Vor kurzem bin ich beim Lesen verschiedener Blogs auf die Blogparade von Martin mit dem Titel: Ziele setzen – Ja oder Nein? gestoßen. Für mich hat das Setzen von Zielen auf dem Weg zur finanziellen Freiheit einen sehr hohen Stellenwert. Wer kein Ziel hat wird nicht ankommen. Aus diesem Grund möchte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, an der Blogparade von Martin teilzunehmen. Ich möchte in diesem Artikel ein wenig näher darauf eingehen, wie ich meine eigenen Ziele definiere um die finanzielle Freiheit zu erreichen.
Starten möchte ich mit einer Studie von der die meisten wahrscheinlich schon einmal gehört haben. Ende der 70er Jahre wurden an der Harvard-Universität Absolventen nach der Art ihrer beruflichen Zielsetzung und ihrem beruflichen Erfolg, gemessen an der Vergütung analysiert. Die Ergebnisse der Studie waren eindeutig: Knapp 80% der Absolventen setzten gar keine konkreten Ziele. Ca. 15% der Absolventen hatten konkrete Ziele und etwa 5% der Absolventen hielten die eigenen Ziele sogar schriftlich fest. Der Clou an der Geschichte ist folgender: Während die zweite Gruppe mit konkreten Zielen etwa das Dreifache verdiente, schaffte es die kleinste Gruppe, mit konkreten und schriftlich festgehaltenen Zielen sogar auf das 10-fache Gehaltsniveau.
Auch wenn die Ergebnisse wohl den Erwartungen entsprechen, so verdeutlicht diese Studie eindrucksvoll, wie wichtig das Setzen konkreter Ziele und noch mehr deren schriftliche Ausarbeitung auf dem Weg zur finanziellen Freiheit ist.
Bevor ich zur konkreten Aufstellung von Zielen komme möchte ich noch auf ein paar Grundlagen eingehen:
Alle meine Ziele sind s.m.a.r.t.
Grundsätzlich setze ich mir s.m.a.r.t.(e) Ziele. Bei den smarten Zielen handelt es sich um ein im Projektmanagement oft angewendetes System. Es gibt vor, in welcher Art und Weise einzelne Meilensteine in größeren Projekten definiert werden sollen. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, ich denke aber, dass das Prinzip im Folgenden bereits deutlich wird. Für mehr Infos empfehle ich Wikipedia.
- s pezifisch: Meine Ziele sind eindeutig definiert
- m essbar: Ein Ziel kann ganz klar als erreicht, oder nicht erreicht eingeordnet werden
- a mbitioniert: Jedes Ziel muss mich fordern
- r ealistisch: Ziele müssen dennoch erreichbar sein
- t erminiert: Es besteht ein fester Zeitrahmen, bis wann das Ziel erreicht wird
Nachdem die Basics geklärt sind soll es endlich an das Ziel der finanziellen Freiheit gehen, hierzu gehe ich nach drei festgelegten Schritten vor die ich euch im Folgenden vorstellen möchte.
1. Die finanzielle Freiheit definieren
Was bedeutet eigentlich finanzielle Freiheit? In meinem Blog habe ich bereits einige Beiträge zu dem Thema verfasst (Finanzielle Freiheit erreicht – Und dann?; Der Weg in die finanzielle Freiheit), jedoch ist das Ziel der finanziellen Freiheit sehr individuell. Während es einem bereits reicht wenn er genug für sein alltägliches Leben hat, braucht ein anderer vielleicht mehr Luxus um sich als finanziell frei zu bezeichnen.
Bei diesem Punkt geht es also darum, einige Fragen für sich selbst zu beantworten. Beispiele können folgende sein:
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
- Wie will ich leben?
- Wo will ich leben?
- Mit wem will ich leben?
- Wie viel Geld brauche ich zum leben?
- Was brauche/will ich zum leben?
Ihr seht, die Punkte sind schwer in wenigen Wörtern zu beantworten, dennoch ist es in meinen Augen wichtig eine genaue Vorstellung von dem eigenen Ziel zu haben. Natürlich sollte auch diese Definition auf eine s.m.a.r.t.e Art und Weise geschehen.
2. Kurz-, Mittel- und Langfristige Ziele
Auf die Definition folgt die Formulierung verschiedener Ziele mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad. Für jeden Zeitraum können mehrere Ziele festgelegt werden.
- langfristige Ziele
Diese Ziele sind ähnlich der Definition der finanziellen Freiheit. Das Eintrittsdatum stimmt mit dem Zieldatum der finanziellen Freiheit überein. Hier habe ich mir konkrete Zahlen für das Gesamtvermögen oder die Höhe des monatlichen passiven Einkommens gesetzt.
Bsp.: Mit 50 Jahren habe ich ein Gesamtvermögen i.H.v. 1,5 Millionen €
- mittelfristige Ziele
Diese Ziele liegen etwa auf halbem Wege zwischen der anvisierten finanziellen Freiheit und der Gegenwart. Feste Zahlen zu Gesamtvermögen und passivem Einkommen können hier auch definiert werden, mir persönlich geht es aber vor allem darum Meilensteine festzulegen, die auf dem Weg zur finanziellen Freiheit erreicht werden müssen.
Bsp.: Mit 35 Jahren bin ich selbständig und habe in den letzten drei Jahren davor jeweils ein positives Unternehmensergebnis gehabt
- kurzfristige Ziele
Bei mir erstreckt sich der kurze Zeitraum nur über etwa ein Jahr. Feste Zahlen spielen hier (zumindest für das Gesamtvermögen) keine Rolle mehr. Da ich mein Geld investiere kann es immer wieder zu größeren Schwankungen kommen deren Grund in der Wirtschaftsentwicklung liegt. Da ich darauf keinen Einfluss habe machen Definitionen in der Richtung keinen Sinn für mich. Was aber durchaus möglich ist, sind z.B. Sparziele oder kurzfristige Meilensteine auf dem Weg zum Erfolg.
Bsp.: In 2014 werden meine Einnahmen meine Ausgaben monatlich um 500 € übersteigen (Durchschnitt)
3. W-Schleife
Als dritter und letzter Punkt schließt sich die sog. „W-Schleife“ an. Auf diese geniale Idee hat mich vor kurzem der „Wochenendinvestor“ in einem Kommentar hier im Blog gebracht. Danke dafür! Bei der W-Schleife geht es darum, seine Ziele so häufig (in der Regel 5x) mit der Frage „Wie?“ zu hinterfragen, bis das übergeordnete Gesamtziel in einen konkreten Handlungsbaustein zerlegt ist. Zu oft haben wir Ziele welche wir aber einfach nicht konkretisieren. Doch ein Ziel ohne Weg ist ein Traum…
- Ich werde reich sein?
- Wie? Ich werde mit Aktien ein Vermögen aufbauen.
- Wie? Ich werde mich selbständig machen und das verdiente Geld in Aktien stecken.
- Wie? Ich werde nebenberuflich beginnen und … [ab hier ist eure Fantasie gefragt 😉 ]
Schlussbemerkung
Gesetzte Ziele sind nicht unumstößlich, sie geben nur die Leitplanken vor. Ich plane sehr detailliert, auch über längere Zeiträume hinweg. Ich bin mir sicher, dass ich meine Ziele immer wieder an meine Situation anpassen muss. Lebensumstände ändern sich, neue Chancen, aber auch Fehlschläge tauchen auf. Man sollte vor lauter Planung niemals die Flexibilität aus den Augen verlieren. Trotzdem bin ich der Meinung, dass Ziele wichtig sind um vorzugeben in welche Richtung wir laufen.
Wie haltet ihr es mit euren Zielen? Habt ihr bestimmte Ziele oder verzichtet ihr komplett darauf? Schreibt ihr eure Ziele auf?
[ratings]
Wochenendinvestor meint
Hi Jan,
klasse Artikel!
Stimme absolut mit dir überein, dass man sich Ziele setzen sollte!
Persönlich halte ich es mit der Konrektisierung von Zielen noch etwas anders:
Je langfristiger das Ziel, desto weniger quantifiziere ich die gewünschten Ergebnisse.
Umgekehrt verfahre ich bei den sehr kurzfristigen Zielen, die ich so genau wie möglich definiere.
Um bei einem deiner Beispiele zu bleiben:
„mit 50 ein Vermögen von 1,5 Mio.“
Für meinen Geschmack schon zu genau, da in der Zeit bis dahin soooooo viel passieren kann, was du nicht beeinflussen kannst (z.B. schwere gesamtwirtschaftliche Rezession, schwere Krankheit deinerseits, Umweltkatastrophen, etc.). Das Erreichen des Ziels wird zum Glücksspiel und das Enttäuschungspotential ist groß.
Der morgige Tag jedoch wird mit bedeutend geringerer Wahrscheinlichkeit von den gerade genannten Problemen beeinflusst. Das Ziel „(ab) morgen trinke ich keinen Starbucks-Kaffee und spare damit 5 Euro am Tag“ ist absolut definiert und ausgesprochen machbar 😉
Dieses kurzfristige Ziel mündet schließlich in dem mittelfristigen Ergebnis „am Ende des Jahres habe ich dadurch 1825 Euro gespart, die ich in weitere Dividenden-Wachstums-Aktien investiere“, was mich zum langfristigen Ziel führt: „Diese Investements erhöhen dann die Wahrscheinlichkeit noch vor der Rente die finanzielle Freiheit zu erreichen bedeutend.“
Wie man sich die Ziele nun genau setzt ist definitiv Geschmackssache und sicherlich auch Typ- und Charakter-abhängig. Hat man aber erstmal die Wichtigkeit von Zielen überhaupt verstanden, kann man ja ein wenig probieren, welche Art am besten zum eigenen „Profil“ passt.
Beste Grüße
Wochenendinvestor
ps: Danke für Nennung im Artikel 😉 !
Jan meint
Ich glaube mit deinem letzten Absatz liegst du 10000% richtig! Es geht um die Wichtig keit von Zielen im Allgemeinen. Jeder hat da ein bisschen sein Vorlieben. Ich versuche mir eben auch langfristig konkrete Ziele zu setzen, bin aber durchaus bereit diese bei Bedarf abzuändern und anzupassen.
Dividenden-Sammler meint
Super Artikel!
Ich kann das ganze von der sportlichen Seite her bestätigen, konkret Thema Bodybuildung.
Ohne Ziele, läuft gar nichts – das ist wie ein Hamster im Rad, aber es bringt nichts!
Beim Sport in diesem speziellen Fall muss man seine Jahresziele aufschreiben, Körpergewicht, Fettanteil usw.
Dann die Ziele runter brechen auf den Monat und detaillierter beschreiben, z.B. Armumfang jetzt: 38cm – in 1 Monat 38,3cm in 2 Monaten 38,6 cm usw.
Excel ist hier eine super Hilfe!
Oder am Ende noch den Spruch: „Wenn man kein Ziel hat, kommt man meistens woanders raus!“
Das gleich gilt natürlich für den beruflichen und finanziellen Erfolg.
Private ebenso – ohne Plan und Ziel, kann man seine Traumfrau nicht erobern 😉
Viele Grüße
D-S
Jan meint
Vielleicht sollte ich mir sportlich selbst mal wieder konkretere Ziele setzen. Ich muss gestehen, dass ich mir nicht für alle Lebensbereiche 100% detaillierte Ziele setze.
Jonas meint
Hallo Jan,
guter Artikel! Zumindest finanziell bin ich auch schon kräftig am Ziele setzen. Um deine Struktur mal aufzugreifen:
1. Die finanzielle Freiheit definieren
Zuerst einmal habe ich mir als Ziel eine Teil-Unabhängigkeit gesetzt, da mir die komplette Unabhängigkeit momentan noch zu weit entfernt scheint. Zum leben brauche ich schätzungsweise 1.500€ netto. Um ein wenig Puffer zu haben strebe ich aber 2.000€ an. Meine Teil-Unabhängigkeit sehe ich als erfüllt an, wenn ich in der Lage bin meine Arbeitszeit um 25% zu reduzieren (von eine 42-Stunden hin zu einer 31,5-Stunden Woche). Da meine aktive Einkünfte bis in 10 Jahren auf etwas über 2.000€ netto (bei 75% Arbeitszeit also 1.500€) gestiegen sein sollten, sollen die restlichen 500€ aus passiven Einkommen kommen.
2. Kurz-, Mittel- und Langfristige Ziele
•langfristige Ziele (soll in ca. 10 bis max. 12 Jahren erreicht werden)
Um 500€ monatlich zu bekommen benötige ich ca. 200.000€ Gesamtvermögen, da sich bei einer Rendite von 4% folgende Rechnung ergibt: 200.000€ * 4% = 8.000€ -25% Steuern = 6.000€ / 12 Monate = 500€.
•mittelfristige Ziele
Als mittelfristiges Ziel nehme ich für mich den Vermögenszuwachs für das aktuelle und das nächste Jahr nach der Formel: monatliche Sparrate min. 1000€ + 10% Rendite auf das Gesamtvermögen.
•kurzfristige Ziele
kurzfristig schaue ich mir meine Sparrate jeden Monat an und kontrolliere, ob ich auf das Jahr hochgerechnet mein mittelfristiges Ziel erreiche. Da ich zu faul bin ein Haushaltsbuch zu führen aktualisiere ich jeden Monat hierzu eine Gesamtübersicht von meinem Vermögen, die ich mir in Excel angelegt habe.
3. W-Schleife
Ich reduziere meine Wochenarbeitszeit auf 31,5 Stunden ohne Einkommensverlust!
Wie? erreiche ein passives Einkommen von 500€ pro Monat.
Wie? Ich erreiche ein Vermögen von 200.000€ und erziele darauf mindestens 4% + Inflation.
Wie? Ich halte meine Sparquote deutlich über 50% meines Nettoeinkommens (>1.000€) und investiere langfristig in Wachstumsaktien mit bewährtem Geschäftsmodell.
Wie? Ich suche im Internet nach Aktien, die ihren Gewinn in den letzten 10 Jahren im Schnitt um mindestens 12% pro Jahr gesteigert haben, bezahle für diese ein KGV das kleiner ist als das Gewinnwachstum in % + die aktuelle DivR, maximal aber ein KGV von 25. Danach sortiere ich die Werte aus, bei denen sich schon andeutet, dass sie ihr Wachstum nicht mehr halten können oder die unberechenbaren Brachen angehören. Von den verblieben lese ich mir den Geschäftsbericht durch. Wenn danach Aktien übrig bleiben, die mir gefallen, kaufe ich sobald das Guthaben auf meinem Tagesgeldkonto meine Notfallreserve um ca. 2.000€ – 4.000€ übersteigt und das unabhängig davon was der Gesamtmarkt macht.
Wie? … nix Wie, fertig!
Schöne Grüße
Jonas
Jan meint
Hallo Jonas,
ein tolles Beispiel für die konkrete Anwendung der Zielsetzung. Ich würde bei dem langfristigen Ziel vielleicht sogar noch konkreter werden was den Zeitraum angeht. Z.B. 01.01.2024. Ansonsten finde ich deine Ziele sehr schlüssig und interessant. Der letzte Punkt der W-Schleife erfordert in meinen Augen ein bisschen Übung. Ich merke selber wie schwer es manchmal ist sich an die selbst gesetzten Regeln zu halten. Man findet immer wieder Werte die in einzelnen Punkten abweichen. Gerade in der aktuellen Phase muss ich mich persönlich noch manchmal zurückhalten damit ich nicht trotzdem kaufe nach dem Motto: „Ach KGV 27 ist auch ok, der Rest sieht doch so gut aus…“. Aber mit ein wenig Übung und Sitzfleisch ist auch das zu schaffen.
Ich wünsche dir bei der Erreichung deiner Ziele viel Erfolg!
Maximilian Hahn meint
Ich glaube die Studie gibt es nicht mehr?