Für viele Menschen ist die finanzielle Unabhängigkeit nur ein Traum. Ein Ziel das andere Erreichen, in weiter Ferne für einen selbst.
Dabei ist es gar nicht so schwer für einen der früh anfängt, hart arbeitet und regelmäßig und diszipliniert Geld zur Seite legt. Der Zinseszins führt bei einer regelmäßigen Sparrate und einer moderaten Rendite in einigen Jahren zu einem kleinen Vermögen.
Es ist einfachste Mathematik notwendig um festzustellen, dass die finanzielle Unabhängigkeit durch nahezu jeden zu erreichen ist. Doch warum haben wir immer nur das Bild des sektschlürfenden Lebemanns mit Riesenvilla, Diener und eigenem Fuhrpark vor Augen? So weit weg, dass wir gar nicht daran denken mögen?
Was bedeutet die finanzielle Unabhängigkeit?
Für mich geht es nicht darum, ein Millionenvermögen anzuhäufen. Dieses Ziel ist den meisten wohl wirklich verwehrt. Trotzdem ist es für jemanden der über 20, 30 oder sogar 40 Jahre konsequent einen Teil seines Einkommens zur Seite legt und investiert möglich, am Ende von seinen Erträgen und der erarbeiteten Substanz zu leben. Dabei geht es eben nicht um Millionen sondern wenige hundert Euro im Monat. Je nachdem wann du anfängst, können bereits 10% Sparquote (monatliche Ersparnis/monatliches Einkommen) ausreichen, um die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Zu Beginn zählt jeder Euro, doch irgendwann beginnt die Rendite den Hebel anzusetzen und das Ganze beginnt sich zu verselbstständigen.
Wenn ich es so schreibe klingt es so einfach. Aber warum sind wir dann nicht alle reich? Woran liegt das? Im Wesentlichen gibt es fünf Hindernisse die dich davon abhalten die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen.
Im Folgenden stelle ich sie dir vor und gebe Tipps, wie du sie überwinden kannst.
Du strebst die finanzielle Unabhängigkeit gar nicht an
Dies ist wohl der häufigste Grund warum Menschen scheitern. Sie treten den Weg gar nicht erst an. Aber warum? Jeder ist geprägt durch das Umfeld in dem er aufwächst, da fällt es schwer über den Tellerrand hinaus zu blicken. Stell dir vor, du hörst von Kindesbeinen an immer dieselben negativen Dinge: Die Reichen sind böse. Geld verdirbt den Charakter. Das wirst du nie erreichen. Du wirst also von klein auf darauf konditioniert, dass Geld etwas Schlechtes ist. Wie hoch steht die Wahrscheinlichkeit, dass du den festen Entschluss für die fasst etwas zu ändern, aus dem Hamsterrad auszubrechen und den steinigen Weg bis zum Schluss zu gehen? Ist es nicht häufig sehr viel einfacher, zusammen mit dem eigenen Umfeld, weiter jeden Tag aus dem Hamsterrad heraus auf die vermeintlichen Reichen zu schimpfen?
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Du weißt nicht wie einfach es eigentlich sein kann
Wenn du bei Punkt 1 schon eine ablehnende Haltung an den Tag legst, wird dir dieser Punkt ebenfalls nicht einleuchten. Wir alle hatten in der Schule das Thema Zinsrechnung im Unterricht. Doch wie haben wir gerechnet? Irgendwelche Zahlen wurden multipliziert, quadriert und addiert. Für mich ohne weiteren Sinn und Zweck. Am Ende wussten wir (idealerweise) was der Zinseszinseffekt in der Theorie ist aber anfangen konnten wir damit nichts. Es erschien uns einfach nicht wichtig. Mir hat in der Schule keiner gesagt, dass aus monatlich 200 Euro bei 7% Rendite am Aktienmarkt nach 40 Jahren fast eine halbe Million wird. Sicher hätte man es ausrechnen können. Es fehlte aber der Funke der diese Idee überhaupt in den Kopf einpflanzt. Es ist einfach nicht bekannt, wie einfach es sein kann.
Deine Ausreden hindern dich daran anzufangen
Kennst du diese Menschen die für alles eine Ausrede haben? Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Angst zu Scheitern Menschen dazu bringen kann, vermeintlich risikolose Dinge nicht zu beginnen. Was hast du zu verlieren jeden Monat einen Teil deines Geldes beiseite zu legen? Eigentlich nichts oder? Stattdessen gibt es Menschen die immer einen Grund dagegen finden. Es ist der falsche Monat, dass falsche Jahr, im Sommer ist es auch schlecht anzufangen wegen höherer Ausgaben für den Urlaub. Im Winter sind es die hohen Heizkosten. Weihnachten geht sowieso nicht und nach all dem Stress muss man sich im Frühling ja endlich mal was gönnen. Darüber hinaus ist man noch zu jung um an später zu denken, hat wegen der Kinder eh gerade kein Geld zur Verfügung. Oder hat endlich Zeit zu leben, jetzt wo die Kinder raus sind oder ist sowieso schon wieder so alt, dass es sich nicht mehr lohnt. Klingt irgendwie lächerlich wenn man das so liest oder? Trotzdem hindern diese Ausreden viele Menschen daran, die finanzielle Unabhängigkeit zu Erreichen. Fakt ist, der beste Tag zu beginnen war gestern, der zweitbeste ist heute.
Du bist zu ungeduldig auf deine Belohnung zu warten
Sagt dir der Marshmallow-Test von Walter Mischel etwas? Vielleicht kennst du ihn aus der Fernseh-Werbung. Dieses Experiment wurde in den USA mit Kindern durchgeführt. Kinder erhielten einen Marshmallow, der Leiter des Experiments verließ den Raum und versprach den Kindern mit einem zweiten Marshmallow wiederzukommen wenn sie den ersten nicht aufessen. Es geht also darum, die Belohnung nach hinten zu schieben und dafür mehr zu haben. In einer Studie wurde festgestellt, dass die Kinder die abwarten konnten, generell geduldiger und vor allem erfolgreicher waren, als diejenigen, die sofort zugegriffen haben. Hier findest du ein Video solch eines Tests. Gehörst du also zu den Kindern die den Marshmallow sofort essen oder kannst du warten, dein Geld zusammenhalten und später die Früchte ernten?
Dein Planungshorizont reicht nicht weit genug
Du kennst das, je älter du wirst, desto schneller vergeht die Zeit. Kinder im Kindergartenalter denken nur von Tag zu Tag, bzw. Woche zu Woche. Dies ist auch ein Grund warum das Warten auf Weihnachten einer Ewigkeit gleicht. Mit zunehmendem Alter verlängert sich unser Zeithorizont. Wir planen weiter in die Zukunft. Bleibst du jedoch stehen und planst nie weiter als ein paar Jahre, dann fehlt dir der Planungshorizont für die finanzielle Unabhängigkeit. Es geht nicht darum, genauestens alles vorauszusehen, dass funktioniert so wieso nicht. Es geht aber darum, einen Plan zu haben, eine Idee. Diese kann und muss mit der Zeit immer wieder angepasst werden. Trotzdem wird es nicht schaden einen solchen Plan für deine finanzielle Zukunft zu haben.
Aus welchem Grund hast du die finanzielle Unabhängigkeit noch nicht erreich?
[ratings]
Kilian von Finanzdurchblick meint
Hallo Jan,
Spannender Artikel! Ich glaube der Hauptgrund ist bei Punkt 1. Viele Leuten kennen diesen Begriff überhaupt gar nicht. Wie soll man denn auf etwas hinarbeiten, wenn man gar nicht weiß, was das Ziel ist….
Allerdings finde ich persönlich, sind deutlich höhere Sparquoten als 10% nötig. Wenn man erst 40 Jahre warten muss, ist man auch schon im Rentenalter. Dann kann man ja so oder so seine Zeit nach seinen Vorstellungen frei gestalten.
Jan meint
Hallo Kilian,
du hast Recht, 10% sind sicher nicht ausreichend. Trotzdem hast du danach die Rente und deine Rücklagen zur Verfügung.
Die 10% sollen aber eher verdeutlichen, wie einfach es sein kann. Hat man dies erst einmal begriffen kommt die Motivation wahrscheinlich von alleine, um die Wartezeit zu verkürzen.
VG
Jan
Nico von Finanzglück meint
Hallo Jan,
Sehr schön zusammengefasst. Bei mir war das Problem, dass ich gar nicht wusste, was finanzielle Freiheit überhaupt ist. Woher denn auch. Erst einmal gibt es in unseren Landen kaum Leute, die es aus eigener Kraft in die finanzielle Freiheit schaffen. Und die wenigen, die es gepackt haben, halten dann auch besser den Mund. Sonst passiert es schnell, dass ihnen Ablehnung und Neid entgegen schlägt.
Es gibt einfach zu wenige Vorbilder. Das ist vielleicht der Punkt 6 in Deiner Liste. Wenn ich Leute schon früher gekannt hätte, die ihren Traum außerhalb der Tretmühle gelebt haben, dann hätte vielleicht auch schon früher angefangen.
VG, Nico
Jan meint
Hallo Nico,
genau so ist es. In Deutschland spricht man kaum über Geld.
Leider muss man sich die Vorbilder wirklich selbst suchen.
Wobei ich trotzdem versuche eins zu sein 😉
VG
Jan
Philipp von Investment Amad€ meint
Hallo Jan!
Sehr interessanter Artikel!
Meiner Meinung nach sind die 1 und 3 die beiden Hauptgründe, warum nur wenige die finanzielle Freiheit erreichen.
Reiche haben nach wie vor in Österreich und Deutschland einen schlechten Ruf. Siehe Batman: „We are not rich. But at least we are honest.“ Sind Reiche nicht ehrlich?
MFG Philipp
Jan meint
Hallo Philipp,
ja, leider ist das so. Aber auch hier werden alle durch eine Minderheit an Spinnern nach unten gezogen.
VG
Anwärter meint
In dem Artikel fehlen ganz selbstverständliche Dinge, wie z.B. Familie oder Lebensumstände. Wer Geld zur Seite legen möchte, der kann das nur in bestimmten Lebensituationen gescheit tun: Es beginnt ab dem Zeitpunkt, wo man im Beruf ausreichend verdient und endet oft mit der Familiengründung. Hier ist ein Zeitfenster von vielleicht 10 Jahren, bei Frauen i.d.R. eher weniger.
Vermögen bildet sich ja normalerweise durch zwei Faktoren: Einmal die Sparrate, zum zweiten die Rendite auf das vorhandene Vermögen. Am Anfang gibt es aber kaum Vermögen, also muss man den Grundstock fast ausschließlich mit Sparen erreichen. Das geht aber nur unter bestimmten Umständen: Guter Job, kinderlos, Single oder DInK.
Jan meint
Hallo Anwärter,
das sehe ich nicht ganz so. Vielleicht bin ich da zu optimistisch, aber mein Ziel ist es, das Leben so auszurichten, dass ich eben nicht nur dieses kurze Zeitfenster habe.
Deine zwei Faktoren sind richtig, der Punkt des Sparens ist aber begrenzt. Irgendwann kommt der Punkt an dem es viel leichter ist mehr Geld dazu zu verdienen als zu sparen. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass eben nicht nur der Erstjob entscheidend ist.
VG
Jan
Thomas von - reich-werden-durch.de meint
Hallo,
schöner Artikel – Ich stimme aber schon mit deinem ersten Satz nicht überein. Für viele ist die finanzielle Freiheit nicht ein Traum, sondern einfach etwas völlig unbekanntes. Unsere Eltern kaufen/bauen Häuser und verschulden sich mit einigen 100.000 Euro bei einer Bank und schon können Sie uns die finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit nicht mehr vorleben und Sie bleibt für uns ein Mythos. In Deutschland spricht kaum einer über Geld und Einkommen und wir haben keine Vergleichsmöglichkeit. Wir sehen Millionäre im Fernseher und dann nur unser Gehalt von ein paar 10.000er im Jahr. Es gibt nix zwischen einer Million und sagen wir mal 50.000. Menschen die Geld haben, die reden nur ungerne über Ihr Geld. Im Vergleich reden Menschen ohne Geld sehr viel über Geld. Ich stimme dir in einem Punkt voll und ganz zu – Ausreden. Es ist unglaublich welche Argumente man gegen finanziellen Wohlstand finden kann. Aktien sind Böse, obwohl man Eigentümer zu einem kleinen Prozentsatz von z.B. VW oder Coca-Cola werden kann und somit Unternehmer. Vermieter sind alle Abzocker, die haben die dicke Knete und sind auf die Miete nicht angewiesen. Trotzdem wollen viele Mieter nicht die Kosten auf sich nehmen und eine eigene Immobilie kaufen und natürlich sind die schlimmsten die Manager die für 10.000 Menschen einen Arbeitsplatz schaffen und dafür Millionen verdienen. Komischerweise sind diese 10.000 Angestellten alle zu dumm ein eigenes Unternehmen zu gründen und das gleiche Geld zu verdienen wie der Manager.
Wer finanziell unabhängig sein möchte, der muss sich eben fortbilden, eine eigene Meinung haben und das können die meisten einfach nicht – Faulheit ist für mich der Hauptgrund, wieso die meisten es nie schaffen werden.
Jan meint
Hallo Thomas,
mit meinem ersten Satz hast du vollkommen Recht. Der war wohl ungünstig gewählt.
Im großen und Ganzen könnte dein Kommentar auch von mir stammen, ich bin da mit dir einer Meinung.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob es immer Faulheit ist, ich denke es ist eher eine Mischung aus Verunsicherung und Angst die Komfortzone zu verlassen und sich auf einen Weg zu begeben der im eigenen Umfeld recht unbekannt und verpönt ist.
VG
Jan
Andi7 meint
Hallo Thomas,
ich möchte deine Worte über die Eltern, „die kaufen/bauen Häuser … verschulden sich … können uns die finanzielle Freiheit nicht mehr vorleben“, nicht so einfach stehen lassen.
Ich gehöre nämlich zu diesem Personenkreis. Habe als erster aus meinem Bekanntenkreis ein Haus gebaut (mit 27 Jahren). Wertsteigerung seitdem ca. 250.000€.
Bisher bin ich jedoch der Einzige, der eigenen Kindern die Finanzielle Freiheit erklärt und vorlebt (Konsumverzicht, Investieren).
Ich möchte hier nicht wieder eine Diskussion über den Sinn von eigengenutzter Immo anstoßen. „Wir“ hatten das schon mal. Ich behaupte, dass die Menschen, die immer auf Immobilienkäufer einprügeln, einfach ein Problem mit dem letzten Punkt haben „Dein Planungshorizont reicht nicht weit genug“.
Eine selbstgenutzte Immobilie ist nach spätestens 25 Jahren abbezahlt. Sie kostet dann immer noch „einige 100.000€“, die man ansonsten nicht hätte (oder nicht in solcher Größe). Wenn die Kinder aus dem Haus sind -> verkaufen. Ansonsten mietfrei wohnen. Ist es nicht ein Teil von Freiheit? Diesen Teil „verdient“ man sich noch „nebenbei“.
Meine Behauptung – mit Immo ist man auf jeden Fall ein Stück näher an der Finanziellen Freiheit.
Thomas meint
Hallo Andi7,
obwohl du nicht „wieder“ eine solche Diskussion beginnen möchtest, hast du den Grundstein gelegt und natürlich möchte ich auch antworten 🙂
Du spricht von einer Wertsteigerung von 250.000 Euro, dazu möchte ich gerne zwei Punkte sagen:
1. Woher kommt diese Zahl ?
2. Hast du einen Käufer, der bereit ist 250.000 MEHR zu bezahlen. Ich habe eine alte Briefmarkensammlung mit einer Wertsteigerung die echt gut ist, aber keiner will es bezahlen. Bei einer solchen Wertsteigerung müßte mal auch mal sagen in welcher Region das Haus steht.
Eine Immobilie kann natürlich in 25 Jahren komplett bezahlt sein. In diesem 25 Jahren darf es natürlich nicht zu Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Krankheit kommen. Sollt es trotzdem dazu kommen, dann wirst du den Wert des Geldes kennenlernen, wenn du deine Bank um Hilfe bittest, weil du es gerade nicht hast.
Du wohnst natürlich auch Mietfrei, aber nicht kostenfrei. Du würdest mit 52 Jahren sicherlich keine Wohnung mit sagen wir mal 200 qm² und Garten mieten, weil diese zu groß ist. Jedoch wirst du beim Auszug deiner Kinder genau so ein Haus (eventuell) haben. Nur weil die Kinder aus dem Haus sind, werden die Kosten nicht sonderlich geringer. Du kannst es natürlich auch verkaufen, aber dann musst du auch einen Käufer haben. Ein Verkauf widerspricht aber deiner Logik, da du ja Mietfrei wohnen wolltest und deswegen gebaut hast.
Verkaufst du nicht und du hast mit 27 Jahren gebaut, dann hast du mit 67 ein Haus, dass 40 Jahre alt ist. Hättest du ein 40 Jahre altes Haus gekauft ? Ich denke nicht – Es ist ein alter Bunker. Als Rentner hast du aber genau diesen alten Bunker an der Backe.
Andi7 meint
1) Der Begriff Wertsteigerung ist vielleicht hier unglücklich gewählt. Ich meinte meine Vermögenssteigerung.
Also nicht, dass ich etwas zu einem Preis x gekauft habe und jetzt kostet es 250.000 mehr. Das wäre eine glückliche Spekulation.
Sondern ich hatte einen (kleinen) Betrag x (Eigenkapital) und wenn ich heute (nach ca. 13 Jahren) verkaufen würde und die Restschuld begleichen würde, so bleibt mir mindestens x+250.000€.
Das ist keine Kunst und wäre in vielen Regionen in ähnlicher Größenordnung machbar.
2) Ich habe keinen Käufer, weil ich keinen suche. Hast du bereits einen Käufer für deinen DAX-ETF? Erst wenn du verkaufst, dann findet sich einer. Bis dahin ist es nur ein Marktwert.
Ob man Immo zu einem Marktwert verkaufen könnte? Heutzutage eher ja. Wenn man noch konservativ etwa 10% vom Marktwert abschlägt, dann recht zügig.
Den wahren Preis einer Briefmarkensammlung wird man erst kennen, wenn man einen Käufer gefunden hat. Bei Immobilien ist es zwar nicht anders, aber man kennt ja zu welchem Preis die ähnlichen Objekte den Besitzer wechseln.
Ich sehe keinen Unterschied zwischen einem „normalen“ Verkauf und Verkauf wegen Scheidung, Arbeitslosigkeit oder Krankheit – gibt es einen?
Wenn so ein Vorfall nicht direkt in den ersten Jahren geschieht, dann verstehe ich die Schwarzmalerei nicht.
Wenn das Haus nach – sagen wir mal – 20 Jahren zu groß wird -> verkaufen. Wo ist das Problem?
Dann steht man wieder vor der Entscheidung, ob etwas Kleineres kaufen (und mietfrei zu wohnen) oder eben einfach mieten.
Die entscheidende Frage ist, ob dein Vermögen zu dem Zeitpunkt größer ist, als wenn du die ganze Zeit zur Miete gewohnt hättest. Einverstanden?
Ich habe nie behauptet, dass mein Ziel wäre nach dem Kinderauszug „mietfrei zu wohnen und ich deswegen gebaut habe“. Das könnte man je nach Umständen erst zu dem gegebenen Zeitpunkt entscheiden.
„Bis ich Rentner bin“ – ohja – bis dahin werde ich mit Sicherheit einige Male umziehen.
Und wenn es nicht so wäre – was ist schlecht an einem 40 Jahre alten Haus? Kennst du den Immo-Bestand in Deutschland? Wie alt ist ein Haus im Durchschnitt?
Thomas meint
Hallo,
wir sind natürlich unterschiedlicher Meinung, aber das ist auch okay. Mich persönlich wundert es nur immer, dass alle die ein Haus haben wollen es selten kaufen, sondern lieber selber bauen. Mein kann seine eigenen Wünsche realisieren und hofft bei einem eventuellen Verkauf jemanden zu finden der genau den gleichen Geschmack hat.
Mir persönlich ist ein eigenes Haus einfach nicht flexibel genug. Es gibt, hier stimme ich dir zu, sicherlich einige Regionen wo man lieber bauen als mieten sollte. Ich denke hier an München. Wenn man Familie mit zwei Kindern hat, dann ist die Miete einfach extrem und für viele nicht bezahlbar. Ich würde dann auch außerhalb Mieten oder (was ich momentan nicht glaube) selber bauen, weil die Kosten geringer wären.
Meinen DAX-ETF kann ich über die Börse sicherlich besser verkaufen, weil der Käufer auch 800 KM weit weg wohnen kann 😉
Du wirst aber den Verkauf bei einer Scheidung finanziell sicher anders einschätzen, wenn deine (Ex-) Frau dich hasst und du/ihr euch nicht abgesichert habt.
Grundsätzlich ist ein eigenes Haus absoluter Luxus und für Familien sicherlich eine tolle Sache. Es geht hier auch nicht nur um finanzielle Freiheit, sondern persönliche Freiheit. Wenn ich im Sommer auf der Terrasse den Grill anwerfe, habe ich gleich den Opa an der Tür der sich beschwert, bei einem eigenen Haus wird dies sicherlich nicht passieren.
Zu meiner Briefmarkensammlung. Du sagst:
„Den wahren Preis einer Briefmarkensammlung wird man erst kennen, wenn man einen Käufer gefunden hat. Bei Immobilien ist es zwar nicht anders, aber man kennt ja zu welchem Preis die ähnlichen Objekte den Besitzer wechseln.“
Kannst du überhaupt nicht vergleichen – Ich muss nicht ähnliche Briefmarken suchen, sondern identische und ich habe die angeblich Wertsteigerung und den echten Marktwert.
Grundsätzlich bin ich niemand der auf Immo-Besitzer einredet – Eine Immobilie ist eine tolle Sache, wenn man sich diese leisten kann. Es gibt genug Leute die absolut zufrieden sind. Es gibt aber auch welche die alles verlieren und die Bank kommt schon an Ihr Geld, notfalls über Versteigerungen.
Wenn du mit deiner Familie im Haus glücklich und zufrieden bist, dann kann man dies nicht in Relation zur „finanziellen Freizeit“ setzen oder mit Cash vergleichen, weil dies einfach mehr Wert ist. Hier sind wir uns hoffentlich beide einige.
Grüße
Andi7 meint
Hallo Thomas,
es freut mich sehr, dass du nicht streitsüchtig bist 😉
Das wichtigste, was ich sagen wollte, ging hoffentlich nicht in unserer Diskussion unter. Es wird meiner Meinung nach zu oft auf die Eltern geschimpft, die alles falsch gemacht haben (und das nicht nur in Bezug auf FF). Zum einen wird zugegeben, dass sie es nicht besser wussten. Ok.
Zum anderen – ob alles so falsch war? Was die eigengenutzte Immo anbetrifft, gibt es doch immer wieder Studien, die belegen, dass Immo-Besitzer mehr Vermögen bilden als Mieter.
Neulich habe ich sogar eine Studie gelesen, wo die Gruppen den gleichen Einkommen hatten. Somit wäre die Mär vom Tisch, dass die ohnehin Reichen sich noch nebenbei Immos kaufen und damit den Durchschnitt der Immo-Besitzer nach oben ziehen. (Also die Vermögenden werden Immo-Besitzer und nicht durch Immo-Besitzt erreicht man Vermögen – so ist die Mär).
Also wenn das Häuschen nach 30 Jahren abbezahlt ist und wegen der notwendigen Modernisierungsmaßnahmen auch nur 100.000€ bringt, so wird es wenig Mieter geben, die so einen Betrag angehäuft haben.
Auch dass bei der älteren Generation das Sparen eine Tugend war – ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Finanziellen Unabhängigkeit.
Leider fehlte noch das Investieren komplett. Wobei das wiederum nicht stimmt, denn das Geld wurde ja investiert – leider in langfristig wenig rentable Geldanlagen. Da haben die Bankberater ihre Hände (Zungen) im Spiel.
Andi7 meint
noch kurz zu deinen Punkten:
Ich bin sehr glücklich mit meiner Immobilie und ich habe schon dutzend Familien zum eigenen Häuschen verholfen – und ich freue mich, dass auch sie sich freuen.
Es stimmt nicht, dass „alle, die ein Haus haben wollen es selten kaufen, sondern bauen.“ Aktuell wird zwar wieder viel gebaut, aber eher weil die Nachfrage das Angebot (den Bestand) bei weitem übersteigt.
Ich habe 2 Gebrauchthäuser gekauft, die ca.50 Jahre alt waren. Sicher habe ich noch einiges investiert und umgebaut/angebaut, in der Summe war es günstiger als Neubau und die Lage war ausschlaggebend.
Ergo – die „Flexibilität“ kostet Geld.
Ich bin dagegen der Meinung, dass es einige (wenige) Regionen gibt, wo Mieten günstiger ist, als Kaufen. Hmm – merkwürdigerweise ist es München. Tja, wir sollen eine Übersicht der Zahlen holen. Ja, mit einer Familie hat man in München leider sehr schwer, egal ob kaufen oder mieten.
Den „Luxus“-Aspekt von eigenem Haus habe ich bisher nicht in Betrachtung gezogen. Weil bisher der finanzielle Vorteil allein schon ausschlaggebend genug war. 🙂
Jan meint
Dieses Thema Immobilie ist sehr emotional. Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass es aus finanzieller Sicht besser ist, eine Immobilie zu mieten, als sie zu kaufen. Langfristig spart man nur die Rendite des Vermieters. Dazu kommen einige Steuernachteile gegenüber Vermietern bezüglich Reparaturen usw.
Trotzdem verstehe ich jeden, der sich im Eigentum wohler fühlt. Dieses Argument ist genau so wenig von der Hand zu weisen.
VG
Jan
Tom meint
Absolut inspirierend die EInträge, habe jetzt schon einiges hier gelesen und konnte auch schon sehr viel die Praxis anwenden. Was ich leider etwas schade finde ist, dass du immer von Zinssätzen wie 5 oder 7 Prozent ausgehst, ich weiß ja nicht, wie du die erreichen willst. Klar der Dax hat durchschnittlich 8 Prozent Rendite gegeben aber meinst du, dass wird er auch noch in den nächsten 60 Jahren?
Grüße
Tom
Jan meint
Hallo Tom,
die 5 bis 7 Prozent sind in der Tat die langfristige Rendite für den Aktienmarkt. (Unabhängig vom DAX sogar auf den Gesamtmarkt).
Nichtsdestotrotz hast du Recht. Niemand weiß, ob wir diese Rendite in den nächsten 50 Jahren erreichen werden.
Würden wir aber davon ausgehen, dass wir diese Rendite nicht erreichen, dann wäre der Buy-and-Hold-Strategie die Grundlage entzogen.
Aktien machen dann keinen Sinn, lediglich das aktive Handeln. Aber auch dazu gibt es genug Studien, dass es nur schwer möglich ist, besser als der Markt zu sein.
Wir müssen also irgendeine Annahme treffen. Welche Alternativen siehst du?
VG