In meinem heutigen Beitrag werfe ich eine extrem emotionale Frage auf.
Mieten oder kaufen?
Es gibt wohl kaum ein Thema welches in den Finanzblogs und darüber hinaus, derartig leidenschaftlich diskutiert wird. Es scheinen zwei Welten aufeinander zu krachen. Einer der am häufigsten aufgerufenen Beiträge in meinem Blog beschäftigt sich ebenfalls mit dem Thema des selbstgenutzten Wohneigentums. Die Resonanz ist, wie zu erwarten, gespalten. Es wird hart diskutiert, in beide Richtungen.
Aus diesem Grund werfe ich heute einmal im Rahmen meine Artikelreihe: „Wie reich bin ich?“ die Frage auf, was für DICH mehr Sinn macht. Ich werde im Folgenden noch ein bisschen mehr zu dem Thema schreiben, möchte die Umfrage aber nicht verfälschen und schicke diese daher einmal vorweg:
Würdest/Wirst du eine selbstgenutzte Immobilie kaufen oder mieten?
Mieten oder kaufen – Pro und Contra
Ich habe einmal versucht die Vor- und Nachteile der Miete und des Kaufes ein bisschen zu strukturieren. Ich versuche dabei ebenfalls vollkommen emotionslos an die ganze Sache heranzugehen. Argumente für das Eine habe ich der Einfachheit halber gleichzeitig als Argumente gegen das Andere betrachtet. Außerdem lasse ich in dieser Übersicht nur Argumente gelten, die wenig Raum für Diskussionen lassen. Ich habe natürlich auch eine Meinung dazu, diese findest du aber unten 😉
Diese Liste entspringt meinen eigenen Gedanken und erfüllt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich freue mich über Ergänzungen in den Kommentaren.
Argumente für den Kauf einer selbstgenutzten Immobilie
- Lebensqualität
Unbestritten ist wohl, dass die eigene selbstgenutzte Immobilie eine sehr viel höhere Lebensqualität bietet. Nicht unbedingt weil es sich besser in ihr leben lässt. Es sind vielmehr die mit dem Wohneigentum verbundenen Gestaltungs- und Entfaltungsmöglichkeiten die die Lebensqualität steigern. Dazu kommen positive Gefühle wie die Freude über das Eigentum. - Zwangsspareffekt
Wer jeden Monat seine Rate an die Bank zu zahlen hat, wird jeden Monat seine Rate an die Bank zahlen. Ein Aktiendepot ist bei finanziellen Engpässen schnell liquidiert und aufgelöst. Bei der Immobilie geht das aber nicht ganz so schnell. Hier sind Familien bereit, sich über längere Zeiträume von Nudeln und Ketchup zu ernähren, um den Traum vom Eigenheim weiterzuleben. Am Ende zahlt es sich für sie aus, denn den Qualen und Anstrengungen steht irgendwann die abbezahlte Immobilie gegenüber. - „Sicherheit“ & Planbarkeit
Das Wort Sicherheit ist ein dehnbarer Begriff. Ein Aspekt ist die Sicherheit vor Mieterhöhungen oder sogar der Kündigung wegen Eigenbedarf. Die langfristigen Kosten der Immobilie (besonders bei Tilgung im vernünftigen Rahmen) von Tilgung und Zins sind darüber hinaus ebenfalls - sehr gut planbar.
Argumente für das Mieten einer Immobilie
- Hohe Nebenkosten beim Erwerb einer Immobilie
Die Kosten für den Erwerb bestehen nicht nur aus dem Kaufpreis der Immobilie. Hinzu kommen in der Regel eine Menge Nebenkosten für Grunderwerbsteuer, Notar und ggf. Makler. Diese erhöhen nicht selten den Kaufpreis um bis zu 15% - Flexibilität
Das Mieten bietet eine sehr viel höhere Flexibilität. Es gibt verschiedene Phasen im Leben die unterschiedliche Wohnsituationen erfordern (Single, Paar, Kinder, barrierefrei). Bei einer gemieteten Wohnung ist ein Wechsel schneller und kostengünstiger möglich. Darüber hinaus besteht auch eine sehr viel höhere Flexibilität in Bezug auf den gewählten Wohnort. - geringe Verantwortung
Bei Mietimmobilien besteht eine geringere Verantwortung bzgl. Pflege und Instandhaltung. Hier ist zum größten Teil der Vermieter in der Pflicht. Sowohl organisatorisch, als auch finanziell. Kurz: Die Mietwohnung macht weniger Arbeit.
Meine Meinung
Es ist schwierig eine pauschale Empfehlung zu geben. Zum einen hat jeder unterschiedliche Bewertungsfaktoren: Beispiel Lebensqualität. Während für den einen die Lebensqualität in einer selbstgenutzten Immobilie deutlich höher ist, ist es anderen schlichtweg egal ob die Immobilie gekauft oder gemietet ist. Es hängt also von den persönlichen Präferenzen ab.
Ein anderes Argument, welches ich auch selbst vertrete, ist die gleichzeitige Anlage des Geldes am Aktienmarkt zu einer besseren Rendite. Wichtig sind in diesem Zusammenhang die gewählten Annahmen:
Geht man davon aus, dass am Aktienmarkt dauerhafte Renditen von 7-8 Prozent zu erwirtschaften sind und sich die Immobilienpreise nicht in dem Maße mitentwickeln werden, dann ist aus finanzieller Sicht die Mietimmobilie die bessere Idee. Geht man allerdings davon aus, dass man am Aktienmarkt schlechter abschneidet und die Immobilienpreise zumindest stagnieren, wäre der Kauf wiederum der Miete überlegen.
Worauf will ich hinaus? Wenn wir, wie beim Thema Immobilie, so weit in die Zukunft blicken, müssen wir für einige Dinge Annahmen treffen. Je nachdem wie unsere Annahmen gewählt werden, tendiert das Ergebnis in die eine oder andere Richtung. Es ist kein Naturgesetz, dass Aktienkurse im Laufe der nächsten dreißig Jahre steigen. Genauso ist es kein Naturgesetz, dass Immobilien ihren Wert immer erhöhen.
Persönlich steht für mich (noch) die Flexibilität im Vordergrund. Ein Aktiendepot muss innerhalb Deutschlands gar nicht mehr transferiert werden und ist selbst beim Umzug ins Ausland nach wenigen Wochen vollständig (und kostengünstig) übertragen.
Lesenswertes zum Thema: Mieten oder kaufen
- Kaufen oder Mieten – Gerd Kommer*
Dieses Buch kann wohl als der Klassiker zum Thema Eigenheim bezeichnet werden. Gerd Kommer setzt sich in diesem Wer intensiv mit dem Thema Immobilie vs. Aktie auseinander - Die Lüge mit der Miete – Capital
- Aber Mieten ist auch Scheiße – Warum wir uns für ein Eigenheim entschieden haben – Finanzglück
- 8 persönliche Gründe, warum Mieten viel besser ist als Kaufen – Finanzrocker
- 9 Mythen über die selbstgenutzte Immobilie – Finanzwesir
- Kaufen oder Mieten? Wie wohnen wir besser? – Papa online
- Du brauchst kein Haus, um glücklich zu sein! – topElternblogs
Wie stehst du zum Thema Mieten oder Kaufen? Warum?
[ratings]
Pascal meint
Hi Jan,
Ich finde du hast einen wichtigen Punkt vergessen: Die eigene Immobilie ist an die eigenen Kinder vererbbar. Die eigenen Kinder haben dann also entweder kostenlos ein Eigenheim oder eine Quelle für ein passives Einkommen (sollten sie die Immobilie vermieten) oder sie verkaufen sie eben. So oder so- man hilft Ihnen damit finanziell.
Graccem meint
Hallo Pascal,
ein Aktiendepot ist auch vererbbar. Es hat sogar den Vorteil, dass im Falle einer Erbschaftssteuer man davon eher etwas verflüssigen kann als bei einer Immobilie. Ein Aktiendepot ist auch leichter auf mehrere Kinder verteilbar als eine Immobilie. Spricht also nicht unbedingt für das Eigenheim.
Jan meint
Hallo Graccem,
100% Zustimmung 😉
VG
Dan meint
Naja, da hab ich doch lieber die Immo, als irgendwelche Zahlen auf dem Bildschirm oder auf dem Papier. Jedem das Seine.
n3r meint
Die Immobilie ist aber doch viel illiquider bei einer Erbschaft. Wer weiß wo die kinder in einer globen Welt leben wollen. Was ist falsch daran dem Nachwuchs an einen Anteil an einem soliden, profitablen, weltweit agierenden Unternehmen zu vererben, nur Zahlen auf dem Papier sind das ja nun wirklich nicht.
Jan meint
Hallo Pascal,
da liegst du zwar richtig, dass gleiche Argument passt aber auch auf ein Wertpapier-Depot.
Darüber hinaus ist das aufteilen eines Hauses in einer Erbengemeinschaft häufig das sichere Ende des Hauses in Familienhand.
VG
Mario meint
Bei dem aktuellen Zinssatz ist Kaufen mit Blick in die Zukunft, die bessere Entscheidung.
Jan meint
Hallo Mario,
die Preis sind aber genau so gestiegen, so dass die hohen Preise die Finanzierung häufig wieder egalisieren.
VG
Ex-Studentin meint
Weiterer Punkt: Steigende Immobilien- und Mietpreise in der Stadt. Wer in der Stadt bleiben möchte, kann sich das ohne Eigentum vielleicht gar nicht leisten. München, Köln, Stuttgart.. In meiner Region sind die Wohnungspreise um 25% in 3 Jahren gestiegen.
Jan meint
Hallo Ex-Studentin,
sehr wahr, Bekannte die bei uns in der Stadt Wohnungen haben, haben den Wert fast verdoppelt (~10 Jahre).
Das spricht natürlich auf der einen Seite für den Kauf, andererseits ist es heute schwer noch etwas günstiges zu bekommen.
VG
Finanziell Frei mit 30 - Dominik meint
Eine wirklich schöne Zusammenfassung.
Für mich ist (neben den von Dir genannten Gründen) eins der stärksten Argumente gegen die selbstgenutzte Immobilie, das Klumpenrisiko.
Bei Aktien kannst Du viel besser diversifizieren, brauchst keinen Kredit aufnehmen und das geht bereits bei kleineren Beträgen. Zum anderen sind Aktien viel liquider.
Viele Leute kennen jemanden, dessen Immobilie in kurzer Zeit enorm gestiegen ist. Bei Aktien gibt es anteilsmäßig mindestens genauso viele Leute, die extrem viel Gewinn mit ihren Investitionen gemacht haben.
Der Unterschied zwischen der Investition in Aktien und Immobilien ist:
a) Viel mehr Leute kaufen (selbstgenutzte) Immobilien.
b) Über den Kauf von Aktien wird kaum gesprochen, da die meisten damit nichts anfangen können.
Zum anderen werden die meisten Leute über ihren Kauf einer Immobilie nicht sprechen, wenn er nicht besonders gut läuft. So entsteht die verzerrte Wahrnehmung, dass die Immobilien immer weiter steigen.
Natürlich können gute Renditen mit Immobilien erzielt werden, aber dies muss nicht der Fall sein.
Das Problem hierbei ist, dass in dieser Investition meistens fasst das gesamte Vermögen steckt, während bei Investitionen in Aktien kaum jemand alles Geld in ein Unternehmen stecken wird.
Schöne Grüße
Dominik
Andreas G meint
Zitat: „Ein Aktiendepot muss innerhalb Deutschlands gar nicht mehr transferiert werden und ist selbst beim Umzug ins Ausland nach wenigen Wochen vollständig (und kostengünstig) übertragen.“
Warum überhaupt ein Depot übertragen, wenn ein Umzug ins Ausland ansteht? Die Aktien können trotzdem in Deutschland bleiben und ich habe jederzeit Zugriff darauf.
Ein Übertrag verkompliziert die Sache nur. Zum Beispiel haben viele ETF keine Vertriebszulassung, wenn der neue Wohnort in Thailand liegen sollte. Also lieber gleich alles in Deutschland lassen. Vielen Banken ist es egal, wo man wohnt, das Depot kann trotzdem erhalten bleiben.
Simon Richartz meint
Endlich mal ein Beitrag zu dem Thema, der die alternative Anlage der monatlichen Kreditraten bspw. am Aktienmarkt gegenüberstellt und nicht nur auf der oberflächlichen Betrachtungsweise verharrt. Dass es am Ende meist trotzdem eine emotionale Entscheidung ist – geschenkt. Dein Blog liest sich gut, werde öfter vorbeischauen.
Jan meint
Hallo Simon,
ich tue mein Bestes 😉
VG
Anwärter meint
Ich war lange Zeit Immobilienfan und habe mir auch alle paar Jahre eine neue Immobilie als Anlageobjekt gekauft.
Das Problem ist… die meisten Leute schauen bei einem Investment vor allem auf die durchschnittliche Rendite – und nicht auf die Varianz. Dabei ist es gerade die niedrige Varianz (die dauerhafte Mietersparnis ist sehr gut planbar und sicher) welche es ermöglicht, über Kreditaufnahme eine deutlich höhere Eigenkapitalrendite zu erzielen.
Dann muss man auch immer vor und nach Inflation rechnen. Bei 2% Inflation und weniger als 2% Zinsen ist der Kredit praktisch geschenkt.
Einen wachsenden Nachteil sehe ich in der geringen Flexibilität. Ich sehe große politische Risiken durch die unkontrollierte Migration nach Europa. Diese kann einerseits zu steigenden Preisen für Wohnraum führen (wie lange Zeit in London und anderen Einwanderungsstädten), aber dem stehen eine Reihe von Risiken entgegen. Z.B. dass sich der Staat die enormen Kosten hierfür ja auch von irgendwem holen muss, dass Konflikte in Europa überhand nehmen oder dass Probleme der Herkunftsländer importiert werden und der Staat die Kontrolle verliert. Wenn ihr meint, das ist Schwarzseherei, dann bedenkt, dass ein Immobilieninvestment einen jahrzehntelangen Zeithorizont hat. Da ist nicht die Veränderung eines Jahres der Maßstab, sondern das 10-20-fache davon. Wer auf Nummer Sicher gehen will, bleibt vielleicht besser flexibel.
Jan meint
Hallo Anwärter,
die politischen Risiken sind ein sehr sehr guter Hinweis. Leider sehe ich es ähnlich. Dennoch gehen mir langsam die Alternativen aus 😀
VG
Jan
Ole meint
Hallo Jan,
zunächst einmal möchte ich mal den Widerspruch zwischen selbstgenutzter Immobilie und Aktienbesitz aufheben.
Wenn man schon einige Fortschritte im Vermögensaufbau gemacht hat, dann braucht man nicht mehr entweder oder zu fragen. Dann stellt sich vielmehr die Frage der Risikostreuung.
Ich bin überzeugt, dass eine Immobilie ein gute Beimischung zum Vermögen darstellt.
Dass man sich mit einer Immobilie leicht übernimmt, weil komischer Weise der Anspruch bei einer gekauften Immobilie gegenüber einer gemieteten oft steigt, ist eine Phänomen, dass man zwar beobachten kann, dass man für sich selber aber auch positiv beeinflussen zu kann.
Zum anderen bleibt hier vollkommen unberücksichtigt, dass man mit Eigenleistung und Gestaltungswillen eine selbstgekaufte Immobilie wesentlich günstiger realisieren kann, als ein Vermieter eine Mietimmobilie, die fast immer mit gewerblichen Kräften hergestellt und verbessert werden muß.
Hinzu kommt der steuerliche Aspekt, der hier noch gar nicht diskutiert wurde. Sobald der Freistellungsbetrag ausgeschöpft ist, muß man seine Kapitalerträge mit 25% versteuern. Das fällt bei der selbstgenutzten Immobilie weg.
Bei einigem Geschick, kann man die selbstgenutzte Immobilie als Sicherheit für Kredite benutzen und die Kreditkosten wieder mit Einnahmen verrechnen und noch mehr Steuern sparen.
Leider ist der Immobilienmarkt für selbstgenutzes Eigentum in Deutschland noch nicht so weit entwickelt, wie in anderne europäischen Ländern. Dort kann man in vielen Ländern Wohnungen nur möbliert mieten, weil man davon ausgeht, dass nur für kurzfritige Aufenthalte gemietet und sonst gekauft wird.
Wenn man also eine Unterkunft für mehrere Jahre sucht und die Kosten (Zins plus Instandhaltungsrücklage plus Sicherheitszuschlag) geringer sind, als die Kaltmiete, sollte man sich einer teilweisen sehr großen und auf jeden Fall steuerfreien Rendite auf ein Eigenkapital von vielleeicht 30% bei einer selbstgenutzen Immobilie gut überlegen,
Die Tilgung spielt bei der Renditebetrachtung übrigens keine Rolle. Die Tilgung ist nur entscheidend für die Dauer des Rückzahlungszeitraumes und das Zinsrisiko eines Anschlusskredites. Übrigens würde man Aktien auf Kredit kaufen, hätte man ähnliche, wenn nicht höhere Risiken.
Aber ansonsten gefallen mir Deine Anmerkungen.
Viele Grüße
Ole
Jan meint
Hallo Ole,
Eigenleistung und Gestaltungswillen sind sicherlich gute Argumente, aber diese will und kann natürlich nicht jeder leisten. Dazu kommt, dass nicht jeder die Zeit hat, bzw. Opportunitätskosten entstehen. Als Vermieter bleibt dir diese Möglichkeit aber auch, ich überlege momentan auch eine vermietete Immobilie selbst zu renovieren.
Deinen anderen Argumenten kann ich soweit Zustimmen, lediglich den letzten Absatz sehe ich anders. Aktien auf Kredit zu finanzieren macht keinen Sinn da das Unternehmen selbst schon Kredite hält.
VG
Jan
Ole meint
Hallo Jan,
vielen Dank für Deine Antwort. Das nicht jeder handwerklich begabt und gewillt ist seine Zeit so zu verbringen ist unbestritten. Hier ist eine sehr persönliche Abwegung notwendig.
Natürlich ist es auch Vermietern möglich in Eigenleistung eine Immobilie aufzuwerten. Dabei ergeben sich zwei Szenarien:
a.) die Immobilie wird anschließend neu vermieted, dann wird der Vermieter den Mietpreis in aller Regel so ansetzen, als wäre es von einer Fa. gemacht mit dem Ergebnis, dass der Mieter nichts von der Ersparnis hat.
b.) die Immobilie wird weiterhin vom selben Mieter genutzt. Hier kann Vermieter wahrscheinlich nur die „externen“ Kosten auf die Miete umlegen bzw. könnte es über die Höhe der anzusetzenden Kosten zum Streit kommen.
Beide Fälle sprechen eindeutig für eine selbstgenutzte Immobilie.
Des weiteren gibt es bei der Eigenleistung eines Vermieters bei einer vermieteten Immobilie das Problem, dass er seine Eigenleistung nicht steuerlich gegen die Mieteinnahmen verrechnen kann. Hierzu habe ich mir überlegt, dass ich mich selber bei einer von mir selbst gegründeten UG auf 400€ Basis anstellen könnte. Da brauche ich den Lohn kaum zu versteuern und kann gleichzeitig die Leistung der UG voll gegen die Miete verrechnen.
Die Kosten für eine UG Gründung 200€ für den Notar und 200€ Eigenkapital halten sich im Rahmen. Leider habe ich noch kein kostenloses oder günstiges Buchhaltungsprogramm gefunden, mit dem ich die Doppelte Buchführung abbilden kann. Hat dazu jemand eine Idee?
VG Ole
Jan meint
Hallo Ole,
ich habe das Gefühl, dass du da etwas verdrehst.
Vermietung:
Renovierung/Instandhaltung usw. ist an den Mieter direkt gar nicht weiterzugeben. Der Mieter zahlt immer nur einen üblichen Mietpreis. Es gibt die Ausnahme der „Berliner Schrottimmobilien“ das ist aber ein Sonderfall der eine Ausnahme darstellt da hier die Sanierungen in exorbitanter Höhe weitergegeben werden sollen. Da der Mieter aber zustimmen muss, ist es das (moralisch absolut verwerfliche) Ziel, die Mieter schnell loszuwerden, um sanieren und dann neu vermieten zu können. Eigenleistung kann steuerlich nicht abgesetzt werden, Material hingegen schon.
Selbstgenutzt:
Dort kannst du meines Wissens nach gar nichts von der Steuer absetzen, lediglich haushaltsnahe Dinestleistungen können als Selbstnutzer (wie auch als Mieter) in gewissen Grenzen abgesetzt werden.
Ich glaube die UG macht keinen Sinn, zum einen sind die Kosten viel zu hoch, zum anderen wird dir das FA vermutlich wegen Gestaltungsmissbrauchs in den hintern treten. Ist aber nur eine Vermutung, habe das nicht geprüft.
VG
Ojayh meint
Auch in diesem Artikel gehst du mMn wiederum von unvollständigen Prämissen aus:
Wenn ich meine monatliche Darlehensrate nicht an die Bank zahle, weil ich keine Wohnimmobilie erworben habe, muss ich wohl oder übel diesen Betrag an meinen Vermieter überweisen, der ihn dann als Darlehensrate an die Bank überweist.
Dieses scheinbare „Entweder Aktien oder Immobilie“ ist doch ein total hinkender Vergleich.
In meinen Augen sollte man in Bezug auf seine Altersvorsorge SELBSTVERSTÄNDLICH auf Aktien UND Immobilien setzen.
Aber in diesem Leben möchte ich nie wieder für die Nutzung einer Immobilie die gängigen 5,5-6,0% p.a. bezahlen, wenn ich gleichzeitig ratierlich Eigentum an derselben erwerben kann.
Jan meint
Hallo Ojayh,
ich stimme dir zu, dass Aktien und Immobilien auf jeden Fall Sinn machen.
Meine Meinung zu deinem anderen Punkt habe ich an anderer Stelle bereits relativiert. Hier hängt es sehr stark von den eigenen Annahmen und dem gewählten Objekt ab.
VG Jan
Ole meint
Danke Ojayh für Deine Unterstützung in dieser Frage…dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Jetzt zum Thema Aktienkauf auf Kredit:
Dein Argument, dass man Aktien nicht auf Kredit kaufen soll, weil die Aktiengesellschaften schon Kredite habe, ist so nicht ganz nachvollziehbar.
Die Bilanzsumme einer Aktiengesellschaft besteht auf der Aktiv-Seite aus dem Anlage und Umlaufvermögen und auf der Passivseite aus dem Eigenkapital und dem Fremdkapital.
Das Fremdkapital leiht sich die AG über Kredite, das Eigenkapital über die Ausgabe von Aktien.
Beide Formen der Geldbeschaffung muß die AG „verzinsen“. Nur die Formalitäten sind unterschiedlich. Kredite haben meist einen festen Zins und Aktien eine Rendite der mehr oder weniger mit dem Geschäftsergebnis schwankt.
Obwohl die Geldbesorgung über Aktien kein Zinsrisiko bei ausbleibenden Geschäftserfolg in sich birgt, haben die meisten AGs Kredit zur Finanzierung Ihrer Geschäfte. Dies hat den Vorteil höherer Eigenkapitalrenditen im Erfolgsfall. Und genau diesen Vorteil kann man als privater Investor auch nutzen.
Wenn man nun eine Immobilie kreditfinanziert erwirbt und mit dem „gesparten“ Kapital und eventuell aufgenommener Immobilienkredite in Aktien investiert ergibt sich folgender stark vereinfachter Vergleich.
1000€ aus Barbeständen in Aktien investiert bei 5% Rendite macht 50€ Gewinn.
Also 5% Kapitalrendite
Wenn man statt dessen 300€ aus Barbeständen und 700€ aus einem Immobilienkredit benutzt, dann investiert man in Summe auch 1000€. Für den Immobilienkredit nehmen wir eine Verzinsung von 2% an. Damit kostet die Investition von 700€ 14€. Bei gleicher Aktienrendite ergibt sich auch hier 50€ pro Jahr. Reduziert um 14€ bleiben noch 36€. 36€ Gewinn im Verhältnis zu 300€ Kapitaleinsatz macht eine Eigenkapitalrendite von 12%.
Das Verlustrisiko bleibt übrigens bei beiden Alternativen gleich. Es ist 100%. Die zweite Variante hat aber natürlich den Nachteil, dass man bei Totalverlust trotzdem die Zinsen weiter zahlen muss. Man müßte natürlich auch tilgen und zwar so viel, wie man bei der ersten Variante braucht, um sein Anfangsvermögen wieder herzustellen.
Fazit: Diese Option ermöglicht viel höhere Eigenkapitalrendite, jedoch sollte man die Aktien sehr sorgsam auswählen und das Risiko splitten.
Jan meint
Hallo Ole,
du bestätigst doch eigentlich meine Aussage. Richtig, beim Kauf von Immos kann man sein EK steigern indem man den FK-Anteil erhöht. Dieser Schritt wird bei Aktien allerdings schon durch die Gesellschaft umgesetzt. Sprich man muss immer zwei Anlagen miteinander vergleichen die eine vergleichbare Kapitalstruktur haben. Immo mit 70% FK = Aktie mit 70% FK.
Der einzige Unterschied ist, dass man bei der Immo die Kredite selbst aufnimmt, bei Aktien die Kredite durch das Unternehmen aufgenommen werden.
VG
Jan
Sascha Wortmann meint
Im Moment raten wir dazu dazu, Häuser zu verkaufen. Die Hauspreise befinden sich auf einem Allzeithoch und sobald sich die Zinspolitik dreht könnte es sein, dass der Markt von Hausverkäufen überschwemmt wird. Dann fallen die Preise und man erhält Weniger für seine Immobilie. Wenn der Verkauf Sinn macht dann ist jetzt der Richtige Zeitpunkt. Mit dem Kapital können dann sinnvolle Investitionen gemacht werden.
Natürlich lohnt es sich ein Verkauf nicht für jeden. Die im Artikel genannten Argumente sind zu beachten.
Lejero meint
„Mit dem Kapital können dann sinnvolle Investitionen gemacht werden.“ – Welche denn? Fast alle Vermögenswerte befinden sich aktuell auf historischen Höchstständen. Wenn ich jetzt die hochbewertete Immobilie verkaufe und mir davon hoch bewertete Aktien kaufe ist das mehr oder weniger ein Nullsummenspiel. Wenn ich die Immobilie günstig gekauft habe und im Verhältnis zu meinem ursprünglichen Kaufpreis eine sehr gute Mietrendite bekomme würde ich einfach weiterhalten.