Der DAX klettert Tag für Tag auf neue Höchststände, fast alle Dividendenaktien in meinem Dividenden Depot erreichen immer wieder neue Höchststände und so langsam fange ich an darüber nachzudenken, wann die Rallye ihr Ende findet. Noch mehr denke ich aber darüber nach welche Auswirkungen die aktuellen Hochs auf die Auswahl meiner Dividendenaktien haben. In den letzten Tagen habe ich mein Dividenden-Depot mal ein wenig analysiert und versucht abzuschätzen welches Risiko ich mit meiner Dividendenstrategie auf mich genommen habe.
Wie bin ich vorgegangen?
Wie will ich das Risiko messen? Natürlich gibt es eine Menge Risikokennzahlen, allen voran und in den Finanzwissenschaften häufig eingesetzt die Varianz, bzw. die Standardabweichung. Da so oder so Daten aus der Vergangenheit herangezogen werden um das Risiko in der Zukunft abzuschätzen werde ich es mir in meinem Versuch ein bisschen einfacher machen. Wie bin ich also vorgegangen? Ich habe mich an dem letzten großen Crash 2008/2009 orientiert um für meine Dividendenaktien ein „Abwärtspotential“ zu bestimmen. Dafür habe ich mir die Charts für jede Dividendenaktie im Dividenden Depot herausgesucht und jeweils das Maximum aus dem Jahr 2008 und das Minimum aus dem Jahr 2008 oder 2009. Aus diesen Werten habe ich dann für jede Dividendenaktie errechnet, wie tief sie in der Krise gefallen ist. Ich habe immer die Heimatbörsen der jeweiligen Unternehmen genommen, da es schwer vorauszusagen ist wie sich die Wechselkurse in Zukunft verhalten und ich das Risiko je Aktie ermitteln wollte.
Welches Risiko steckt in meinen Dividendenaktien?
Welches Risiko steckt nun in meinem Depot, bzw. meinen Dividendenaktien? Ich habe die Ergebnisse hier links einmal dargestellt. Es fällt auf, dass es einige sehr starke Ausreißer gibt, die in der Krise sehr viel stärker nachgegeben haben. Ich behaupte jedoch, dass sich ein Muster in dieser Ausreißern erkennen lässt. Zum einen sind vor allem die „Technology“-Branche und die „Basic Resources“- Branche sehr tief gefallen. Beide Branchen sind sehr schwankungsanfällig, weil sie direkt von der Industrie abhängen und eng mit den Rohstoffpreisen verknüpft sind. Darüber hinaus fällt meiner Meinung nach auf, dass mit Darden Restaurants, Bechtle und K+S die aktuell eine Marktkapitalisierung von unter 10 Mrd. € aufweisen, vor allem kleinere Werte ordentlich Federn lassen mussten. Im Vergleich zu den Riesen wie Microsoft oder McDonald’s macht sich dieser Größenunterschied hier bemerkbar.
Nimmt man jetzt einmal den Durchschnitt aller Dividendenaktien im Depot, so kommt man auf ein Abwärtspotential von 47,9%. Wenn ich den gewichteten Durchschnitt nach dem Anteil im Depot nehme, dann komme ich sogar auf 48,7%. Hier könnte man jetzt sicher ein bisschen herumspielen und sagen man schmeißt die beiden Rohstoffwerte und die beiden kleinsten Werte Bechtle und Darden Restaurants aus dem Depot, dann würden man ein Abwärtspotential von 37,9% erhalten.
Aber wie ist das jetzt zu bewerten? Dazu habe ich das gleiche einmal mit ein paar Indizes gemacht. Wenn man sich die Daten der Vergleichsindizes einmal anschaut fällt auf, dass mein Dividenden-Depot einen besseres „Abwärtspotential“ aufweist, als jeder einzelne Index. Das sehe ich schon einmal ganz positiv für meine Dividendenaktien.
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Welches Fazit ziehe ich daraus für meine Dividendenaktien?
Diese Analyse macht mir auf jeden Fall bewusst, wie viel Risiko tatsächlich in meinen Dividendenaktien und meiner Dividendenstrategie enthalten ist. Wenn man einmal annimmt, dass man eine Buy-and-Hold Strategie verfolgt, dann müsste man akzeptieren, dass es im nächsten Crash sehr schnell mal 50% und mehr heruntergehen kann. Dies ist ein sehr hoher psychologischer Druck. Besonders wenn man auf die Dividendeneinkünfte angewiesen ist müssen die Aktien auch bei einem Crash gehalten werden. Darüber hinaus ist es aber nicht einmal sicher ob die Dividenden nicht sogar gestrichen oder gekürzt werden. Ein weiterer Punkt ist, dass jemand der von seinen Dividenden leben kann ein ordentliches Depotvolumen aufgebaut hat. Bei 300.000 Euro muss man darauf eingestellt sein, dass der Wert in sehr kurzer Zeit auf 150.000 Euro oder weniger fällt.
Nach dieser negativen Erkenntnis bleiben aber auch ein paar positive Dinge:
Das Ergebnis meiner (Mini-) Analyse bekräftigt mich in meiner Einstellung gegenüber Index-Fonds. Bei der aktuellen Auswahl an Dividendenaktien wäre ich also besser als der Index, zumindest was das Risiko angeht. Ich behaupte also einmal, dass man mit den richtigen Qualitätsaktien besser aus der Krise kommt als ein Indexfonds auf einen angemessenen Vergleichsindex.
Was bleibt noch? Meine zweite Erkenntnis ist, dass man bei der Auswahl von Dividendenaktien aufpassen sollte. Zum einen kann ich aus psychischen Gründen nicht in Dividendenaktien investieren, die sich nicht wenigstens 15%-20% von ihren Hochs entfernt haben. Zum anderen macht es hier aber auch Sinn nach Branchen zu unterscheiden und z.B. Rohstoffaktien nicht schon bei winzigen Rücksetzern zu ordern.
Lessons learned
Bei einer guten wissenschaftlichen Arbeit würde ich meine Vorgehensweise jetzt noch einmal selbst zerreißen und alle Schwächen aufzählen, das wäre mir an dieser Stelle eindeutig zu viel Aufwand. Wichtig ist aber, dass sich die vergangene Performance nicht auf die Zukunft oder eine zukünftige Krise übertragen lässt. Dennoch denke ich, dass diese Analyse mir ein besseres Gefühl für das Risiko in meinem Portfolio gegeben hat und zumindest ein guter Anhaltspunkt für das Abwärtspotential in meinem Depot liefert.
Darüber hinaus könnte man darüber nachdenken, dass Dividendenaktien-Depot in Krisen abzusichern und vielleicht sogar einen Regel mit in die Dividendenstrategie aufnehmen, dass erst bei einem Minus von X% nachgekauft werden darf.
Frage an meine Leser: Wisst ihr, wie hoch das Risiko in eurem Depot ist?
[ratings]
ZaVodou meint
Mir ist die Volatilität ziemlich egal, weshalb mich das Beta meines Depots nicht besonders interessiert. Ich finde eine hohe Voltilität sogar gut, weil es bedeuten würde, dass ich eine Aktie, die ich gut finde, immer wieder mal zu günstigen Kursen nachkaufen könnte.
Einen Dividendeninvestor sollten die Kursschwankungen kalt lassen. Bei TOTALER Übertreibung nach oben sollte man allenfalls über Verkäufe nachdenken. Bei fallenden Märkten bieten sich dagegen tolle Zukaufsmöglichkeiten, weshalb einem Dividendeninvestor, gerade in der Ansparphase, steigende Märkte weniger gefallen sollten, weil ja nicht die Kurssteigerung wichtig ist, sondern die Dividendensteigerung und man bei steigenden Märkten eben nicht mehr günstig einsteigen kann.
Wichtiger ist, dass die Dividenden weiterhin fließen und möglichst steigen und da sieht man in einer Krise, ob die ausgewählten Titel gut waren.
Aber gerade in einer Krise dürften Dividendenaktien eine niedrige Volatilität aufweisen, denn wenn eine Aktie eine Dividendenrendite von z.B. 4 % aufweist und um 50 % fallen würde, dann würde die Dividendenrendite auf 8 % steigen. Das wiederum würde gerade bei niedrigen Zinsen wieder viele Käufer anlocken, so dass es erst gar nicht zu solchen Kursstürzen kommen sollte.
Mach Dir also nicht so viele Gedanken über die Volatilität. Wichitiger ist über genügend Liquidität zu verfügen, dass man in Krisenzeiten nicht gezwungen ist billig zu verkaufen und nicht mehr nachkaufen kann, weil man das Geld zum Leben braucht.
Gruß
ZaVodou
Jan meint
Hallo ZaVodou,
grundsätzlich stimme ich dir da auf jeden Fall zu, bei einer objektiven Betrachtung sollte man auf jeden Fall so handeln.
Zum einen besteht jedoch immer die Gefahr, dass die Dividende einer Aktie die um 50% gefallen ist gestrichen wird, zum anderen ist es eben der psychologische Druck, der gerade bei größeren Portfolios auf einem lastet.
Die Vorstellung von einer halben Million wieder auf ein 200.000€ Depot herunterzufallen ist doch nicht so toll und meiner Meinung nach etwas anderes, als wenn das Depot von 5.000 auf 2.000 fällt.
Auch das mit den Kursgewinnen sehe ich ein bisschen anders, ich glaube in der Vergangenheit waren 60% der Gewinne Kursgewinne und 40% Dividendenerträge. Ich versuche bei meiner Strategie beides zu verbinden, da es in meinen Augen kein entweder oder gibt. Ein Unternehmen mit stabilen steigenden Dividenden wird langfristig im Wert steigen. Ich bin der Meinung, dass Dividendenkontinuität und Kursgewinn untrennbar miteinander verknüpft sind.
Darüber hinaus ist aber die von dir angesprochene Liquidität entscheidend um eben in den Tiefphasen, wenn die „Schnäppchen nur so vor der Tür stehen“ auch mit angemessenem Volumen zuschlagen zu können.
Christian meint
Halte Dir doch etwas Pulver trocken für Knockout-Zertifikate auf fallende Kurse. Bei einem Minicrash würde ich sie nicht nutzen, da man nicht weiß wann der Sog nach unten vorbei ist und man u. U. ausgeknockt wird.
Aber fallen die Kurse senkrecht nach unten wie zuletzt August 2011, kann man schon mal reingehen mit einem schönen Hebel (nicht übertreiben!).
Mit den Gewinnen daraus kauft man dann seine Dividendenlieblinge günstig nach.
Jan meint
Über soetwas habe ich such schon häufig nachgedacht, das Problem ist nur immer, wie weiß ich vorher ob es ein Mini-Crash oder ein richtiger Crash wird? Ich wollte mich in nacher Zukunft mal mit Optionen beschäftigen, vielleicht kann man da eine kleine Absicherungsstrategie entwicklen oder sich wenigstens eine Zusatzrendite erwirtschaften um eben dann bei Schwäche nachzulaufen.
Christian meint
Wissen tust Du es nie. Wenn jedoch starke Verluste weitere StopLosse reißen und das ganze im freien Fall ist, dann würde ich Put-Optionen kaufen. Diese gleich mit einem nachziehenden StopLoss absichern und laufen lassen.
Ist der Spuk vorbei, dann vom Gewinn des Puts schön ein paar Aktien der eigenen Dividendenstars nachkaufen.
Ich halte für meine Absicherung immer 10% des Depots vorrätig. Ich arbeite mit einem Hebel von 10. Ergibt somit eine 100% Absicherung.
Ist jetzt keine Kauf-Empfehlung und bitte vorher selber informieren!!
Ist nur eine Beschreibung wie ICH es handhabe.
DieKleinanleger.com meint
Wow – eine feine Analyse und vor allem einfach gehalten! Ich werde mir mein Depot jedenfalls einmal auf ähnliche Art und Weise ansehen 😉