Nachdem ich dir im sechsten Beitrag dieser Serie gezeigt habe, worin der Vorteil von ETFs gegenüber aktiven Fonds besteht und warum du passiv investieren solltest, möchte ich dir heute fünf Punkte aufzeigen, die du bei deiner ETF-Auswahl beachten solltest. Dies ist der neunte Artikel in meiner Serie: Dein persönlicher Finanzplan – In 11 Schritten.
Doch eins vorweg: Genauso wie die Finanzmärkte einem ständigen Wandel unterliegen, so passt sich auch die Bankenwelt immer weiter an. Es ist ein bekanntes Problem (für die Banken), dass sie mit passiven Anlageformen deutlich weniger Geld verdienen, als mit aktiven. Eine Bank verdient schließlich nur wenn der Kunde sein Depot umschichtet. Das Gleiche gilt auch für die Fondsgesellschaften. Mit aktiven Fonds und hohen Gebühren von 2% und mehr pro Jahr, ließ sich gutes Geld verdienen. Anders sieht das aber mit Indexfonds und Gebühren von weniger als 0,5% aus.
Worauf will ich also hinaus. Nur weil eine Bank oder Fondsgesellschaft bei irgendeinem Produkt die drei Buchstaben ETF in den Namen mitaufnimmt heißt das leider schon länger nicht mehr, dass es sich auch um einen „echten ETF“ in unserem Sinne der passiven Geldanlage handelt. Die Ideenfabrik der Banken macht aus einem (in meinen Augen) wirklich anlegerfreundlichen und sinnvollen Produkt wieder etwas super Ausgefuchstes und kompliziertes. SmartBeta, Hebel, Short, Long etc., oft auch als ETFs auf Strategieindizes bezeichnet, entsprechen in keiner Weise der ursprünglichen Idee einer passiven Investmentstrategie. Auch wenn die Werbebroschüren häufig verlockend klingen („Wir begrenzen ihr Risiko und erhöhen Ihre Rendite…“) halte ich viele von Ihnen für schlichtweg nutzlos. Banken nutzen diese Konstrukte um im Windschatten des ETF-Hypes noch ein bisschen mehr Gewinn aus den Privatanlegern herauszukitzeln.
Kommen wir aber zum eigentlichen Thema, worauf solltest du achten wenn du einen für dich passenden ETF suchst. Welche Entscheidungen musst du treffen, welche Unterschiede gibt es?
Inhalt
Produktauswahl/Indexauswahl
Am Anfang steht natürlich die Produktauswahl. Wie in den vorherigen Beiträgen schon erklärt gibt es neben Aktien-ETFs noch eine Vielzahl anderer ETFs, zum Beispiel auf Anleihen. Im Folgenden möchte ich den Fokus jedoch wie gehabt auf das Thema Aktien-ETF legen.
Ein ETF ist ein Finanzinstrument welches den Markt (dargestellt durch einen Index) nachbildet und im Idealfall die dem Index zugrundeliegende Rendite abbildet. Aus diesem Grund ist die Auswahl eines geeigneten Index entscheidend. Für fast jede Strategie gibt es passende Indizes. Angefangen mit weltweiten Indizes (z.B. MSCI World, MSCI Emerging Markets) über einzelne Regionen (MSCI North America, Stoxx Europe) oder einzelne Länder (z.B. S&P 500 (USA), DAX (Deutschland)). Auch das Zusammenfassen ähnlicher Unternehmen in einem Branchenindex ist eine Möglichkeit. Als Ausgangspunkt steht also deine Strategie nach der du verschiedene Indizes auswählen kannst.
Eine häufige Strategie ist es, die gesamte Welt mit ETFs abzudecken, als Standard hat sich hier der MSCI World in Kombination mit dem MSCI Emerging Markets herauskristallisiert. Diese Kombination ist in meinen Augen die einfachste und bildet die Basis für viele ETF-Depots.
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Wichtig: Wie oben bereits angeführt, achte bei der Auswahl eines passenden Index darauf, dass es sich um einen bekannten und transparenten Index handelt. Banken denken sich gerne ihre eigenen, künstlichen Strategieindizes aus um ihre ETFs zu verkaufen.
Thesaurierung vs. Ausschüttung
Der zweite grundlegende Unterschied ist die Verwendung der Ausschüttung der im Index enthaltenen Dividenden:
- Thesaurierende ETFs behalten die Ausschüttungen und erhöhen dadurch den jeweiligen Anteilswert. Das in Form von Dividenden ausgeschüttete Geld wird durch den ETF-Anbieter sofort wieder weiter angelegt und kann weiter für dich und deine Ziele arbeiten. Der Vorteil dieser Möglichkeit ist die konsequentere Ausnutzung des Zinseszinseffektes. Ein Nachteil kann unter Umständen die steuerliche Behandlung bei ausländischen ETFs sein, bei denen das Geschäftsjahr nicht deckungsgleich mit dem deutschen Steuerjahr (Kalenderjahr) ist.
- Ausschüttende ETFs schütten die eingesammelten Dividenden direkt an dich als Anleger aus. Dies geschieht, je nach ETF, zwischen einem und vier Mal im Jahr. Die Ausschüttung hat den Vorteil, dass du einen regelmäßigen Rückfluss der Gewinne direkt auf dein Konto hast. Als deutscher Anleger könntest du darüber hinaus vom Sparerpauschbetrag profitieren. Durch die Ausschüttungen kannst du Gewinne zeitlich vorziehen und somit von einer Steuerersparnis bis ca. 200 Euro pro Jahr profitieren.
Die Entscheidung, ob du thesaurierende ETFs oder ausschüttende ETFs bevorzugst ist also primär Geschmackssache.
Die Replikationsmethode
Was soll das denn schon wieder sein? Wie du weißt, ist es das Ziel eines ETFs einen Vergleichsindex, z.B. den DAX, möglichst genau abzubilden. Dafür gibt es im Grunde zwei verschiedene Möglichkeiten:
- physische Replikation
Bei der physischen Replikation werden die im Index enthaltenen Werte durch den ETF-Anbieter in der richtigen Anzahl gekauft. Wenn wir als Beispiel den DAX nehmen, kauft der Anbieter also Anteile an allen dreißig Unternehmen des DAX. Größere Unternehmen werden dabei stärker Gewichtet, kleinere Unternehmen entsprechend schwächer. Ändert sich nun die Zusammensetzung des DAX, so wird auch der ETF entsprechend Anteile verkaufen und kaufen, um den Index weiterhin darzustellen. Dieses Vorgehen wird auch als „full-replication-Methode“ bezeichnet, da alle im Index enthaltenen Unternehmen durch den Anbieter gekauft werden.
Im Gegensatz zur full-replication-Methode ist das sog. „sampling“ zu unterscheiden. Gerade bei sehr großen Indizes (z.B. MSCI World mit >1.500 Unternehmen) ist es nicht mehr möglich, alle Unternehmen in der richtigen Anzahl zu kaufen. Zum einen wäre es mit einem viel zu hohen Aufwand verbunden, zum anderen sind einzelne Unternehmen einfach gar nicht handelbar. Deswegen wird der Index über sampling nachgebildet. Gemäß dem Pareto-Pareto-Prinzip kann der Index bereits durch die größten 50, 100 oder 200 Unternehmen vergleichsweise gut dargestellt werden. Es wird also eine bestimmte Auswahl an Unternehmen mit dem größten Gewicht im Index gekauft durch welche der eigentliche Index stellvertretend abgebildet wird. Es ist also eine Gratwanderung zwischen dem Aufwand (Kosten) und der Genauigkeit der Nachbildung (Tracking Error). - synthetische Replikation
Bei der synthetischen Replikation hält der ETF selbst nicht unbedingt die im Index enthaltenen Aktien. Dennoch bildet der ETF die Performance des zugrundeliegenden Index ab. Dies passiert über ein sogenanntes Swapgeschäft. Vereinfacht ausgedrückt, verpflichtet sich der Swappartner (Kontrahent), als Partner die Performance des Index und aller Dividendenzahlungen bereitzustellen. Da die Lieferung der „korrekten“ Rendite vereinbart ist, sind synthetisch replizierende Fonds in der Regel genauer in der Nachbildung. Sinn macht ein solches Konstrukt also aus kosten Sicht in dem Moment ab dem die Transaktionsgebühren der Nachbildung die Swapgebühren übersteigen. Natürlich gibt es aber auch Risiken: Geht der Swappartner pleite, bleiben dem ETF zwar noch die Sicherheiten des Partners zur Verwertung, da es aber bis jetzt noch keinen Fall gegeben hat in welchem die Swappartner reihenweise pleite gegangen sind, bleibt der Präzedenzfall noch abzuwarten.
ETF-Kosten
Wir alle wissen, dass ETFs vor allem aufgrund der deutlich geringeren Kosten gegenüber aktiven Fonds im Vorteil sind. Doch auch zwischen den einzelnen ETFs kann es unter Umständen große Unterschiede geben. Du solltest daher bei der Auswahl eines passenden ETFs die folgenden drei Kostentreiber im Auge behalten:
- Total Expense Ratio (TER) – Gesamtkostenquote
In der TER sind die laufenden, jährlichen Verwaltungskosten enthalten. Sie gibt schon einmal einen ersten guten Überblick über die regelmäßig anfallenden Kosten. Dinge wie Verwaltung, Regulierung, Anwaltskosten usw. sind hiermit bereits abgedeckt. Die Kosten sind nicht gesondert zu entrichten sondern werden tag genau vom Wert des ETFs abgezogen.
Obwohl die „Gesamtkostenquote“ nach unserem Sprachgebrauch eigentlich alle anfallenden Kosten enthalten sollte, ist dem natürlich nicht so. Nicht enthalten sind nämlich die internen Handelskosten für den Kauf und Verkauf der zugrundeliegenden Index-Werte, wie auch eventuelle Kosten für Swap-Geschäfte. Je nach Repliktionsmethode kann also eine ordentliche zusätzliche Kostenbelastung auf uns zukommen, ohne dass diese in der TER enthalten ist. - Tracking Difference (TD)
Die Lösung für das Problem der in der TER nicht enthaltenen Kosten ist die Tracking Difference. Sie gibt an, wie weit der ETF von der Performance seines Ziel-Index entfernt ist. Wenn der DAX in einem Jahr also 10% Gewinn macht, der ETF aber nur 9,5%, dann beträgt die Differenz 0,5%. Da das Ziel unserer ETF-Anlage die Nachbildung eines Index war, entspricht die Differenz unseren „wahren“ Kosten.
In der Praxis sind diese Werte (im Gegensatz zur TER) nicht standardisiert angegeben. Am einfachsten ist es daher wahrscheinlich einen Langfrist-Chart heranzuziehen in welchem ETF und Index aufeinander gelegt werden können. Hier sollte unbedingt ein Zeitraum über mehrere Jahre betrachtet werden. - persönliche Kosten
Als dritter Punkt sind deine persönlichen Kosten zu betrachten. Hier sind zum Beispiel deine Depot-Gebühren und deine Transaktionskosten zu nennen. Hier empfehle ich das Depot bei der comdirect*. Viele sogenannte „Top-Preis ETFs“ der bekannten Anbieter Comstage und iShares können kostenlos im Sparplan bespart werden.
Fondsgröße
Es kann passieren, dass ein Fonds geschlossen und damit abgewickelt wird. Zum einen ist es ärgerlich weil es Aufwand für die Neuanlage, das Umstellen von ETF-Sparplänen und unter Umständen sogar eine Änderung der Strategie zur Folge hat. Zum anderen kann es aber auch eine Menge Geld kosten. Stell dir vor, dein ETF steht gut im Plus und wird dann abgewickelt. Auf einen Schlag sind alle angefallenen Gewinne zu versteuern und der Steuerstundungseffekt ist dahin. Auch wenn es natürlich keine Sicherheit gibt, so gibt es doch ein paar Punkte auf die du zumindest einen kurzen Blick werfen solltest, um das Risiko vielleicht ein bisschen zu reduzieren.
- Fondsanbieter
Im ETF Bereich tummeln sich einige Anbieter, es gibt aber vor allem eine Hand voll großer Anbieter am Markt. Ich möchte an dieser Stelle keine Namen nennen, wenn du dich aber mit dem Thema beschäftigst wird dir bereits nach wenigen Minuten auffallen, dass einige Fondsanbieter immer wieder auftreten. Sie sind schon länger am Markt und daher solide, die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Geschäft aufspalten, verkaufen oder einstellen ist meiner Meinung nach bei den Großen deutlich geringer als bei irgendeinem Nischen-Anbieter. - Volumen
Ausschlaggebend für die Größe eines ETFs ist das verwaltete Vermögen, bzw. das Volumen. Ein großer ETF sollte etwa 500 Mio. und mehr verwalten. Wir achten hier nicht auf den Cent deswegen ist es egal, ob es nun Dollar oder Euro sind. Es geht vor allem darum einmal eine Hausnummer genannt zu haben. - Alter
Der zweite wichtige Anhaltspunkt ist das Alter des ETFs. Wie lange ist er schon am Markt? Nach etwa 5 Jahren sollte er sich etabliert haben.
Ich hoffe du konntest einiges aus diesem Beitrag für deine ETF-Auswahl mitnehmen. In der nächsten Woche beschäftigen wir uns mit dem „Weltdepot“ für ETF-Anleger.
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Oliver meint
Hallo Jan,
danke für deinen Artikel.
Dank der übersichtlichen Darstellung konnte ich auch an der einen oder anderen Stelle noch etwas lernen und mitnehmen.
Allerdings muss ich einwenden, dass ich deine Einleitung mit dem obligatorischen Banken-Bashing mal wieder völlig daneben finde.
„Eine Bank verdient schließlich nur wenn der Kunde sein Depot umschichtet. Das Gleiche gilt auch für die Fondsgesellschaften.“ – Allein das ist schon völliger Unsinn. Es gibt abgesehen von Verlagen und (früheren klassischen) Musiklabels praktisch keine Branche, die so viel passive Erträge generiert wie die Finanz- bzw. Bankenbranche. Und auch gerade auch in der Bilanz-Passiva versuchen Banken bekanntermaßen seit fast 10 Jahren die passiven Erträge im Verhältnis zu den aktiven zu steigern. Oder warum denkst du, hat so ziemlich jede große (und deiner Meinung nach: ach so böse) Fondsgesellschaft mittlerweile ein ETF-Portfeuille? Sorry, aber da hat man als Leser mal wieder das Gefühl, dass du nur Profit daraus schlagen willst, dass der öffentliche Konsens sich nach wie vor tendenziell eher gegen die Banken wendet.
„Die Ideenfabrik der Banken macht aus einem (in meinen Augen) wirklich anlegerfreundlichen und sinnvollen Produkt wieder etwas super Ausgefuchstes und kompliziertes.“ – Natürlich, Jan. So wird es gewesen sein. Das klingt mir schon deutlich nach Verschwörungstheorien und ich erwarte fast, dass du in der nächsten Stufe Chemtrails, Reptiloiden und das Fortbestehen des Deutschen Reichs in deine Artikel einfließen lässt. Also wenn ich deine Theorie mal weiter ausbaue, bedeutet das also, dass Banken und Fondsgesellschaften, die meinen nicht mehr genug zu verdienen, weil es jetzt ETF gibt, ihre hochbezahlten Ideen- und Impulsgeber in einen Raum stecken, um ein schlichtes Produkt so weiter zu verkomplizieren, dass keiner sie mehr versteht und dafür wieder höhere Preise bezahlt? Echt jetzt? Jan, die Bankenbranche wird nicht umsonst als die Stahlbranche des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Die Margen und Erträge sind soweit erodiert, dass die gesamte Finanzbranche um ihr Überleben kämpft und sich solche „Schüsse ins Blaue“ nicht ansatzweise erlauben könnte. Dass solche Produkte auf den Markt gebracht werden, zeigt, dass es Kunden mit einem konkreten Bedarf gibt. Wenn dieser Bedarf nicht ein bestimmtes Volumen und Ertragspotenzial hätte, würde er auch nicht durch ein „verschlimmbessertes“ Produkt befriedigt werden. Kein mit Gewinnerzielungsabsicht operierendes Unternehmen könnte sich eine solche Vorgehensweise erlauben und die eine Branche, die in den kommenden Jahren (nahezu) zur Bedeutungslosigkeit verkommen wird (die Bankenbranche) schon mal gar nicht.
Soviel zu deiner Einleitung, die ich für völlig überflüssig und bloße Meinungsmacherei halte. Meiner Meinung nach hast du solch dumpfes Getöne nicht nötig.
Wenn ich mir hingegen das Sampling als Derivat der physischen Replikation und die Synthetische Replikation anschaue, fühle ich mich doch auf Anhieb und äußerst unangenehm an den Zertifikateboom der 00er Jahre erinnert. Da wurden vor dem großen Crash 2007/08 Zahlungsströme und Bonitäten solange miteinander vermischt, bis keiner mehr durchgesehen hat. Da ich (und du ja offensichtlich auch) mittlerweile einen echten ETF-Hype erkenne, stimmt mich diese Entwicklung zumindest nachdenklich. Ähnlich wie du möchte ich daher jedem Anleger dringend ans Herz legen, sich genau zu überlegen, welche ETF-Emittenten er sich final ins Depot legt! Nur auf Größe, Alter und Namhaftigkeit abzustellen, ist allein und für sich genommen zu wenig. Hier sollte dringend auch eine eigene Überprüfung der Bonität vorgenommen werden. Denn was die Urteile der großen Ratingagenturen wert sein können, haben wir vor knapp 10 Jahren schon einmal schmerzhaft feststellen müssen. Wer so eine Überprüfung nicht selbst kann, sollte unbedingt professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen.
Viele Grüße
Oliver
Jan meint
Hallo Oliver,
danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich bin da jedoch nach wie vor anderer Meinung.
Sicherlich habe ich den Beitrag oben etwas überspitzt und sarkastisch formuliert. Fakt ist aber, dass die aktive Anlage in den letzten Jahren extrem unter Beschuss geraten ist. Darüber hinaus kannst du mir nicht erzählen, dass eine Bank mit einem ETF mit 0,3% TER das Gleiche verdient wie mit einem aktiven Fonds mit 5% Ausgabeaufschlag und 2,5% Gebühren der am besten selbst noch ein Dachfonds ist (wieder überspitzt dargestellt).
Also mit Chemtrails und dem Deutschen Reich lässt sich meine Aussage mit Sicherheit nicht über einen Haufen werfen. Es ist doch fakt, dass Banken weniger verdienen und sich nach neuen Möglichkeiten umschauen. Sie entwickeln Produkte die sie anschließend als „gehebelten ETF“ bezeichnen. Sicherlich gibt es dafür einen Bedarf. Es ist aber nicht so, dass das vorher nicht abbildbar war. Früher hat man Zertifikate oder Optionen genommen um auf einen fallenden DAX zu setzen. Ich warne lediglich davor, dass diese Form der „Strategie-ETFs“ nichts mit der ursprünglichen passiven Geldanlage mit Indexfonds zu tun hat. Dass sich der Begriff ETF, übersetzt als börsengehandelter Fonds sehr weit auslegen lässt, das ist mir schon klar.
Deinen letzten Hinweis kann ich so nur zu 100% unterstreichen. ETFs sind einfach noch zu neu, um vorherzusagen wie sich die synthetische Replikation in einem echten Crash schlägt. Ich bin da auch noch ein bisschen vorsichtig und möchte ETFs keinesfalls in den Himmel loben und als Allheilmittel verkaufen. Nichtsdestotrotz sind sie für Privatanleger in meinen Augen eine der besten Möglichkeiten, um Geld an der Börse zu investieren.
VG
Oliver meint
Hallo nochmal Jan,
danke für deine Stellungnahme. Es spricht für dich und deinen Blog, dass und wie du mit kritischeren Kommentaren umgehst. Schon aus diesem Grund allein lese ich hier immer wieder gerne mit.
„Darüber hinaus kannst du mir nicht erzählen, dass eine Bank mit einem ETF mit 0,3% TER das Gleiche verdient wie mit einem aktiven Fonds mit 5% Ausgabeaufschlag und 2,5% Gebühren der am besten selbst noch ein Dachfonds ist (wieder überspitzt dargestellt).“ – Offenbar hast du meinen Kommentar oben nicht ganz richtig gelesen. Denn ich will dir mitnichten klar machen, dass eine Bank mit einem ETF das Gleiche verdient wie mit einem aktiv gemanagten Fonds. Ich kann das nicht einmal ansatzweise in meinen Kommentar hineininterpretieren. Ich weiß also gar nicht, wie du auf so ein Verständnis kommst. Aber vielleicht habe ich mich da auch einfach missverständlich ausgedrückt. Daher noch einmal in einfacheren Worten: Du hattest geschrieben:“ Eine Bank verdient schließlich nur wenn der Kunde sein Depot umschichtet.“ Woraufhin ich dir geschrieben habe, dass das nicht stimmt. Eine Bank hat ein Geschäftsmodell, das primär auf die Generierung passiver Erträge ausgerichtet ist (grob: Ausleihungen – Einlagen = Marge). Sie verdient also keineswegs NUR mit Umschichtungen. Ganz im Gegenteil: Diese Umschichtungen sind erst vor relativ kurzer Zeit modern geworden und nehmen offensichtlich schon wieder ab.
Ich vergleiche (in diesem Fall mal von meiner Seite „überspitzt“) deine Aussage deswegen mit meinen „Lieblingsverschwörungstheorien“, weil ich sie für genauso wenig der Logik zugänglich erachte.
Du hast natürlich vollkommen Recht, wenn du schreibst, dass Banken weniger verdienen und deswegen nach neuen Geschäftsmöglichkeiten schauen. Aber einen scheinlogischen Schluss zu konstruieren, dass genau deswegen Produkte verkompliziert werden, ist einfach unhaltbar.
Mit deiner Aussage „Sicherlich gibt es dafür einen Bedarf. Es ist aber nicht so, dass das vorher nicht abbildbar war. Früher hat man Zertifikate oder Optionen genommen um auf einen fallenden DAX zu setzen.“ bist du doch schon auf der richtigen Spur: Es gibt also offensichtlich Anleger, die von der Funktionsweise eines ETF total angetan sind und ihn jetzt auch auf fallende Kurse setzen möchten. Und dafür möchte der Kunde sich nicht mit Derivaten oder Zertifikaten beschäftigen müssen. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Derivate ziemlich schwierig zu verstehen sind und eine andere Risikoaufklärung erfordern und Zertifikate völlig andere Rechtspositionen im Falle der Insolvenz des Emittenten nach sich ziehen. Ich kann daher Kunden, die die Vorteile eines ETF zu schätzen wissen, aber gleichzeitig von fallenden Kursen des DAX profitieren verstehen, wenn sie auf entsprechende ETF zurückgreifen. Das schafft Komfort und schont im Normalfall Nervenkostüm und Geldbeutel. Von Geschäftemacherei der Banken ist da noch keine Spur. Dafür gibt es meines Erachtens genug und bessere Beispiele.
Viele Grüße und weiter so!
Oliver
Jan meint
Hallo Oliver,
vielen Dank für das Lob.
Ich glaube ich weiß wo das Mißverständnis liegt. Ich bezog meine Aussage eher auf den kleinen Bankverkäufer der eben vor allem davon lebt, den Privatkunden immer wieder neue Fonds zu verkaufen. Dass Banken als Ganzes betrachtet am Einlagegeschäft, passiv Geld verdienen ist richtig, da bin ich ganz bei dir. Vielleicht hätte ich eher von den Bösen Bankverkäufern schreiben sollen die Privatanlegern geschlossene Fonds mit 20% Renditeerwartung andrehen (meiner Oma passiert…).
2. Absatz geschenkt 😉
Beim letzten Punkt liegen unsere Meinungen gar nicht so weit auseinander. Mein Punkt ist vor allem, dass das „schöne Produkt ETF“ durch neue Strategieprodukte verwässert wird. Sicherlich wird es Menschen geben die das nutzen (wollen). Nur in der Einschätzung der Intention der Banken liegen wir etwas auseinander.
Du: Banken decken eine (potentielle) Nachfrage/Bedarf ab.
Ich: Banken nutzen das gehypte Schlagwort ETF, um Strategiindizes an den Mann zu bringen.
Mir ist auch bewusst, dass Banken wirtschaftliche Unternehmen sind. Sie müssen ihre Gewinne optimieren und das geht eben nur wenn sie den Bedarf ihrer Kunden decken. Ich habe aber die Haltung, dass diese Art der ETFs für den „Otto-Normal“ passiv Anleger nicht notwendig sind.
VG
Jan
Marcel meint
Hallo Jan,
Danke für den gut strukturierten Artikel.
Ich kann meinem Vorredner beim Thema Banken-Bashing nicht zustimmen.
Ich selbst habe 15 Jahre in dieser Branche gearbeitet und deine Kritikpunkte sind zum Teil durchaus berechtigt. Vor allem, was die „kreative“ Entwicklung neuer Produkte anbelangt. Eine Bank verdient allerdings auch recht gut daran, wenn der Kunde seine Wertpapiere langfristig im Depot belässt.
Generell kann ich nur jedem raten, sich selbst in Finanzfragen zu bilden, damit man nicht auf den Rat von Banken und Finanzdienstleistern angewiesen ist. Gleichzeitig gilt natürlich, uns muss auch klar sein, dass altruistische Motive nicht die Hauptmotive im Geschäftsleben sind.
Beste Grüße
Marcel
Jan meint
Hallo Marcel,
dem stimme ich voll und ganz zu. Man muss sich einfach immer Fragen, was bringt es dem gegenüber, wenn ich das tue was er mir empfiehlt.
Leider wollen viele immer eine kostenlose Beratung und erwarten dann eine total unabhängige Meinung. Sicherlich gibt es Gute und Schlechte. Fakt ist aber, dass es irgendwo einen Interessenkonflikt bei der kostenlosen Beratung gibt.
Peter meint
Hallo Jan,
Danke für Deinen Artikel, der meine Meinung über ETFs nochmals gefestigt hat.
Ich habe vor längerer Zeit mein Depot auf synthetisch replizierte ETFs kontrolliert und „ausgesiebt“, da mir Swap-Geschäfte in dieser Zeit zu heikel sind.
Schade ist nur, dass ich keinen sparplanfähigen MSCI-ETF gefunden habe, der nicht synthetisch repliziert.
Da muss ich eben an den Sparplan selber denken 🙂
Viele Grüße, Peter
Jan meint
Hallo Peter,
richtig, so kann man es auch machen. Ich denke nicht, dass synthetische ETFs eine riesige Gefahr sind. Ich warne aber dennoch davor, dass wir eben nicht ganz genau wissen, wie sich ein solcher Swap in einer richtigen Krise mal entwickelt. Da kann es eben schon zu Überraschungen kommen. Und dieses Risiko sollte einem durchaus bewusst sein.
Vermögensanleger meint
Hallo zusammen,
da hat sich ja eine lebhafte Diskussion entwickelt. So macht das Mitlesen Spaß!
Ich war in der vergangenen Woche auf einer Kundenveranstaltung meiner Hausbank. Hierbei handelte es sich um eine Infoveranstaltung zum Thema „Intelligente Lösungen in Zeiten schwankender Märkte“. In knapp 3 Stunden wechselten sich ein Berater der kooperierenden Fondsgesellschaft mit seinen Ausführungen zu aktuellen Marktentwicklungen und ein Comedian/Zauberkünstler/Finanzexperte (!!!) ab, um das Publikum zu informieren bzw. zu unterhalten.
Den Zauberkünstler konnte ich als Entertainer „abstempeln“ und habe daher seine Angaben zu Finanzthemen nicht so ganz ernst genommen und mich interhalten lassen. Auf seiner Homepage war von Finanzexperte auch keine Rede mehr.
Die Informationen zur aktuellen Entwicklung der Kapitalmärkte durch den Berater der Fondsgesellschaft waren aus meiner Sicht meist richtig und nachvollziehbar.
Seine Schlussfolgerungen jedoch waren aus Kundensicht teilweise absolut katastrophal. Ich stimme mit ihm überein, dass Sparbuch und Tagesgeld zur Geldanlage nicht mehr taugen.
Als er dann aber ein Diagramm vorstellte, mit der Entwicklung bestimmter Indizes und Einzelaktien und dafür einen Vergleichszeitraum von zwei Jahren heranzog, wurde ich hellhörig. Im Ergebnis sei der MSCI World bei geringster Schwankung am renditeträchtigsten gewesen.
Nachvollziehbar wäre für mich nun auf Basis dieser Daten die Empfehlung eines ETF auf den MSCI World gewesen. Stattdessen sei es nun für den Kunden wichtig, sich noch breiter aufzustellen. Hierzu sei es nicht erforderlich, dass man als Kunde die Geldanlage im Einzelnen verstehe. Man müsse da einfach auf die Experten vertrauen. Die Funktionsweise seines Smartphones könne man schließlich auch nicht im Ganzen überblicken.
Das Ergebnis seiner Ausführungen war die Empfehlung „hochkomplexer“ Multi Asset-Produkte der veranstaltenden Fondsgesellschaft. Das Flaggschiffprodukt der Fondsgesellschaft gibt eine TER von 1,98 % an.
Ich denke, dass ist ein gutes weiteres Beispiel für die von Jan angesprochene Phantasie der Banken, wenn es um den Verkauf von Provisionspeodukten geht.
Schöne Grüße
Marco
Jan meint
Hallo Marco,
so ist es leider. Ich habe schon mal betont, dass ich da nicht so das große Vertrauen in „die Experten“ habe. Ich möchte hier ETFs keinesfalls in den Himmel loben. Sie sind ein Produkt mit Schwächen und müssen sich in der nächsten richtigen Krise ersteinmal beweisen. Es gibt aber einfach Produkte (z.B. Dachfonds) die sind legaler Betrug am Kunden und nur dazu gedacht doppelte Gebühren zu verlangen.
VG
Vermögensanleger meint
Ich werde mich auch hüten, ETF als das einzig Wahre in jeder Situation anzupreisen. Genau, wie du warte ich gespannt, wie sie sich in schwierigen Phasen entwickeln. Ich ärger mich nur über die Vorgehensweise von Banken und Versicherungen.
Anstatt eine Situation zu analysieren und dann für den Kunden die individuellen Schlussfolgerungen zu ziehen und schließlich ein Produkt auf Basis dieser Analyse zu empfehlen, steht das Ergebnis vorher fest und die Analyse wird sich so lange schön gerechnet bis das auf den ersten Blick für den Kunden nachvollziehbar erscheint.
Solange der Kunde lieber versteckte hohe Gebühren für ein Provisionsprodukt als aktiv eine geringere Gebühr für eine Honorarberatung zu zahlen, wird sich das auch nicht ändern.
Schönen Sonntag
Marco
Jan meint
Leider war, aber irgendwo ist der Kunde eben auch selbst Schuld. Wenn er in eine Bank geht darf er sich nicht wundern wenn er am Ende die Fonds der Bank verkauft bekommt. Ich verstehe nicht warum immer alles kostenlos sein muss. Man muss einfach hinterfragen warum sich ein Mann im schicken Anzug eine Stunde Zeit nimmt, einen kaffee und eine Cola spendiert und einen „berät“…7
Schönen Sonntag!
Thomas Maier meint
Hallo,
vielen Dank für den interessanten Beitrag und guten Überblick.
Ich vermisse noch etwas: Informationen über das Domizil des jeweiligen ETF. Ist dieses nicht ausschlaggebend für die Besteuerung (Quellensteuer)?
Wo geht die Empfehlung hin, welches Domizil zu bevorzugen ist?
Viele Grüße
Thomas Maier