Wieviel Geld brauchst du für deine persönliche finanzielle Freiheit? – Es kommt darauf an…
Genau, du ahnst es schon. Es kommt darauf an, was deine Ziele sind. Wenn du nur deine Rente oder sogar dein aktuelles Einkommen um ein paar Hundert Euro aufstocken willst, brauchst du natürlich deutlich weniger, als wenn du dich früher in den Ruhestand verabschieden möchtest und vielleicht sogar noch in Deutschland bleiben willst. Logisch.
Es gibt viele Punkte zu beachten, denn eines darf dir auf gar keinen Fall passieren:
Es wäre fatal wenn du irgendwann mit 75+ feststellst, dass das Vermögen welches du aufgebaut hast wohl doch nicht zum Leben reichen wird.
Dies ist der dritte Teil meiner Artikelserie: In 11 Schritten zu deinem persönlichen Finanzplan
Inhalt
Entscheidend ist die Höhe deiner Kosten
Es gibt viele verschiedene „Modelle“, um auszurechnen wie viel Geld du benötigst. Der einfachste Weg wäre es, einfach zu raten. In der Regel kommt dabei irgendein fantastischer Wert zwischen 1 Million und 100 Millionen Euro heraus. Das ist natürlich Schwachsinn…
Die nächste Möglichkeit wäre das aktuelle Einkommen. Banken gehen gerne diesen Weg und rechnen anhand der Einnahmen den notwendigen Kapitalbedarf aus. Das kommt dem ganzen zwar schon ein paar Zentimeter näher, ist aber immer noch sehr weit weg. Wer hat gesagt, dass wir unser Gehalt komplett zum Leben brauchen? Und vor allem wie sollen wir jemals diesen Betrag erreichen? Ah stimmt, Lebensversicherung abschließen… (Spaß, bitte nicht!)
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Nein, die Bank geht zwar nicht unbedingt davon aus, dass du alles ausgibst, je nach Bank wird aber mit einer Sparquote von 20% bis ca. 40% gerechnet. Diese Daten beziehen sich wohlgemerkt auf Immobilienfinanzierungen! Dies muss nicht unbedingt auf jeden anderen übertragbar sein.
Der einzige valide Weg geht über die Ausgaben. Wie hoch sind deine Kosten im Ruhestand? Je nachdem wie lange es noch dauert ist diese Vorgehensweise mit einigen Unsicherheiten verbunden. Doch dann müssen wir halt schätzen…
Diese Ausgaben müssen später durch das Vermögen, bzw. die Erträge des Vermögens gedeckt sein. Neben den reinen Lebenshaltungskosten kommen allerdings je nach „Modell“ noch einige weitere Kosten oder Einnahmen hinzu. Schauen wir uns die beiden Modelle einmal an:
Was ist dein Ziel?
Ich unterscheide zwischen den folgenden beiden Szenarien:
- Frühruhestand
- Altersvorsorge
Was meine ich damit genau?
Frühruhestand
Dies ist wohl das System welches die meisten anstreben. „Nicht bis 70 arbeiten“. Klingt erstmal gut, doch was dann? Ich sehe die größte Herausforderung darin, nicht in ein großes Loch zu fallen wenn es erst einmal so weit ist.
Nicht mehr arbeiten ist aber natürlich relativ. Den meisten geht es nicht darum, alles an den Nagel zu hängen, um sich mit Ende dreißig in die beige Stoffhose zu werfen und der nächsten Bingo-Runde beizuwohnen. (zu viel Klischee?)
Es geht nicht darum, überhaupt nicht mehr zu arbeiten!
Eine Arbeit die zu einem passt kann unglaublich erfüllend sein und eine Menge Spaß machen. Leider liegen unsere Interessen nicht immer da, wo das große Geld verdient wird. Mit einer gewissen finanziellen Absicherung wäre es also möglich, sich den Jobs zu widmen die einem wirklich Spaß machen, ohne dabei nur nach dem Gehalt gehen zu müssen. Ein anderer Weg wäre es, sich ehrenamtlich zu betätigen.
Für den freiwilligen Frührentner kann es unter Umständen eine große Stolperfalle geben: Die Krankenversicherung.
Solltest du keiner weiteren sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit mehr nachgehen, musst du die Krankenversicherungsbeiträge selbst tragen. Also Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil. In der freiwilligen gesetzlichen Krankenkasse liegen diese momentan (Mai 2017) Kosten bei 14,6% plus Zusatzbeitrag. Selbständige unterliegen dabei einer Mindesteinkommensgrenze von 2.231,25 Euro. Es fallen also monatliche Kosten von min. 325 Euro für die Krankenversicherung an. Da es kein reines Arbeitseinkommen mehr gibt, fallen diese Gebühren auf dein gesamtes Einkommen aus allen Bereichen (Aktien, Dividenden, Immobilien, Selbständigkeit etc.) an. Der Privatier ist gegenüber einem Arbeitnehmer also deutlich schlechter gestellt.
Es gibt aber natürlich auch einen Vorteil: Wer weniger verdient muss weniger Steuern zahlen (kein wirklicher Vorteil eigentlich…). Zum einen steht der gesamte Grundfreibetrag von 8.820 Euro in 2017 zur Verfügung. Dieser Betrag ist in jedem Fall steuerfrei. Zum anderen ist, wer nur auf Einkommen aus Aktien setzt, nach oben hin auf etwas über 25% Steuern durch die Abgeltungssteuer gedeckelt.
Ebenfalls interessant ist noch die Günstigerprüfung. Liegt der persönliche Steuersatz unter 25%, so ist eine Anwendung der Günstigerprüfung auf die Kapitalerträge möglich. Bei diesem Verfahren wird geprüft, ob eine Versteuerung mit dem persönlichen Steuersatz oder mit dem Abgeltungssteuersatz für den Steuerzahler günstiger ist.
Altersvorsorge
Der Punkt Altersvorsorge ist interessant wenn du nicht unbedingt aussteigen möchtest. Vielleicht bist du in deinem Job zufrieden nur deine Renteninformation treibt dir die Tränen in die Augen? Du möchtest also die bekannte Rentenlücke schließen.
Dieser Weg ist deutlich einfacher zu bestreiten denn er entspricht dem „System“ in welchem wir uns bewegen. Nach 40 oder 45 Jahren Arbeit kommt der letzte Tag bei deinem Arbeitgeber. Du erhältst einen Blumenstrauß, einen feuchten Händedruck und einige neidische Blicke verbitterter Kollegen. Die Stimmung muss in etwa gleich mit einem Gefängnis sein wenn einer der Mitinsassen auf dem gleichen Flur entlassen wird. Nein, Spaß beiseite. Es soll durchaus viele Menschen geben denen ihr Job Spaß macht und für die dieser Weg genau richtig ist.
Was meine ich mit dem „System“? Es ergeben sich für „reguläre“ Rentner zwei Vorteile:
Krankenversicherung: Anders als bei jemandem der früher aus dem Erwerbsleben aussteigt, zahlen Rentner nur den halben Krankenkassenbeitrag. Also den Beitrag den sie auch als Arbeitnehmer tragen mussten. Die zweite Hälfte wird quasi weiterhin als Arbeitgeberanteil durch den Rentenversicherungsträger übernommen.
Rente: Der zweite Vorteil liegt in der Höhe der Rente. Wer sich regulär in den Ruhestand verabschiedet hat deutlich weniger (bzw. gar keine) Abzüge, als jemand der sich 10 Jahre früher verabschiedet. (Ja, er hat natürlich auch weniger eingezahlt.)
Wie hoch sind deine Ausgaben
Unabhängig davon, welches Modell zu dir passt, lässt sich die „Formel“ verallgemeinern:
monatliche Ausgaben (inkl. KV-Anteil) – Rentenanspruch – Job/Selbständigkeit etc. – sonstige Einnahmen = ungedeckter monatlicher Bedarf
Dieser ungedeckte Bedarf muss Monat für Monat durch die Erträge deines Vermögens gedeckt sein. Wie das geht, dazu kommen wir im nächsten Schritt. Noch befinden wir uns beim Kapitalbedarf. Ein wichtiger Punkt den du unbedingt mitberücksichtigen solltest, ist der „Lebenswandel“.
Im Allgemeinen geht man davon aus, dass Rentner weniger Geld benötigen, als Arbeitnehmer. Sie haben keine Mobilitätskosten mehr, um zur Arbeit zu kommen, benötigen keine Arbeitskleidung mehr und leben ein langweiliges Leben. Schwachsinn…
Dieser Punkt kann einfach nicht verallgemeinert werden. Ich sehe es genau anders herum. Die Kosten werden steigen. Mehr Freizeit führt zu mehr Gelegenheiten Geld auszugeben. Angefangen bei häufigeren Café-Besuchen, bis hin zu ausgedehnten Reisen. Da gibt es meiner Meinung nach auch keinen Unterschied zwischen dem 40-jährigen Aussteiger und dem 65-jährigen „regulären“ Rentner. In den meisten Fällen sind beide gesundheitlich noch fit und können nach wie vor voll am sozialen Geschehen teilhaben. Ich möchte nur kurz auf diesen Punkt hinweisen da sich viele den Ruhestand mit 30% oder 40% geringeren Kosten schönrechnen.
Das ist vielleicht möglich (da einige Kosten wegfallen), aber ist es erstrebenswert?
Was ist die 4%-Regel
Jetzt geht es ans Eingemachte. Wie hoch muss denn jetzt der Kapitalbedarf wirklich sein? Du hast sicherlich schon einmal von der 4%-Regel gehört oder? In vielen Finanzblogs ist von ihr die Rede und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie nicht auch schon hier und da im Blog erwähnt habe. Aber weißt du auch, was sie wirklich bedeutet? An dieser Stelle möchte ich einmal ein bisschen Licht ins Dunkel bringen und einige Feinheiten dieser Regel vorstellen. Die 4%-Regel geht zurück auf die sog. „Trinity study“ aus dem Jahre 1998, veröffentlicht von drei Professoren der Trinity University.
Die Aussage der 4%-Regel
Die 4%-Regel geht davon aus, dass ein Anleger aus einem Portfolio mit 100% Aktien jedes Jahr 4% entnehmen kann, ohne innerhalb der nächsten 30 Jahre Bankrott zu gehen. Die 4% beziehen sich auf den Anfangswert des Portfolios und werden Jahr für Jahr um die Inflation bereinigt. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass alles gut geht liegt bei 95%. Diese Annahme bezieht sich nicht nur auf die Ausschüttungen und Gewinne sondern auf das Gesamtportfolio.
Um auszurechnen, wie viel Geld du benötigst, musst du deinen im vorherigen Schritt berechneten Kapitalbedarf mit 25 multiplizieren.
Beispiel: Du benötigst 2.000 Euro brutto im Monat (24.000 Euro pro Jahr), dann sollte dein Anlagevermögen 600.000 Euro betragen.
Die Annahmen dieser Studie sind zugleich auch die Fallstricke die du in deiner Kalkulation kennen solltest:
- Steuern: Bitte beachte, dass die 4%-Regel zwar die Inflation aber keine Steuern berücksichtigt. Du solltest also immer von einem monatlichen Bruttobetrag ausgehen.
- 30 Jahre: Die Studie war ursprünglich für Rentner gedacht und damit auf einen maximalen Zeitraum von 30 Jahren ausgelegt. Für einen 40-jährigen sind 30 Jahre normalerweise nicht das „Lebensende“.
- 19 von 20: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Geld nicht reicht liegt bei 5%. Das ist nicht viel, aber eben auch nicht 100%. Bei 3% Entnahme bist du laut den Studienergebnissen sicher.
- Historische Daten: Die Regel bezieht sich auf historische Werte von 1926 bis 1995. Bitte beachte, dass historische Performance keine Aussage bla bla bla…
- Asset Allocation: Die 4%-Regel geht von 100% Aktien aus. Ein spannendes Ergebnis der Studie war, dass Portfolios mit geringerem Aktienanteil nicht so lange durchgehalten haben.
Ich hoffe ich konnte mit diesem Beitrag die Gedanken zur „finanziellen Freiheit“ ein wenig ordnen. Wie stellst du dir deinen persönlichen Ruhestand vor? Welches Modell bevorzugst du, mit welchem Zielvermögen rechnest du?
Am nächsten Dienstag widmen wir uns dem vierten Teil der Serie und deiner persönlichen Absicherung.
[ratings]
Matthias meint
Danke das du die Hintergründe der 4% Regel mal erläutert hast ! Ich persönlich rechne nicht damit das meine Kosten mit dem Alter (oder der Rente) sinken. Allerdings rechne ich auch nicht mit der aktuellen Rentenhöhe .. ich vermute das wir hier in den nächsten 20 Jahren noch abstriche machen müssen.
Meinen nackten Bedarf (inkl. aller Kosten, Wohnen, Essen, KV, usw.) kalkuliere ich derzeit mit 1500 Euro / netto im Monat. Da mach ich dann zwar keine große Sause muss aber auch nicht zwangsläufig einer regelmäßigen Erwerbstätigkeit nachgehen.
Oliver meint
Hallo Jan,
als Privatier muss man sich nicht zwingend als Selbstständiger krankenversichern. Es gibt die Möglichkeit, sich als nebenberuflich selbstständig zu versichern, wenn man nicht mehr als 20 Stunden in der Woche selbstständig arbeitet. Dafür liegt die Mindestbemessungsgrenze bei gerade mal 991,67 €. Damit würde man rund 177 € an KV-Beiträgen im Monat bezahlen.
)
Das Portfolio, das für die Trinity-Studie verwendet wurde, hat keine 100%-Aktienallokation, sondern 50 % Aktien und 50 % US-Staatsanleihen.
Oliver meint
Ich will meinen zweiten Punkt nochmal etwas ausführen:
Die Trinity- und verwandte Studien (z.B. Bengen, 1994) prüfen durchaus unterschiedliche Aktien-Bond-Allokationen und deren Auswirkungen auf die Safe-Withdrawal Rate. Dabei kommt im Wesentlichen heraus, dass der „Sweet Spot“ für eine möglichst hohe Safe Withdrawal Rate irgendwo bei einem Aktienanteil von 50-75 % liegt.
Aufgrund der höheren Volatilität würde die SWR bei einem Aktienanteil von 100 % sogar wieder sinken.
Eine sehr gute Übersicht zu diesem Thema bietet dieser Artikel bei Bogleheads:
https://www.bogleheads.org/wiki/Trinity_study_update#Trinity_Study_and_asset_allocation
Ein weiterer möglicher Kritikpunkt gegenüber der 4 %-Regel wäre noch, dass diese lediglich auf Untersuchungen des US-Markts basiert, der in den betrachteten Zeiträumen besser performt hat als etwa der weltweite Aktienmarkt.
Jan meint
Hallo Oliver,
vielen Dank für deinen Hinweis zur Krankenversicherung. Das ist keine einfaches Thema.
Bei der Study liegst du (fast) falsch, schau dir mal die Tabelle 2 an:
Es wurden alle möglichen Portfoliokombinationen getestet. Die 4% ergaben sowohl für das 50:50 Portfolio, als auch für das 100% Aktien Portfolio die 95%ige Wahrscheinlichkeit.
Hauptaussage der Study ist u.a. folgende:“ For stock-dominated portfolios, withdrawal rates of 3%
and 4% represent exceedingly conservative behavior. “
VG
Jan
Oliver meint
Hallo Jan,
stimmt, das hatte ich falsch in Erinnerung. Dennoch deckt sich das Ergebnis mit dem späterer Studien, die teils andere Parameter für ihre Untersuchungen festgelegt haben: 100 % Aktienanteil ist nicht das Optimum für eine SWR-Strategie, sondern eher etwas im Bereich 50-80%. Ich finde, deine Aussage „dass Portfolios mit geringerem Aktienanteil [als 100%] nicht so lange durchgehalten haben“ ist dahingehend etwas irreführend. Laut der Original-Studie beträgt die Success Rate für ein 75%-Portfolio (30 Jahre, inflationsbereinigt, 1926-1995, Tabelle 3) sogar 98%, gegenüber 95% bei der 50%- und der 100%-Allokation. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, kommt das 2011er-„Update“ der Studie zu prinzipiell ähnlichen, im Detail aber leicht anderen Ergebnissen (was zu erwarten war). Ich gucke es nochmal nach, bin aber gerade auf dem Weg in den Urlaub und hab die entsprechenden Dokumente nicht griffbereit.
Nochmal zur KV: Privatier Peter Rannig setzt übrigens auch auf die Regelung für nebenberuflich Selbsständige und zahlt seine ~180 € im Monat:
http://der-privatier.com/kap-8-3-4-kv-fuer-erwerbslose-kapitalisten-und-rentner/
(In dem Beitrag sind es noch 160 €, die Mindesteinkommensgrenze wurde mittlerweile leicht erhöht)
Viele Grüße
Oliver
Jan meint
Hallo Oliver,
ja das stimmt, es ist sicherlich ein bisschen unklar ausgedrückt. Macht eigentlich auch Sinn. Man rät ja auch eher zu 90/10 als zu 100% Aktien.
Das Thema mit der KV ist schwierig. Ich kenne es so, dass der Einstiegsbetrag für Selbständige für eine bestimmte Zeit reduziert ist. Das ändert aber nichts an der Höhe von 17 oder 18 Prozent. So lese ich es auch aus dem Beitrag von Peter heraus. Es geht ja nur um das erste Jahr indem er keine Einnahmen hat. Im Anschluss zahlt er die volle KV auf alles.
VG und schönen Urlaub.
Oliver meint
Eine zeitliche Begrenzung für die nebenberufliche Selbstständigkeit und das Mindesteinkommen von ~991 € gibt es nicht. Der Grund warum Peter mehr zahlt ist, dass sein tatsächliches Kapitaleinkommen diese 991 € überschreitet. Insgesamt könnte man zusammenfassen: Man zahlt immer ~17 % von seinem (Kapital-) einkommen, mindestens jedoch 177 €. Einen dauerhaften Minimalbeitrag von 325 € oder dergleichen gibt es allerdings nicht, den müssen nur tatsächlich Selbsstständige mit substanziellem Einkommen zahlen, nicht jedoch Privatiers/Early Retirees.
Andreas meint
4% Entnahme? Und das nur 30 Jahre? Wenn die durchschnittliche Aktienrendite im MSCI World 7% ist, warum kann ich dann nicht 5% dauerhaft entnehmen? (7% brutto abzgl. Steuern gleich ca 5% netto)
Warum unbedingt 4% oder sogar 3%?? Selbst die Dividendenrendite der Allianz Aktie währe deutlich über 4%. (falls man sich auf Dividenden beschränken würde)
Alex meint
Hi Jan!
Ich gehe schwer davon aus, dass die Studienergebnisse einfach bei 30 Jahren und 4% statistisch signifikant waren. Zumindest wenn man den p-Value in Betracht zieht (p=5%; z=1.96) macht dies durchaus Sinn. Interessant wäre zu wissen ob auch mit einem 1% CI (Confidence Intervall) getestet wurde und wo hier der Prozentsatz lag. Zu deinem Einwand: Man kann natürlich >4% aus dem Depot entnehmen, dies erhöht allerdings die statistische Wahrscheinlichkeit, dass nach 30 Jahren nix mehr da ist, logisch 😉
Jan-Christian meint
Hallo Alex,
ja, die Ergebnisse waren für p=0,05 statistisch relevant.
Leider finde ich gerade nichts zu den 1%-Werten.
Die Frage ist aber wirklich interessant.
Viele Grüße
Jan-Christian
Andreas meint
Kann mir einer die 4% genau erklären? wenn der msci world 7% liefert kann ich doch mehr entnehmen als 4%?
Andreas meint
Glaub meine Frage ist zu schwer zu beantworten, obwohl diese ernst gemeint ist.
Ich verstehe den Hintergrund der 4% Regel nicht. Warum nicht 5%?
Und warum wird der Kommentar immer gelöscht? Die Frage ist leider ernst gemeint, da ich dieses nicht verstehe.
Jan meint
Hallo Andreas,
keine Angst, der Kommentar wird nicht gelöscht. Ich muss „neue“ Kommentatoren beim ersten Mal nur freischalten.
Ich denke ausschlaggebend ist hier die Inflation. Die 4% sind vor Steuern, aber nach Inflation. Schau dir mal die Inflation in den USA in den Jahren an:
https://www.google.de/search?q=us+inflation&safe=off&client=firefox-b&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwjVreO0yofUAhVNPVAKHUHpA2gQ_AUICygC&biw=1600&bih=757
Es gibt einige Jahre mit 10% und mehr. 2% haben wir in dem betrachteten Zeitraum eigentlich immer gehabt. Das muss unbedingt bedacht werden, tut aber fast niemand.
VG
Jan
Oliver meint
Hallo Andreas, hallo Jan,
der Grund, warum die Entnahmerate niedriger ist als die durchschnittliche Portfoliorendite ist nicht die Inflation, sondern die ungleiche Verteilung der Renditen und das sich daraus ergebende Sequence-of-Returns-Risiko. Entnimmt man aus einem Portfolio z.B. jedes Jahr einen fixen Betrag, dann spielt nicht nur die durchschnittliche Rendite eine Rolle, sondern auch die Reihenfolge, in der die Renditen in den einzelnen Jahren auftreten. Kommen beispielsweise am Anfang der Entnahmephase eher niedrigere oder sogar negative Renditen vor und am Ende eher die höheren Renditen, dann liegt die „Sichere Entnahmerate“ deutlich niedriger als wenn die höheren Renditen eher am Anfang der Entnahmephase auftreten, obwohl in beiden Fällen die Durchschnittsrendite die gleiche wäre.
Hier habe ich das noch etwas ausführlicher erklärt (ganz am Ende im letzten Absatz): https://frugalisten.de/die-4-prozent-regel-wie-viel-geld-brauchst-du-um-nicht-mehr-arbeiten-gehen-zu-muessen/.
Eine sehr gute Artikelserie (auf Englisch), die das Sequence of Returns-Risiko erklärt, gibt es bei Retirmentcafé:
http://www.theretirementcafe.com/2013/09/clarifying-sequence-of-returns-risk.html
Björn meint
Habe noch eine weitere Frage zur 4% Regel: Wenn ich einen Depotwert von 500.000 € habe, muss ich zum Anfang eines Jahres Aktien im Wert von 20.000 € verkaufen und damit im Jahr auskommen?
Jan meint
Hallo Björn,
ja und nein. Die 4% beziehen sich auf deine Entnahme pro Jahr. Das können sowohl Dividenden, als auch Verkäufe sein. Dividenden sind ja nur ausgeschüttete Gewinne. Würde das Unternehmen diese nicht ausschütten, würde sich der Wert des Unternehmens erhöhen, da das Guthaben auf der Bank verbleibt. Ansonsten stimmt deine Aussage soweit. Es muss natürlich nicht der Jahresbeginn sein, du kannst auch alle drei Monate 5.000 Euro entnehmen. Wolltest du auf das Dividendenthema hinaus? Oder warum fragst du?
VG
Jan
Björn meint
Hallo Jan,
mich hat das Vorgehen im Allgemeinen interessiert. Immer zum Quartal abheben ist keine schlechte Idee, so kann das Depot in den nächsten 3 Monaten wieder ein wenig wachsen.
Ich bevorzuge in meinem Depot die Dividendenstrategie Low Five. Ich schau mir am Jahresende immer die 10 Unternehmen mit der höchsten Divi-Rendite aus und investier dann immer zum Jahresanfang in die 5 mit dem niedrigsten Kurs.
Jan meint
Das ist auch die Dogs of the Dow-Strategie, oder?
Das habe ich früher auch mal mit dem DAX gemacht.
Irgendwie haben ich und die Strategie aber nicht so richtig harmoniert.
Persönlich habe ich mich damit nicht wohlgefühlt.
Björn meint
Ja, kupfert davon ab. Ich empfinde das als stressfreies investieren. Investieren für faule sozusagen, und jedes Jahr gibts mehr Dividende im Depot dazu. Ich würde die Strategie aber auch nicht bei nem Index machen. Daher bezieht sich die Strategie nur auf mein eigenes Depot.
Andi7 meint
Für die Finanzielle Freiheit braucht man heutzutage mindestens 3 Millionen Euro.
Unter der Anwendung der 4%-Regel wären es 10.000€ im Monat.
Alles darunter käme aus meiner Sicht nur an die Finanzielle Unabhängigkeit heran.