Kennst du das? Du willst oder musst etwas erledigen was du seit Wochen oder sogar Monaten schon vor dir her schiebst, die klassische „Aufschieberitis“. Das perfekte Beispiel dafür ist bei vielen die Geldanlage oder die Altersvorsorge. Sie warten auf den perfekten Zeitpunkt, er ist nah, aber noch nicht ganz da. Sie versuchen die beste Strategie zu entwickeln, ihren persönlichen Masterplan. Ab dem Moment ab dem du das ganze umgesetzt wird, entwickelt es sich zu einem Selbstläufer. Das wird der Befreiungsschlag der ihr Leben verändern soll…
Doch am Ende wird es anders laufen: Den perfekten Zeitpunkt werden sie nie finden. Die perfekte Anlagestrategie haben sie auch nicht gefunden. Irgendwann befinden sie sich kurz vor dem Renteneintritt und es ist eigentlich auch egal weil es eh nichts mehr ändern würde. Aber zumindest haben sie immer dran gedacht…
Es tut mir Leid, falls ich deine Illusion jetzt zerstöre aber es gibt weder den perfekten Zeitpunkt zum Sparen, noch die perfekte Anlagestrategie:
Inhalt
Der perfekte Zeitpunkt zum Sparen wird nie kommen
Wann ist der perfekte Zeitpunkt, um mit der Geldanlage zu beginnen?
In der Ausbildung hat man kein Geld, das ist klar. Außerdem ist man jung und möchte von den ersten Gehältern zumindest ein bisschen was erleben. Anschließend kommt vielleicht noch ein Studium, da gilt das Gleiche. Es ist kaum Geld übrig, das weiß schließlich jeder. Studenten sind per Definition pleite. Das was übrig ist, ist bereits für Partys reserviert.
Es folgt der erste Job, das erste „richtige“ Gehalt. Jetzt fängt das Leben an, endlich kann all das nachgeholt werden auf was die letzten Jahre verzichtet und hingearbeitet wurde. Noch bevor das erste Gehalt auf dem Konto eingetroffen ist, werden die neue Küche und die Wohnlandschaft finanziert. Anschließend geht es ins Autohaus, schließlich wird ja auch ein dem Job entsprechendes Gefährt benötigt. Also wird noch ein Mittelklassewagen geleast.
Zum Schluss ist natürlich auch kein Geld mehr zum Sparen da. Das ist aber nicht so schlimm, man ist ja schließlich noch jung. Bei der nächsten „richtigen“ Gehaltserhöhung kann es dann aber losgehen…
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
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Es folgt die Familie, vielleicht Kinder. Diese fressen einem in den nächsten 18 bis 25 Jahren Tag für Tag die Haare vom Kopf. Geld sparen oder anlegen passt da natürlich nicht rein. Weiter geht’s, Kinder raus, eine große finanzielle Belastung fällt weg. Endlich hat man also Zeit für sich. Reisen so lange man noch fit ist. Der Sportwagen, so lange man noch reinkommt. Sparen ist nicht, schließlich muss man sich ja endlich auch mal was gönnen.
Kurz: Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt um zu sparen, eigentlich passt es nie!
Die perfekte Anlagestrategie gibt es nicht
Eigentlich sagt die Überschrift schon alles. Es gibt keinen richtigen Weg.
Egal ob ETFs, Trading, Einzelaktien und alles was es sonst noch gibt. Alles hat in irgendeiner Form seine Berechtigung. Hier kann man nicht pauschalisieren. Nicht ist besser oder schlechter. Jeder muss die Anlagestrategie finden, die zu ihm passt. Wer nahezu keine Zeit in seine Geldanlage investieren möchte, muss nun einmal mehr Geld für Gebühren ausgeben, als jemand der sich Vollzeit mit der Börse auseinandersetzt und bereit ist alle Tricks und Kniffe kennenzulernen.
Trotzdem sollte sich jeder der Tatsache bewusst sein, dass Geld zu wichtig ist, als dass man das Thema dauerhaft wegignorieren könnte.
Ob es einem passt oder nicht, Geld ist ein wichtiger Bestandteil unserer Welt, da wäre es fatal keinen Gedanken daran zu verlieren.
Der Weg ist das finanzielle Ziel
Du kennst das, du beschäftigst dich mit einem Thema. Erstmal stehst du vor einem riesigen Berg. In diesem Moment musst du bereits deine erste Entscheidung treffen: Fange ich überhaupt an den Berg zu erklimmen oder ziehe ich gleich den Schwanz ein und gebe auf. Wenn du die „richtige“ Entscheidung triffst geht es weiter, du erklimmst den Berg. Du informierst dich, lernst immer mehr dazu und irgendwann kommt der Moment an dem du glaubst du hast endlich verstanden wie alles funktioniert…
Pustekuchen,
eigentlich hast du gerade einmal die Basics verstanden. Jetzt geht es erst richtig los. Aber das ist okay, dieser Prozess lässt sich auf alles im Leben übertragen. Leider gibt es dafür auch keine Abkürzung. Es gibt nur einige die beschreiten diesen Weg schneller und es gibt einige die brauchen länger. Aber es wird immer jemanden geben der besser ist und mehr weiß. Genau so wird es immer jemanden geben, der „schlechter“ ist als du. Das gehört dazu.
Viel wichtiger ist die erste Entscheidung: Fange ich überhaupt an den Berg zu besteigen oder drehe ich mich um und mache gar nichts.
Geld anlegen ist ein Prozess
Wenn ich an meinen eigenen „Werdegang“ zurückdenke habe ich mich schon vor 13 oder 14 Jahre für das Thema Geldanlage und Börse interessiert. Wirklich selbst angefangen habe ich aber erst mit 18 als ich soweit war mein eigenes Depot auch komplett selbst zu führen. Das muss etwa 2006 oder 2007 gewesen sein.
Ich habe angefangen mit Anleihen. Damals eine tolle Sache, es gab eine ansehnliche Rendite und ich hatte riesig Glück, dass ich mit meinen Anleihen so unbeschadet durch den großen Absturz 2008 gekommen bin.
Weiter ging es zu ETFs, das müsste 2009/2010 gewesen sein. Ich habe das Buch von Gerd Kommer* gelesen, mein gesamtes Depot überarbeitet und wieder neu angefangen. Der Zeit geschuldet lief das natürlich auch super, man kam aus einer großen Krise und es konnte ja nur hochgehen.
Nebenbei habe ich mich immer wieder mit dem Thema Trading beschäftigt. Am Ende bin ich wohl Plus-Minus Null aus der ganzen Geschichte herausgegangen. Nach wie vor bin ich aber davon überzeugt, dass Trading funktionieren kann. Ab und an schaue ich immer noch in mein Chartprogramm und manchmal finde ich im Chart Linien, die ich vor vielen Jahren gezeichnet habe, an denen der Kurs noch heute abprallt.
Trading ist aber sicher nichts was man mal eben so nebenbei machen kann. Es gehört viel Disziplin, Planung und Wissen dazu.
Im Jahr 2011 ging es dann das erste Mal ein bisschen stärker runter für meine ETFs. Ich habe gemerkt, dass mir das Risiko aus psychologischer Sicht zu groß ist und ich unbedingt weiter diversifizieren muss. Eine Aktienquote von 100% ist zwar schön und gut, ich habe mich aber überschätzt. Die absoluten (Verlust-) Beträge waren mir zu groß.
Seit 2012 bin ich nun ein Verfechter von Dividendenaktien nach meiner „eigenen“ Strategie. Auch wenn ich dieser Strategie nicht mehr hundertprozentig treu bin, so ist es doch gut, dass ich einige feste Kriterien habe an denen ich mich zumindest orientieren kann.
Es gibt eben nicht nur schwarz und weiß. Mein Dividenden Depot wird weiterhin ergänzt durch andere Anlagen wie zum Beispiel einen Emerging Markets ETF oder zwei REITs.
Worauf will ich hinaus: Egal womit du beginnst, du wirst dazulernen und dich weiterentwickeln. In den seltensten Fällen ist das womit du anfängst auch das womit du „aufhörst“ oder alt wirst.
Dazu kommt, dass einfach jede Zeit seine passenden Anlagevehikel hat.
Anfangen ist besser als gar nichts zu machen
Ich möchte dich einfach motivieren, trotz den ganzen Ausreden und fang an. Egal womit, egal wie viel. Auch 25 Euro im Monat als ETF-Sparplan sind einfach besser als nichts. Du lernst die Instrumente kennen, du entwickelst eine gewisse „Spar-Mentalität“ und lernst kontinuierlich dazu. Irgendwann holt dich der Aha-Effekt ein an welchem du merkst, dass das Ganze funktioniert. Fordere ihn heraus!
Heute ist der beste Tag, um zu beginnen.
[ratings]
Self.Made.Rich meint
Schöner Bericht über Deinen eigenen Weg zur finanziellen Mündigkeit . Ich habe selbst so angefangen, wie Du es beschreibst. Während des Studiums kaum Geld gehabt, alles was man hatte wurde ausgegeben („Andere haben ja auch ein MacBook oder fahren in den Urlaub“), dann ging es in den ersten Job und *schwupps* musste eine neue Wohnung her und der Traum vom ersten Sportwagen sollte auch erfüllt werden („Noch bin ich jung und ungebunden“). Aber kein Problem, die erste Gehaltserhöhung kommt bestimmt und außerdem wächst man ja mit seinen Ausgaben. Nach der ersten Beförderung mussten die teuren Anzüge her, Designermode zeigt ja auch einen Status… „Oh und schon wieder ist das Konto leer…“. Irgendwann kam dann der Punkt, den Du beschreibst, an dem ich mir dachte: „So geht es nicht weiter, jetzt muss ich das selbst in die Hand nehmen“. Ich erinnere mich noch gerne an die Vorfreude, bis das erste Depot endlich eröffnet und ein ETF-Sparplan eingerichtet war… Und ja, man merkt schnell: es funktioniert und es kann tierisch Spaß machen, die Erfolge zu sehen! Daher rate ich jedem: Nehmt Euer Leben selbst in die Hand, fangt an zu sparen, fangt an zu investieren, lernt jeden Tag dazu. Träumt nicht von morgen, sondern gestaltet heute aktiv Eure Zukunft!
In diesem Sinne: bleibt investiert!
SMR
Jan meint
Hallo Self Made,
genau so ist es. Ich führe selbst auch jeden Monat Buch über meine Finanzen und kann mich immer wieder daran erfreuen wenn es bergauf geht ;).
VG
Jan
Michael meint
Hallo
Sehr schöner Artikel gut beschrieben.
Ich führe leider nicht immer Buch,sollte ich aber unbedingt mal einführen. Werde ich ab jetzt aber machen oder machen lassen.
Gruss. Michael
AlexJ meint
Schöner Aufruf zum simplen Starten, gerade bei der Geldanlage wichtig. Ich sage den Leuten, die sich eher zieren, immer: Fang einfach morgen mal an, monatlich 100 Euro in einen thesaurierenden ETF auf den MSCI World anzulegen. Parallel kannst du dich dann ausgiebig mit Geldanlage befassen und gewöhnst dich währenddessen schon einmal an das Anlegerleben.
Eine Anmerkung: Ich hatte mein erstes Depot mit 12 oder 13 (Dresdner Bank, GRIPS hieß es) und durfte von Anfang an selber handeln, auch per Telefon. Bis 18 musste ich nicht warten. Das ist Mitte/ende der 90er gewesen.