In den letzten Jahren ist ein wahrer Hype um das Thema Dividenden-Aktien und Dividendenstrategien erwachsen. Viele Anleger wollen diesen Weg noch weiter vereinfachen und versuchen, „die Dividendenstrategie“ mit nur einem ETF abzudecken. In diesem Beitrag gehe ich der Frage nach, ob Dividenden ETF sinnvoll sind oder ob es möglicherweise bessere Lösungen gibt 😉 Lass uns anfangen.
Wie immer gibt es natürlich auch den heutigen Beitrag als Video auf meinem YouTube-Kanal. Falls du noch kein Abonnent bist, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, das nachzuholen 😉
Inhalt
Was sind Dividenden ETFs?
Im Grunde sind Dividenden ETFs „normale ETFs“, die in ausgewählte Dividenden-Aktien investieren. Für diesen Beitrag habe ich mir exemplarisch drei ETFs herausgesucht. Da der Begriff der „Dividenden Aktie“ nicht einheitlich definiert ist, gibt es verschiedene Ansätze, die durch die ETFs verfolgt werden:
Der erste ETF, der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield setzt auf große Unternehmen mit einer möglichst hohen Dividendenrendite.
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Der zweite ETF, der iShares STOXX Global Select Dividend 100 legt mehrere verschiedene Auswahlkriterien zugrunde. Darunter die Höhe der Dividende, die Steigerung der Dividenden und die Ausschüttungsquote.
Als letzten ETF habe ich den SPDR® S&P® Global Dividend Aristocrats gewählt. Wie der Name bereits vermuten lässt, geht es hier hauptsächlich um Dividenden-Aristokraten.
Du siehst, es werden durchaus unterschiedliche Anlageziele verfolgt. Eins haben aber alle ETF gemein: Sie haben irgendwas mit Dividenden zu tun 😉
Warum investiert man überhaupt in Dividenden ETFs?
Der wohl häufigste Gedanke beim Investieren nach der Dividendenstrategie ist das passive Einkommen aus Dividenden. Es ist ein tolles Gefühl, wenn regelmäßig ein paar Euro Cash auf dem Konto landen. Wenn du meinen Blog allerdings schon länger verfolgst, weißt du, dass ich diesen Punkt sehr kritisch betrachte. Doch mehr dazu am Ende des Beitrags 😉
Rendite-Vergleich: Dividenden ETFs vs. All World Index
Im ersten Schritt habe ich mir einmal die Renditen der letzten Jahre angesehen, um zu prüfen, ob Dividenden ETFs aus Renditesicht sinnvoll sind. Da Dividenden ETFs noch relativ neu sind, geht die Historie bei den meisten ETFs nur über wenige Jahre. In der Grafik siehst du die Renditen nach Kalenderjahr. Die Renditen sind vor Steuern und Gebühren inklusive Dividenden und notiert in US-Dollar, um die Werte vergleichbar zu halten. Neben den drei Dividenden ETFs habe ich den Vanguard FTSE All-World (blau) als Vergleichsindex definiert.
Schon beim ersten Blick fällt auf, dass der FTSE All-World-Index (blau) deutlich heraussticht. In den meisten Jahren ist die Rendite besser als die der Dividenden ETFs. Gehen wir noch einmal einen Schritt weiter und schauen, was aus 100 USD in den vergangenen Jahren geworden wäre.
Nehmen wir einmal das Jahr 2019. Die kumulierte Rendite des World-ETF liegt mit ca. 50% deutlich über den Dividenden-ETFs mit ca. 37%. Auf die aktuellen 2020er Werte (Stichtag 28.08.2020) möchte ich an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen, da es sich um eine Sondersituation handelt.
Sind Dividenden ETF jetzt sinnvoll?
Natürlich haben die Renditevergleiche nur eine mäßige Aussagekraft, dafür ist der Vergleichszeitraum mit 6 oder 7 Jahren einfach zu kurz. Aber auch andere Studien stellen Dividenden ETFs ein schlechtes Zeugnis aus. So stellte beispielsweise die Quirin-Bank fest, dass Dividenden ETFs über einen Zeitraum von 10 Jahren deutlich schlechter als die weltweiten Vergleichsindizes performten. Den Grund für die schlechte Performance sahen sie vor allem in der schlechten Konstruktion und mangelnden Diversifizierung des Portfolios.
Dividende ist der falsche Maßstab!
Meine Begründung sieht noch etwas anders aus. Meiner Meinung nach sind Dividenden ETFs „zu einfach“ konstruiert. Es ist einfach zu kurz gedacht, dass man sich irgendeine Kennzahl heraussucht, passende Aktien kauft und anschließend eine Überrendite erzielt. Egal ob wir die Dividendenrendite, die Dividendenhistorie oder das Dividendenwachstum nehmen. In keiner Kombination dieser Kennzahlen wird es langfristig eine Überrendite geben.
Das zweite Problem ist das begrenzte Anlagespektrum. Der Fokus auf Dividenden führt zum Ausschluss einer Vielzahl an Unternehmen. Junge Unternehmen in der Wachstumsphase und frische Dividendenzahler werden systematisch ausgeschlossen. Auf der anderen Seite werden Unternehmen in der zweiten Hälfte des Unternehmenslebenszyklus bevorzugt. Dies inkludiert allerdings auch eine Vielzahl an „sterbenden“ Unternehmen, die Ihren Dividendenaristokraten-Status nur noch durch Kredite und Mini-Wachstum verteidigen können.
Welche Alternativen gibt es zu Dividenden-ETFs?
Nachdem wir nun die Frage geklärt haben, ob Dividenden ETFs sinnvoll sind, schließt sich die Frage nach den Alternativen an. Diese sind allerdings schnell formuliert:
Die erste Möglichkeit ist das breite ETF-Portfolio. Wenn du wenig Arbeit mit deinen Investments haben möchtest, hat sich ein ETF-Depot aus World und Emerging-Markets ETFs bewährt. Es hat schon seinen Grund, warum es an jeder Ecke empfohlen wird. Es gibt einfach wenig bessere Anlagemöglichkeiten für Privatinvestoren. Zumindest im Hinblick auf Aufwand und Ertrag.
Die zweite Möglichkeit und das ist der Weg, den ich gewählt habe, ist ein breit diversifiziertes Aktiendepot. Neben dem einen oder anderen Dividenden-Wert sollten auch Tech-Aktien und Small Caps ihren Platz im Depot finden. Dieser Weg ist logischerweise mit deutlich mehr Arbeit verbunden. Langfristig erhoffe ich mir aber auch eine deutliche Überrendite gegenüber den entsprechenden Vergleichsindizes.
Fazit: Nur die Gesamtrendite zählt!
Das Fazit ist kurz formuliert: Schau auf die Gesamtrendite!
Die regelmäßigen Ausschüttungen verleiten viele Investoren zu einem vollkommen irrationalen Fokus auf Dividendenausschüttungen. Häufig wird dabei aber die Gesamtrendite aus den Augen gelassen.
Nur ein kleines Beispiel:
Was ist besser? Eine Aktie, die um 10% gestiegen ist, aber keine Dividende zahlt oder eine Aktie, die 5% Dividendenrendite zahlt und deren Kurs stagniert. Klar, die erste Aktie natürlich!
Wenn wir Cash benötigen, könnten wir einfach einen Teil der Aktien verkaufen und fertig. Ob wir Bargeld durch den Verkauf von Aktien oder die Zahlung einer Dividende erhalten, ist irrelevant. Dieser häufig beobachtete Denkfehler hält sich leider noch immer tapfer in viele Online-Communitys.
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