Was für turbulente Tage. Alles wartet auf das Testat und plötzlich kommt die Nachricht, dass fast 2 Milliarden irgendwie verschwunden sind. Es kommt sogar noch schlimmer, es steht das Thema Betrug im Raum. Die Frage ist nur, wer wen betrogen hat.
Ich habe mich in den letzten Wochen recht umfassend mit der Wirecard-Aktie beschäftigt und die Abläufe beobachtet. In diesem Beitrag möchte ich auf einige Punkte eingehen, die wir als Anleger mitnehmen sollten. Was können wir aus Wirecard für unsere Aktieninvestments im Allgemeinen mitnehmen.
Nein, auch wenn ich nicht betroffen bin, werde ich mich nicht hinstellen und sagen, dass alles absehbar war. Ja, im Nachhinein lassen sich viele Puzzle-Teile zusammenfügen. Aber am Ende verdanke ich es meinem Bauchgefühl, welches mir irgendwie gesagt hat, dass dort etwas nicht stimmt. Dennoch haben viele Anleger einige Basics ignoriert und dafür leider die Quittung bekommen.
Inhalt
Aktien können riskant sein – Mehr oder weniger
Jeder der in Aktien investiert weiß: Aktien schwanken im Kurs und Aktien sind nun einmal auf eine gewisse Art und Weise riskant. Aktie ist aber eben nicht gleich Aktie. Es macht einen riesigen Unterschied, ob wir in ein langweiliges, langsam wachsendes Unternehmen investieren und von den Erträgen profitieren wollen, oder ob wir darauf wetten, dass sich nach Jahren der Bilanzmanipulationsvorwürfe endlich alles ins Gute wendet.
Ich finde es unglaublich wichtig, die verschiedenen Risiken, die mit einem Unternehmen einhergehen abzuschätzen. Für mich sind das zwei verschiedene Arten von Investments. Beide kann man eingehen, man sollte jedoch die Risiken kennen und vor allem die Risiken managen können.
Prüfe deine Risikotragfähigkeit
Am Donnerstag, nachdem die Wirecard-Aktie abgestürzt war, hatte ich immer wieder in einigen Finanz-Foren gelesen. Und was dort zu lesen war, war echt schockierend. Einige hatten ihr gesamtes Vermögen verzockt. Einige dachten darüber nach sich umzubringen und immer wieder wurde die Hotline der Telefonseelsorge gepostet.
Sicherlich waren auch einige Dummschwätzer dabei, trotzdem gehe ich davon aus, dass der eine oder andere riesige Beträge (teilweise auf Kredit) mit der Wirecard-Aktie verzockt hat.
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Ich würde mich niemals über den Verlust eines anderen lustig machen und mir tut jeder leid, der einen großen Teil seines Vermögens verzockt hat. Trotzdem kann und sollte man auch aus solchen Entwicklungen etwas lernen.
Kenne deine Risikotragfähigkeit und manage deine Risiken!
Es klingt so banal: „Lege nicht alle Eier in einen Korb.“, „Investiere nur Geld, welches du nicht zum Leben brauchst.“, „Investiere nur Geld, bei dem es dir nichts ausmacht, wenn es komplett weg ist.“. So blöd diese ganzen Binsenweisheiten klingen, so wahr sind sie auch wieder.
Ich habe überhaupt nichts dagegen, ab und zu ein bisschen zu zocken oder mit Hebel in Aktien zu investieren. Aber sollte man das mit seinem ganzen Vermögen machen?
Nein, dafür muss man einfach Wissen, was man tut. Wer so etwas macht, hat das Grundprinzip des Investierens nicht verstanden. An der Börse geht man immer Risiken ein. Normalerweise riskiert man aber Betrag A, um am Ende (vielleicht) Betrag B rauszubekommen. Wer mit all seinem Geld auf eine (spekulative) Aktie setzt, der kann eben genauso gut auch ins Casino gehen.
Sichere dich ab
Ja, die Wirecard-Aktie ist ein Extremfall. Es ist selten, dass eine Aktie derart abstürzt, dass selbst Stop-Loss-Aufträge nicht mehr wirklich funktionieren. Teilweise wurden diese im Rutsch erst nach einigen Minuten ausgelöst. Und das natürlich 20 Euro tiefer als erwartet. Hierzu muss man wissen, wie ein Stop-Loss funktioniert. Der Stop-Loss schmeißt beim Erreichen einer gewissen Kursschwelle eine Market-Order in den Raum und löst einen Verkauf egal zu welchem Preis aus. Wenn aber nun einmal keine Käufer da sind und massenweise Stop-Loss-Aufträge ausgelöst werden, dann hilft das leider auch nicht. Das ist ärgerlich, aber hier hätte man nicht viel besser machen können.
Was ich aber nicht so ganz verstehe, ist, warum viele nur einen Broker haben. Manche berichten davon, dass ihr Broker derart überlastet war, dass sie sich nicht einloggen können. Auch gegen einen solchen Fall kann man sich absichern. Ich habe mehrere Depots. Nicht nur, damit ich flexibler bin, sondern auch damit ich im Notfall bei einem anderen Broker noch shorten kann, falls die Welt untergeht. Mein SBroker* ist zwar ziemlich teuer, dafür war das Depot bis jetzt aber immer erreichbar. Mit Lynx* habe ich darüber hinaus einen Broker, bei dem ich auch Optionen oder Shorts einfach handeln kann.
Dies gehört, genauso wie die Telefonnummer des Brokers für Telefonorders, einfach zu den Sicherheitsmaßnahmen eines spekulativen Investors. Nein, bei den „Standard-“ Langfristaktien braucht man so etwas natürlich nicht. Wenn man aber spekulative Werte mit Bilanzmanipulationsvorwürfen handelt oder sogar tradet, sollte man sich eben auch absichern.
Es geht nicht nur um die Zahlen
Im Großen und Ganzen hat Wirecard tolle Zahlen geliefert. Irgendwo scheint dahinter auch ein Geschäftsmodell zu existieren, welches funktioniert. Nichtsdestotrotz ist das aber eben nicht alles. Die Zahlen eines Unternehmens spiegeln immer nur die Vergangenheit wider.
Neben den nackten Zahlen gibt es aber auch qualitative Kriterien. Allen voran das Management. Und hier, da wird mir jeder zustimmen, lag schon lange etwas im Argen. Besonders die Kommunikation nach außen war einfach schwach. Den Vogel hat man dann am Donnerstag und Freitag abgeschossen aber da war das Kind schon in den Brunnen gefallen.
Worauf ich auch hier hinaus will. Lass dich nicht nur von tollen Zahlen blenden. Schau dir auch das Drumherum an. Wenige Aktien wurden in einem derartigen Maße leerverkauft wie die Wirecard-Aktie. Das muss einen Grund haben. Nein, niemand kann einigen derartigen Absturz voraussehen. Aber man sollte zumindest in Betracht ziehen, dass vielleicht irgendwas nicht stimmt. Hedge-Fonds sind nicht dumm. Es ist schwer vorstellbar, dass die gesamte Presse gekauft ist und vollkommen grundlos ein Unternehmen niedergetreten wird.
Es kommt immer anders, als alle erwarten
Bleib verdammt noch einmal kritisch! Wenn man in den Foren oder bei Facebook geschaut hat, schien es ausgemachte Sache zu sein, dass am Donnerstag nach dem Bericht der Short-Squeeze kommt und die Aktie 20, 30 oder mehr Prozent nach oben schießt. Einige haben bereits zu Grill-Partys eingeladen, um die Gewinne zu feiern. Es war eine Goldgräberstimmung wie am neuen Markt.
Schau mal in die Vergangenheit. (Fast) immer wenn es am Markt sicher schien, was passiert, passierte das Gegenteil.
Mein Fazit: Sei vorsichtig
Bleib wachsam, sei vorsichtig und sei dir sicher in dem, was du tust. Jedes Risiko bietet auch eine Chance. Aber es bleibt eben trotzdem ein Risiko, welches es zu managen gilt. Börse besteht nicht nur aus Zahlen, sondern auch aus Psychologie. Am Ende ist es immer ein Zusammenspiel aus Angst und Gier. Leider hat bei Wirecard die Gier geblendet, sodass die Risiken ausgeblendet wurden.
AktienKost.de meint
Die beste Lehre ist aus meiner Sicht nicht zu gierig zu sein und nur einen kleinen Teil der Anlagesumme auf eine Aktie setzen.
Jan-Christian meint
Auf jeden Fall. Ergänzend noch: Verstehe, was du im Depot hast.