Die Börsen sind in den letzten Wochen, bedingt durch den Staatsanleihenkauf der EZB quasi durch die Decke gegangen. Es kann einem schon ein wenig schwindelig werden bei diesen rasanten Kursgewinnen. Mein Dividenden Depot hatte in der Spitze Kurszuwächse von über 10% und das innerhalb von wenigen Wochen seit Jahresbeginn. 10% entspricht in etwa der Zielrendite für meine Dividendenstrategie über ein ganzes Jahr! Auch die momentanen Herausforderungen in Griechenland scheinen der Börse kaum etwas anhaben zu können. So stößt man in letzter Zeit häufiger auf ratlose Kommentare oder Posts in anderen Blogs oder Foren in denen genau diese Frage gestellt wird: „Halten oder Verkaufen?“
Doch wie sollten wir uns jetzt weiter verhalten?
Ich möchte in diesem Beitrag ein wenig auf die uns verbleibenden Möglichkeiten schauen und meine Strategie vorstellen, wie ich auf die rasanten Kursgewinne reagiere.
Fangen wir doch zu erst einmal damit an, die beiden Möglichkeiten und ihre Konsequenzen zu betrachten:
Aktien mit Gewinn verkaufen?
Angenommen wir verkaufen die Dividendenaktien mit hohen Gewinnen, als erstes werden uns dabei in der Regel 25% Kapitalertragssteuer vom Gewinn abgezogen. Diese sind sofort weg und stehen natürlich für ein zukünftiges Wachstum nicht mehr zur Verfügung. Wir bremsen also den Zinseszinseffekt unserer Strategie aus. Darüber hinaus sollten wir bedenken, was passiert wenn die Aktien trotzdem weiter steigen. Stell dir einmal vor der DAX geht hoch auf die 12.000 Punkte, vielleicht zum Ende des Jahres. Im nächsten Jahr steigt er weiter, vielleicht sind sogar 15.000 Punkte drin, die Rally hält an und an und der DAX steht in Kürze bei 20.000 Punkten. Mit ihm natürlich auch die meisten Aktien.
Im Rückspiegel betrachtet wären die fast 11.000 Punkte im DAX, welche wir aktuell haben, zwar ein historisch hoher Wert bis heute, der Verkauf der Aktien aber sicher eine sehr schlechte Entscheidung.
Dazu kommt dann das Wiederanlage Problem. Was würden wir denn mit dem ganzen freiwerdenden Geld machen? Momentan gibt es kaum Alternativen mit ähnlicher Verzinsung.
Aktien mit Gewinn weiter halten?
Dies ist natürlich die andere Seite der Medaille. Angenommen wir halten die Aktien weiter und die knapp 11.000 Punkte im DAX waren das Höchste was wir für die nächsten Jahre gesehen haben. Dann wäre es im Nachhinein ein riesiger Fehler gewesen nicht zu verkaufen. Die ganzen schönen Gewinne der letzten Jahre wären wieder dahin. Je nachdem wann wir eingestiegen sind kommen bei einigen Werten sogar Verluste dazu.
Ich denke du merkst worauf ich mit diesem Beitrag hinaus will: Wir wissen es einfach nicht! Es kann sein, dass wir historische Höchstkurse haben, es kann aber eben auch sein, dass wir erst am Anfang einer durch die EZB ausgelösten, viele weitere Jahre andauernden, Aktienrally stehen.
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Die endgültige Entscheidung, wie du mit den momentanen Buchgewinnen umgehst musst du natürlich für dich selbst treffen, ich kann dir hier keine richtigen Ratschläge geben, da ich selbst nicht weiß in welche Richtung wir uns in Zukunft bewegen werden. Ich versuche dir aber im Folgenden kurz meine eigene Vorgehensweise vorzustellen.
[sam id=“18″ codes=“true“]
Wie gehe ich mit meinen Buchgewinnen vor?
Momentan haben einzelne Werte in meinem Dividenden Depot Buchgewinne (nach Steuern) von mehr als 100%. An mehreren Stellen hier im Blog habe ich immer wieder anklingen lassen, dass ich nicht mein gesamtes Vermögen in die Dividendenstrategie stecke sondern darüber hinaus eben auch noch andere Anlagen wie Anleihen, P2P-Kredite, Immobilien oder einfach nur Tagesgeld berücksichtige.
Ich habe hierfür eine feste prozentuale Aufteilung wie das Geld in den einzelnen Anlageklassen verteilt sein soll. Nach dem starken Wachstum der Dividendenaktien und REITs in den letzten Monaten sind die beiden Anlageklassen (Dividenden-)Aktien und Immobilien natürlich gnadenlos übergewichtet. Dem versuche ich durch sogenanntes Rebalancing zu entgehen. Hier verfolge ich jedoch nicht das traditionelle Rebalancing bei welchem die stärksten Werte (in meinem Fall Aktien und Immobilien) teilweise verkauft werden sondern ich versuche mit „frischem“ Geld die ursprüngliche Verteilung wieder herzustellen.
Was heißt das genau. Von all meinen Einnahmen, meinem Gehalt, meinen passiven Einnahmen und meinen Dividenden versuche ich so viel wie möglich zu sparen um möglichst schnell wieder die Ausgangsverteilung meiner Anlageklassen zu erreichen, ohne Aktien oder REITs verkaufen zu müssen.
Wie geht ihr mit euren Buchgewinnen um? Halten oder verkaufen? Das ist im Moment die Frage!
[ratings]
Michael C. Kissig meint
André Kostolany riet, man solle Aktien nicht nach dem eigenen Einstandpreis sondern nach dem Tageskurs beurteilen – den Aktien ist es egal, zu welchem Kurs man sie gekauft hat, den anderen Anlegern ebenfalls, nur dem Käufer nicht. Und nachher dem Finanzamt…
Daher ist es unerheblich ob die Aktien gestiegen sind und man nun meint, man müsse durch einen Verkauf Kursgewinne sichern. Wie Du schon sagst, dadurch erzeugt man Steuerlast und Gebühren, völlig unnötig. Denn da man nicht weiß, ob der Markt weiter steigt oder fällt, gleicht die Entscheidung einem Roulettespiel. Folglich sollte man sich ansehen, wie die einzelnen Aktien dastehen. Sind sie inzwischen deutlich überbewertet und der hohe Kurs fundamental nicht gerechtfertigt? Oder hat sich das Umfeld für ihr Geschäft erheblich eingetrübt? Dann sollte man sie vielleicht verkaufen – unabhängig davon, ob der Kurs vorher stark gestiegen ist oder gefallen.
Doch was dann? Es wird nicht umsonst von der Alternativlosigkeit von (Dividenden-) Aktien gesprochen. Denn wie kann man ansonsten sein Geld rentierlich anlegen? Geht man nicht von einem massiven Börsenabsturz aus, kann man Markttiming getrost vergessen! Also dürfte man wieder in Aktien investieren – und entweder man sucht sich eine Aktie aus, die ebenfalls schon stark gestiegen ist in letzter Zeit, oder man findet eine Unterbewertete. Und dann sollte man nicht zögern. Oder wie es Sir John Templeton ausdrückte: „Die beste Zeit für die Geldanlage ist dann, wenn man Geld hat. Die Geschichte deutet nämlich darauf hin, dass nicht der Zeitpunkt zählt, sondern die Zeit“.
Jan meint
Hallo Michael,
ich glaube dem ist nicht viel hizuzufügen. Vielen Dank für deinen Beitrag
VG Jan
Billy meint
Die Börsen spielen zur Zeit echt verrückt. Im Dezember als die Griechenland Krise wiederaufflammte, dachte ich noch, jetzt geht in Europa wieder alles zurück – aber denkstde – jetzt sind es gleich mal 10 Prozent mehr! Jetzt noch einzusteigen finde ich ziemlich riskant. Spätestens im Juni werden die Kurse wieder fallen, getreu dem Motto „Sell in May and go away“
Michael C. Kissig meint
Naja, Billy, das mit den saisonalen Mustern funktioniert ja auch immer seltener, weil immer mehr Leute – und immer früher – darauf spekulieren. Schau Dir einfach 2014 an: es gab ne Sommerrallye und dann, als alle dachten, der „böse September“ ist vorüber, rauschten die Kurse ab 1. Oktober rasant nach unten. Als nach 10 Rückgang die Panik groß war vor einem der üblichen Herbstcrashs, ging es fast ebenso schnell wieder nach oben. Heute stehen die Kurse sehr viel höher – wer sich nicht drum gekümmert hat, hatte ne gute Zeit, hat im Sommer fette Dividenden eingestrichen und sitzt auf üppigen Kursgewinnen. Buy & Hold – alles richtig gemacht… 😉
Jan meint
Hallo Billy,
wer weiß das schon? Der Markt mag heute hoch erscheinen, doch was ist, wenn wir erst am Anfang einer durch die EZB getriebenen Rally stehen?
VG Jan
Elmar meint
Es ist für mich unerheblich, welchen Buchwert ein einzelner Titel im Moment hat. Ich beobachte mein Depot natürlich trotzdem und tracke die Entwicklung. Trotzdem möchte / würde ich auch bei hohen Buchgewinnen nicht verkaufen. Zum einen fallen die Dividendenzahlungen des Unternehmens weg, wenn ich verkaufe, dazu kommen die Gebühren und die Steuerlast. In Ermangelung von Alternativen kann man das Geld dann nur parken, oder eine andere Aktie suchen (wie schon von Michael beschrieben). Dann lieber die Werte im Depot lassen, sparen was geht und weiter in Aktien – die man aus dem Verkaufserlös auch gekauft hätte – investieren.
Sebastian meint
Ein Verkauf meiner Unternehmensanteile kommt nur unter fundamentalen Gesichtspunkten in Betracht. Bin ich mit dem Investment – unabhängig vom aktuellen Kurs – nicht mehr zufrieden, wird verkauft.
Sollte es nur um die Realisierung von Buchgewinnen gehen, betritt man das Feld der Spekulation – nichts für mich! Meine – nach sieben Jahren zugegebenerweise noch recht geringe – Erfahrung, sowie Studien zeigen doch, dass Market-Timing langfristig nicht hinhaut.
Wenn ich Anteile kaufe, dann möchte ich sie eigentlich für immer behalten. Warum sollte ich ein Topunternehmen verkaufen, nur weil andere merkwürdige und von Stimmungsschwankungen abhängige Preise festlegen?
Selbst wenn ich mit meinen beschränkten Mitteln eine (KGV-) Überbewertung feststelle – mit der nächsten Quartalsmeldung kommt der überraschende Gewinnsprung und der Preis sieht auf einmal gar nicht mehr zu teuer aus. Tja, da kommt man dann doch nicht günstiger zurück. Von Steuern und Gebühren gar nicht zu reden…
Buy-and-hold entspannt und bringt – mit ein wenig Arbeit – wunderbare Ergebnisse!