Da ich in meinen monatlichen Performanceupdates immer auch die Rendite seit Eröffnung meines Dividenden-Portfolios als internen Zinsfuß ausweise, kam es neulich in den Kommentaren zu einer interessanten Frage von Stan:
„[…] ich bin ja noch ziemlich unerfahren was Finanzen angeht und würde deswegen gerne wissen was es mit der internen Zinsfußmethode auf sich hat und ob du ein Tool oder eine EXCEL-Tabelle benutzt um diese auszurechnen?„.
Ich habe versprochen diese Frage ein bisschen detaillierter aufzuklären, diesem Versprechen möchte ich mit diesem Beitrag nachkommen. Ich werde versuchen die Thematik einfach und praxisnah darzustellen, aus diesem Grund werdet ihr im Folgenden auch keine „kryptischen“ Berechnungsformeln finden.
Was ist der interne Zinsfuß?
Der interne Zinsfuß, oder besser, die interne Zinsfußmethode ist ein Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung. Abgrenzend von statischen Verfahren, mit denen sich nur die Rendite für eine Investition mit festem Anfangs- und Endwert berechnen lässt, können bei einem dynamischen Verfahren auch Ein- und Auszahlungen berücksichtigt werden. Interessant wird dies also bei Betrachtungen über einen längeren Zeitraum, bei welchem zum einen „frisches Geld“ nachgelegt wird, zum anderen aber auch regelmäßig Kapitalerträge wie zum Beispiel Zinsen oder Dividenden anfallen.
Die interne Zinsfußmethode ist ein einfacher, wenn auch sicher nicht 100%tig korrekter, Weg die mittlere jährliche Rendite für eine Anlage zu berechnen. Ich nutze diese Methode beispielsweise um verschiedene Anlageklassen in meinem Depot miteinander zu vergleichen oder um die Performance des Depots für unterschiedliche Jahre zu analysieren.
So lässt sich der interne Zinsfuß mit EXCEL berechnen
Wie bereits geschrieben soll es das Ziel sein, ein praxisnahes Beispiel zu bringen. Aus diesem Grund hole ich ein bisschen weiter aus und gebe mit der Berechnung des internen Zinsfußes gleich einen schematischen Überblick für eine kleine „excelbasierte Depotverwaltung“.
Meine EXCEL-Tabelle hat zwei Tabellenblätter, Depot und Buchungen. Lasst mich mit dem Tabellenblatt für die Buchungen beginnen. Jede Zeile spiegelt eine Buchung wider, Spalte A enthält dabei das Buchungsdatum, Spalte B den gebuchten Betrag und Spalte C einen kleinen Kommentar, worum es sich bei der Buchung handelt. Zu beachten ist bei der Eingabe der Buchungen, dass Käufe mit negativem Vorzeichen, Verkäufe, Zinsen und Dividenden mit positivem Vorzeichen eingegeben werden. Ihr betrachtet die Werte also aus Sicht eures Portemonnaies. Wenn Geld rausgeht um etwas zu kaufen, dann bekommt die Buchung ein negatives Vorzeichen, wenn Geld reinkommt, ein positives. Wichtig für eine Berechnung des internen Zinsfußes zu einem Stichtag ist die letzte Zeile. In dieser geht man davon aus, dass das gesamte Depot verkauft wird und das Geld wieder zurück ins Portemonnaie fließt, dargestellt in Zeile 10. So sieht das ganze aus:
Wir gehen bei der Berechnung davon aus, dass der heutige Stichtag der 31.12.2014 ist. Der aktuelle Depotstand wird durch die Werte im zweiten Tabellenblatt Depot definiert. Ich denke an dieser Stelle ist das Bild selbsterklärend:
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Die einzelnen Werte im Depot müssen natürlich zeitgleich bei jeder Buchung (also jedem Kauf oder Verkauf) mit angepasst werden. Doch wieder zurück zum Thema: Mit welcher Formel lässt sich jetzt die Rendite für das Jahr 2014 berechnen? EXCEL stellt uns dafür bereits eine fertige Funktion zur Verfügung:
=XINTZINSFUSS(Werte;Zeitpkte;Schätzwert)
- Werte: Bezeichnen die Werte in Spalte B (B2:B10)
- Zeitpkte: Bezeichnet die Zeitpunkte in Spalte A (A2:A10)
- Schätzwert: Da die Berechnung des internen Zinsfußes von EXCEL als Annäherungsverfahren berechnet wird, kann ein Schätzwert eingegeben werden welcher dem tatsächlichen Wert nahe liegt. Wird der Schätzwert nicht angegeben wird dieser mit 0,1=10% angenommen. Da wir Renditen berechnen sind 10% i.d.R. ein guter Startwert. Ihr könnt also in den meisten Fällen auf die Eingabe des Schätzwertes verzichten.
So sieht das Ganze dann in der EXCEL-Tabelle aus:
Wie ihr seht ist eine Angabe des Schätzwertes nicht notwendig. Als Ergebnis für dieses Beispiel kommt übrigens ein interner Zinsfuß von 13,51% heraus.
Hier könnt ihr euch die Beispieltabelle herunterladen und noch ein wenig mit den Zahlen spielen oder um eigene Werte ergänzen.
Bitte beachtet, dass in der Tabelle noch zwei weitere Formeln enthalten sind: Zelle B10 zieht sich den aktuellen Depotwert aus dem Tabellenblatt Depot damit der Wert nicht immer übertragen werden muss. Zelle A10 enthält die Funktion =HEUTE(), ihr seht also nicht den 31.12.2014 sondern das heutige Datum (und dementsprechend auch einen anderen Wert für den internen Zinsfuß in Zelle C12). Um das Beispiel zu rekonstruieren könnt ihr aber auch einfach wieder den 31.12.2014 eintragen. Um weitere Buchungen einzufügen müssen diese zwischen Zeile 9 und Zeile 10 eingefügt werden damit der aktuelle Depotwert immer in der letzten Zeile steht und die Werte richtig in die Formel übernommen werden.
Schwäche der internen Zinsfußmethode
Nichts ist perfekt, somit natürlich auch nicht die Berechnung der Rendite mit der internen Zinsfußmethode. Ich denke es ist der schnellste und einfachste und damit auch der beste Weg um eine Rendite für das Depot zu berechnen, ihr solltet nur folgende Schwäche und Annahme zur Kenntnis nehmen und im Hinterkopf behalten.
- Wiederanlage zum internen Zinsfuß
Die Methode geht davon aus, dass alle Ausschüttungen wieder zum internen Zinsfuß angelegt werden können. Wenn also eine Dividende gezahlt wird, ist die Annahme, dass diese wieder genau so investiert werden kann. In der Realität ist dies aber nur selten der Fall.
Sicher gibt es da noch weitere Punkte, in meinen Augen macht es jedoch keinen Sinn ein so einfaches Verfahren noch weiter zu verkomplizieren. Seid euch einfach nur darüber im Klaren, dass der interne Zinsfuß immer nur einen Nährwert ist. Am besten lernt man die interne Zinsfußmethode kennen indem man einfach mit dem Beispiel mal ein wenig herumspielt.
Hier noch einmal der Link zum Download der EXCEL-Tabelle
[ratings]
Jannes meint
Hallo Jan,
Wow, sehr detaillierter Artikel! Ich habe mich schon einmal in Excel reingearbeitet, um solche Berechnungen zu verstehen und durchzuführen. Leider ist dieses Wissen schon wieder etwas verstaubt.
Da kommt dein Artikel gerade richtig. Finde es auch super, dass du die jeweiligen Vor- und Nachteile der Methode aufführst. Ich halte den internen Zinsfuß, genau wie du sagst, auch für die beste und praktikabelste Methode für jeden Anleger.
Vielen Dank für deinen Artikel und beste Grüße,
Jannes
Stan meint
Hey Jan,
ein super Beitrag vielen Dank dafür und auch dafür, dass du diesen so kurzfristig geschrieben hast. Die Methode wird mir in Zukunft viel Zeit ersparen :).
Ps: Ich habe mich leider mit meinem Smartphone verklickt und den Beitrag mit nur 4 Sternen bewertet. Sorry dafür. Dieser Beitrag hat alle 5 Stern verdient.
MfG
Stan
321GleichReich meint
Hallo Jan,
ich schließe mich den Vorrednern gerne an – sehr schöner Artikel. Ich tracker bisher zwar die einzelnen Dividendenzahlungen pro Aktie aber nicht den gesamten Zahlungstrom über alle Aktien. Die relevanten Informationenen habe ich also – ich muss ich die Daten/Formeln nur entsprechend umstellen, um den Zinsfuß des gesamten Portfolios zu berechnen. Die Übung werde ich am Wochenende gleich mal machen…
Weiter so und Grüße!
Anton @ finanzielle-freiheit-passives-einkommen.eu meint
Hallo Jan,
danke für den interessanten Artikel. Habe bisher nur die Rendite einzelner Anleihen zwecks Kauf- bzw. Verkaufsindikator mit dem internen Zinsfuß ausgerechnet. Für mein komplettes Depot habe ich die Rendite nur quartalsweise auf Basis der prozentuale Veränderung berechnet. Werde Deine Methode am Wochende auf jeden Fall ausprobieren!
Gruß
Anton
Dummerchen meint
Hallo Jan,
ein sehr wichtiger Beitrag, denn nur wer in der Lage ist, seine tatsächliche Rendite berechnen zu können, kann auch eine seriöse Aussage über die Qualität seiner Anlage machen. Deine Kritik an der IZF-Methode verstehe ich allerdings nicht:
„Die Methode geht davon aus, dass alle Ausschüttungen wieder zum internen Zinsfuß angelegt werden können. Wenn also eine Dividende gezahlt wird, ist die Annahme, dass diese wieder genau so investiert werden kann. In der Realität ist dies aber nur selten der Fall.“
Ich würde sagen, die IZF-Methode geht davon aus, dass alle Investitionen genau zu diesem berechneten Zinssatz/Rendite angelegt wurden. Ob das jetzt zwei Käufe der Aktie A zu verschiedenen Zeitpunkten oder Reinvestitionen von Dividendenausschüttungen erfolgt ist ja völlig egal dabei. Es wird also am Stichtag (bei Dir der 31.12.) geschaut, welche durchschnittliche Rendite alle Deine Einzahlungen für die Dauer der jeweilige Anlage erwirtschaftet haben. Es geht ja eben nicht darum, die Rendite der einzelnen Einzelanlagen zu bestimmen. Diese sind natürlich nicht identisch mit der durchschnittlichen Gesamtrendite.
Liebe Grüße
Dummerchen