Welche Strategie ist eigentlich besser? Dividendenstrategie oder ETFs? Gute Frage, oder? Die Antwort ist klar: Es kommt darauf an…
Aber worauf?
In diesem Beitrag schauen wir uns beide Strategien einmal genau an und prüfen, für WEN, welche Strategie am besten passt. Und genau das ist der springende Punkt. Es gibt eben nicht DIE beste Strategie. Die Strategie muss zu dir, deinen Zielen und deiner Mentalität passen.
Ich habe 9 Vergleichskriterien herausgearbeitet, anhand derer wir die Dividendenstrategie und die ETF-Strategie miteinander vergleichen können. Also, lass uns anfangen!
Bevor wir aber richtig einsteigen müssen wir erst einmal klären, was wir genau vergleichen.
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Wenn ich von der ETF-Strategie spreche, dann habe ich vor allem das klassische ETF-Weltportfolio im Sinn. Das Ziel des ETF-Weltportfolio ist es, die weltweiten Aktienmärkte langfristig passiv mit Indexfonds nachzubilden und von der Marktrendite zu profitieren. Die Idee hinter dem Weltportfolio ist, dass sich die Wirtschaft (und damit auch die Aktienmärkte) langfristig positiv entwickelt.
Bei der Dividendenstrategie investieren wir in Einzelaktien. Unser Ziel ist es, eine Überrendite gegenüber der Marktrendite zu erwirtschaften. Neben den Dividendenausschüttungen liegt der Fokus der Dividendenstrategie vor allem auf der Dividendenkontinuität und dem langfristigen Dividendenwachstum.
Dividendenstrategie vs. ETFs – Der Vergleich
Wie oben versprochen haben wir 9 Kriterien, anhand derer wir die beiden Strategien miteinander vergleichen. Jedes Kriterium kann dabei unterschiedliche Ausprägungen annehmen. Es gibt somit kein besser oder schlechter. Die „Vorteile“ der einen Strategie sind gleichzeitig die „Nachteile“ der anderen Strategie.
9. Die Rendite
Vom Markt erwarten wir eine langfristige Rendite von etwa 8% bis 12%, je nachdem welcher Studie wir trauen. Beim ETF-Portfolio erhalten wir auf jeden Fall die Marktrendite (abzüglich der laufenden Kosten). Auf keinen Fall werden wir eine Rendite über dem Markt erhalten, genauso wenig werden wir aber auch unter der Marktrendite liegen.
Bei der Dividendenstrategie sieht das anders aus. Das Ziel ist es, eine Rendite über dem Markt zu erwirtschaften. Ob uns das aber wirklich gelingt, ist die zweite Frage. Wir haben zwar das Potenzial, den Markt zu schlagen. Wenn es aber schlecht läuft, erhalten wir sogar eine Rendite unter dem Markt.
8. Diversifikation
Als Diversifikation bezeichnet man die Streuung über viele verschiedene Aktien. Wer sein Depot diversifiziert legt also nicht alle Eier in einen Korb.
Als ETF-Investor investieren wir breit gestreut in Unternehmen auf der ganzen Welt. Allein der MSCI World enthält über 1.600 Unternehmen, in die wir auf Knopfdruck investieren können.
Ein Dividenden Portfolio hingegen besteht nur aus 10, 15 oder vielleicht 20 Werten. Es ist also deutlich konzentrierter.
Warren Buffett sagte dazu Folgendes:
Diversification is a protection against ignorance, it makes very little sense for those who know what they’re doing.
Warren Buffett
Die Frage, die du dir jetzt stellen solltest ist: Weißt du, was du tust? Oder weißt du, dass du nichts weißt? Beides ist vollkommen in Ordnung, gibt dir aber einen entscheidenden Hinweis darauf, welche Strategie die Richtige für dich ist.
7. Kontrolle
Du möchtest von bestimmten Branchen profitieren oder einzelne Unternehmen aus deinem Depot ausschließen? Mit einem weltweiten ETF-Portfolio ist das nur bedingt möglich. Natürlich kannst du in Branchen- oder Nachhaltigkeits-ETFs investieren. Du hast aber keine Möglichkeit auf Einzelwert-Ebene zu entscheiden, ob du ein Unternehmen in deinem Depot haben möchtest oder eben nicht. Mit einem ETF kaufst du eben „alle“.
In nahezu jedem ETF sind Unternehmen, die du (aus welchen Gründen auch immer) nicht in deinem Depot haben möchtest. Mit einer Dividendenstrategie hingegen hast du die volle Kontrolle darüber, welche Aktien es in dein Depot schaffen und welche eben nicht.
6. Kosten
ETFs sind zwar deutlich günstiger als zum Beispiel aktive Fonds. Trotzdem haben sie laufende Verwaltungsgebühren.
Machen wir ein kleines Beispiel: Stell dir vor, du investierst heute 10.000 Euro in ETFs mit einer Verwaltungsgebühr von 0,35% pro Jahr. Jeden Monat sparst du zusätzliche 200 Euro und erwirtschaftest im Mittel eine Rendite von 7%. Nach 40 Jahren hast du insgesamt mehr als 25.000 Euro an Verwaltungsgebühren gezahlt. Die Transaktionsgebühren kommen noch hinzu. Hier kannst du das Beispiel einmal nachrechnen.
Du siehst, dass sich auch kleine Beträge dank des Zinseszinseffekts mit der Zeit ordentlich summieren.
Bei Dividenden Aktien hingegen fallen keine laufenden Gebühren an.
5. Sparplan vs. Einzelinvestment
Ich bin ein Fan von Sparplänen auf ETFs. Sparpläne auf Aktien halte ich hingegen für eine dumme Idee, Aktien sind für mich keine Sparprodukte, die man zu jedem Zeitpunkt kaufen sollte.
An dieser Stelle sollte ich dir aber vielleicht die Bewertung überlassen. Die Frage Sparplan oder Einzelinvestment ist sicherlich eine Frage der Anlagephilosophie.
Theoretisch sind sowohl Dividenden Aktien, als auch ETFs regelmäßig besparbar. Ich tendiere allerdings dazu, Aktien nur zu kaufen, wenn die Kurse günstig sind.
4. Anlagebetrag
Vor ein paar Jahren hätte ich dir noch gesagt, dass dein Anlagebetrag eine entscheidende Rolle für die Wahl deiner Strategie spielt. Unter 10.000 Euro hätte ich dir ganz klar zu ETFs geraten. Bei einem höheren Anlagebetrag hättest du die freie Wahl gehabt.
Heute sieht das ein bisschen anders aus. Mittlerweile gibt es Online-Broker, bei denen der Aktienkauf bereits ab 1 Euro je Order* möglich ist. ETF-Sparpläne sind schon seit Längerem ab 25 Euro im Monat umsetzbar.
Die Höhe deines Anlagebetrags ist in 2020 also kein Kriterium mehr für die Wahl deiner Anlagestrategie. Du hast somit auch keine Ausreden mehr, dein Geld nicht anzulegen 😉
3. Wissen, Zeit & Spaß
Ein ganz wichtiger Faktor ist dein Interesse am Thema Börse. Du willst dich eigentlich nicht wirklich mit deinem Geld beschäftigen, sondern nur eine höhere Rendite als auf dem Tagesgeldkonto. Dann solltest du ETFs nehmen. Hier hast du einen einmaligen Aufwand, um dir ein Grundwissen anzueignen. Einmal aufgesetzt läuft deine Strategie aber relativ selbstständig. Ein Blick alle paar Monate reicht vollkommen aus.
Wenn du hingegen Spaß daran hast, Unternehmen zu analysieren, und dich gerne mit Aktien beschäftigst, dann passt vielleicht die Dividendenstrategie zu dir. Du investierst zwar regelmäßig Zeit in deine Aktienanalyse, lernst aber auch jeden Tag etwas dazu.
2. Ausschüttungen
Wie wichtig sind dir regelmäßige Ausschüttungen? ETFs kannst du sowohl in der ausschüttenden, als auch in der thesaurierenden Version kaufen.
Vergleichen wir allerdings die ETF-Strategie mit der Dividendenstrategie, so sind die Zahlungen in der Dividendenstrategie deutlich besser steuerbar. Darüber hinaus sind die Dividenden (im Vergleich zum Weltportfolio) bei der Dividendenstrategie deutlich höher.
Die Betrachtung von „Dividendenstrategie-ETFs“ ist noch einmal ein ganz eigenes Thema. Hierzu werde ich in den nächsten Wochen noch einmal einen Beitrag schreiben.
1. Greifbarkeit
Der letzte Punkt ist die Greifbarkeit. Als ETF-Anleger bist du (je nach ETF) indirekt an mehreren Tausend Unternehmen beteiligt. Du hast also nicht wirklich einen Bezug zu deinen Investments.
Als Dividendeninvestor hast du viele Unternehmen des täglichen Bedarfs in deinem Depot und bist direkt an diesen beteiligt. So begegnest du immer wieder Produkten von deinen Unternehmen wie z.B. von Coca Cola, McDonald’s oder Johnson & Johnson im Alltag.
Möglicherweise wirkt sich dieser Punkt auf dein Durchhaltevermögen und deinen Bezug zu deinen Investments aus. Vielleicht hast du aber auch einfach nur Spaß daran 🙂
Die Grundsatzfrage
Fassen wir die neun Punkte noch einmal zusammen. Die eigentliche Frage, die du dir stellen solltest, ist:
Bist du ein Sparer/Anleger oder siehst du dich als Investor?
Der Anleger möchte sein Geld vermehren, ist mit der Marktrendite zufrieden und hat kein Interesse daran übermäßig Zeit in die Auswahl seiner Investments zu stecken. Wenn du dich als Anleger siehst, ist wohl das ETF-Depot eine gute Wahl.
Der Investor hat Spaß an seinen Unternehmen. Er möchte dazulernen und ist bereit für eine (hoffentlich) höhere Rendite auch mehr Arbeit in die Auswahl seiner Unternehmen zu stecken. Siehst du dich als Investor, dann könnte die Dividendenstrategie etwas für dich sein.
ETF und Dividenden Aktien – Geht beides?
Ja, aber mit Augenmaß.
Ich gebe dir ein kleines Beispiel. Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Google machen insgesamt mehr als 10% des MSCI World aus. Wenn du diese nun in deinem Depot hättest (ich weiß, das sind keine Dividenden-Aktien), würde es keinen Sinn ergeben, zusätzlich noch einen ETF auf den MSCI World zu kaufen. Du würdest den Klumpen einfach vergrößern.
Sinn macht das Ganze aber, wenn du Aktien und ETFs miteinander kombinierst. Du könntest zum Beispiel große Unternehmen direkt in der Dividendenstrategie halten und parallel noch einen SmallCap-ETF halten.
Oder du hast gewisse Regionen, in denen du dich nicht auskennst. Um dort ebenfalls zu investieren könntest du diese über einen ETF abdecken.
Wie investiere ich?
Wenn du meinen Blog schon länger liest, dann weißt du natürlich, dass ich ein absoluter Verfechter der Dividendenstrategie bin.
Neben der Dividendenstrategie ergänze ich mein Portfolio allerdings mit einem Emerging Markets ETF, da ich mich zum Beispiel in China, Indien oder Russland einfach viel zu wenig auskenne.
Für die Dividendenstrategie habe ich mich aus zwei Gründen entschieden: Mir ist vor allem die absolute Kontrolle über meine Investments wichtig. Darüber hinaus ist es mein Ziel eine höhere Rendite als der Markt zu erwirtschaften. Zur Zeit läuft das ja auch ganz gut 😉
Wofür hast du dich entschieden? Dividendenstrategie oder ETF-Portfolio. Schreib es gerne in die Kommentare und vergiss nicht meinen Youtube-Kanal zu abonnieren 😉
Marion Schöndorf meint
Hallo Jan-Christian,
einen Punkt würde ich gerne noch ergänzen: Zumindest psychologisch kann die Dividenden-Strategie, gerade auch in Zeiten wie jetzt, eine etwas entlastende Wirkung haben: wenn der Fokus eher auf den kontinuierlichen Ausschüttungen als auf der permanenten Kurssteigerung liegt, kann dies in seitwärts oder gar abwärts tendierenden Märkten zumindest eine gewisse (gefühlte) Kompensation für den gerade nicht so berauschenden Wachstumskurs mit sich bringen. Dasselbe gilt meiner Meinung nach auch für alle Anleger, die vom Zeithorizont her eher Richtung „Entnahmephase“ tendieren und deshalb ihr Depot etwas umschichten möchten, aber aufgrund des Zinsniveaus nicht (ausschließlich) in Rentenpapiere. Voraussetzung ist natürlich, dass die ausgewählten Titel stabil genug sind, auch in Phasen stagnierender Weltwirtschaft zumindest weiterhin ihre Ausschüttungen zu gewährleisten und dies nicht auf Kosten der Substanz.
Liebe Grüße, Marion
Jan-Christian meint
Hallo Marion,
absolut. Der psychologische Effekt der Dividendenausschüttung kann eine große Rolle spielen und langfristig motivieren oder beruhigen.
VG
Jan-Christian
Timo meint
Hallo Jan-Christian,
ja, du schreibst für dich heißt Dividendenstrategie Einzelaktieninvestments. Und dann ist Diversifikation ein großer Nachteil (aus meiner Sicht).
Ich setzte bei meiner Einkommensstrategie aber hauptsächlich auf Sammelanlagen. Dadurch sind in meinem Depot irgendwas über 2000 Aktien und ca. 900 Anleihen. Ich betreibe die Strategie noch nicht lange genug für zuverlässige Dividendenprognosen, sollte aber eigentlich irgendwo um die 7% landen.
Die Rendite liegt derzeit („getrieben“ von den MLPs) ein gutes Stück unterhalb meines ETF Weltportfolios. Das erwarte ich aber auch langfristig von eigentlich allen Dividendenstrategien. Einmal aufgrund des Steuernachteils und dann weil dir die Wachstumsaktien fehlen, die ihr geld intern deutlich rentabler anlegen können als es mir möglich ist.
Die laufenden Kosten sind durch meinen Fokus auf spezial ETF etwas höher als von meinem Weltportfolio.
Die Sammelanlagen sind alle Sparplanfähig und die paar Einzelinvestments die ich ergänzend habe sind bei Trade Republic günstig erwerbbar.
Jan-Christian meint
Hallo Timo,
ja ich vertrete die Meinung, dass jeder der in Einzelaktien investiert auch das Ziel haben sollte den Markt zu schlagen. Wenn das nicht das Ziel ist, dann lohnt sich der ganze Aufwand nicht.
Die Diversifikation ist ähnlich wie die Rendite zu betrachten. Je diversifizierter das Portfolio ist, desto näher kommt die Rendite an die Marktrendite ran. Je fokussierter das Portfolio ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Portfolio von der Marktrendite abweicht (in welche Richtung auch immer).
Christian meint
Hallo Jan-Christian
Danke für den interessanten Artikel. Ich persönlich verfolge auch die Strategie mit einzelnen Aktien die Dividenden ausschütten. Und ich sehe das wie du, dass man dabei weniger auf die Dividendenrendite schauen sollte, als vielmehr auf deren Sicherheit und regelmäßigen Wachstum.
Ich habe aber eine Frage zum Thema Risiko bzw. Diversifikation bei ETFs. Ich kaufe zwar mit einem ETF z.B. auf den MSCI World sehr viele Unternehmen, aber die verwaltende Firma ist nur eine: BlackRock, HSBC… Was passiert eigentlich, wenn diese Firma im schlimmsten Fall Pleite geht? Ist dann mein Investment weg?
Danke und Gruß,
Christian
Jan-Christian meint
Hallo Christian,
das ist eine richtig gute Frage!
Grundsätzlich sind ETF Sondervermögen, das bedeutet, dass Blackrock etc. nur Verwalter des Vermögens sind, bei einer Insolvenz ist das Vermögen dahinter (also im ETF) gesichert.
Jetzt gibt es aber ein paar Fallstricke auf die ich gar nicht alle eingehen kann.
Viele Anbieter verleihen Aktien oder bilden das Portfolio mit ETFs nach. Hier gibt es ein Kontrahentenrisiko, also das Risiko, dass der Partner mit pleite geht.
Eine Frage die ich selbst nicht beantworten kann ist die nach dem Ablauf.
Wer kümmert sich um die Abwicklung des ETF wenn die Gesellschaft pleite geht.
Ich vermute, dass es ein langer Prozess sein wird bis alle Anleger wieder an ihr Geld kommen. Einfach aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten.
Bei einem „normalen“ ETF gab es diesen Fall aber glaube ich noch nicht.
VG
Jan-Christian
Christian meint
Hi
vielen Dank für die Rückmeldung. Das ist also ähnlich wie die Aktien, die im Depot der Bank x, y liegen, mit etwas höhrem Risiko hinsichtlich der Geschäftsgebahren (verleihen von Aktien, andere ETFs usw.).
Ich hab da schon immer mal darüber nachgedacht, was passiert, wenn der Verwalter pleite geht. Die Corona-Situation hat das noch mal aufgeworfen.
Hoffen wir aber mal das Beste sodass wir uns damit nie rumschlagen müssen.
Gruß,
Christian
Jan-Christian meint
Jap, so sehe ich es auch. Es gibt einige Risike, aber die gibt es nunmal immer.
Ich schaue allerdings schon genauer hin, in welchen ETF ich investiere.
So nebenbei, auch einige Online-Broker betreiben zum Beispiel Aktienleihe mit deinen Aktien.