um von den Zinsen leben zu können. Aber sie stellen doch schon einmal ein gutes erstes Ziel dar. Außerdem musst du vielleicht nicht ausschließlich von deinem Vermögen leben. Vielleicht erhältst du zusätzlich noch eine Rente oder gehst einer Nebenbeschäftigung nach.
Auch hier gilt: Setz dir ein Ziel, fang an und bleib dran!
Joerg meint
Aloha, Jan-Chri,
die Orginalstudie war nicht mit 100% Aktien – wenn ich mich recht erinnere … (eher 60/40?)
Hier in diesem Artikel gibt’s auch den Link zum Orginal:
https://earlyretirementdude.com/4-rule-come-anyway-hint-wasnt-trinity-study/
Beim Frugalisten gibt’s dazu auch einiges
https://frugalisten.de/william-bengen-trinity-wahrscheinlichkeiten-entnahmestrategien-teil-3/
Viel Spass beim Lesen, Joerg
Jan-Christian meint
Hallo Jörg,
hier ist auch der Link zum Original der Trinity-Studie: https://www.aaii.com/journal/199802/feature.pdf
Sie wurde mit verschiedenen Allokationen durchgeführt. 100/0; 75/25; 50/50; 25/75; 0/100.
Eine Aktienquote von 100% führte allerdings zu den besten Ergebnissen.
Die Studie wurde ausgelöst durch die Untersuchungen von William Bengen. Er nutzte die 50/50-Allokation. Sein Ergebnis war die „Safe Withdrawl Rate“, also ohne die 5% Wahrscheinlichkeit des Scheiterns.
Das steht übrigens auch so in deinen Links 😉
VG
Thomas von Divdepot meint
Hallo Jan-Christian,
Dein Titel heißt ja auch „So viel Geld brauchst du“… nur leider kommt die Antwort in deinem ansonsten guten Artikel etwas zu kurz.
Die Größe von 600.000 Euro als Zielsumme mag gut gemeint sein, aber praktisch werden ca. 350.000 Euro schon reichen. Warum?
Nun bei einer Aktienanlage und einer Dividendenrendite 4 % i.V.m. einem Dividendenwachstum von 6-7% p.a. kommen wir bei einer Laufzeit von 15 bis 20 Jahren (je nach Ansparhöhe) schon gut hin.
Grüße Thomas von DIVDepot
Jan-Christian meint
Hallo Thomas,
die 600k beziehen sich auf die 4% Regel. Was meinst du mit der Laufzeit von 15 bis 20 Jahren?
Wenn ich mit 350.000 Euro und 4% Dividendenrendite in Rente gehe habe ich nur 14.000 p.a. bzw. 1.166 im Monat.
VG
Thomas von DIVDepot meint
Hallo Jan-Christian,
ich beziehe mich auch die Geldsumme die du tatsächlich in deine Strategie investieren musst, um letztlich die 600.000 zu erreichen. Aufgrund des Zinseszinses beim Vermögensaufbau und des Dividendenwachstums musst du keine 600.000 Euro sparen damit du am End des Tages von deiner 4% Entnahme leben kannst…
Grüße Thomas von DIVDepot
Jan-Christian meint
Das stimmt, du musst sie nicht „sparen“. Aber du musst sie zum Renteneintritt haben. Ich denke dafür gibt es verschiedene Wege. Dividendenaktien bzw. das gesparte Geld zu investieren ist sicherlich keine schlechte Idee 😉
Rappo meint
Meines Wissens nach bezieht sich die Studie auf ein Depot mit 50% Aktien und 50% Anleihen.
Jan-Christian meint
Hallo Rappo,
siehe unten. Bengen rechnete mit 50:50.
In der Trinity-Studie wurde mit verschiedenen Allokationen gerechnet.
VG
Paula meint
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Von Zinsen zu leben wünscht sich wahrscheinlich fast jeder. Dieses Ziel muss jedoch nicht unerreichbar bleiben.
Mit besten Grüßen,
Paula
Hubert meint
Interessante Überlegung! Bei der momentanen Zinslage werden Anlagen immer spannender, besonders in Bezug auf die Altersvorsorge…