In meinem heutigen Beitrag möchte ich ein wenig näher auf meine Dividendenstrategie eingehen und mit ein paar Unklarheiten über meine Strategie aufräumen. Im Internet gibt es viele verschiedene Seiten über Dividenden Aktien und Dividendenstrategien. Daneben gibt es auch viele aktive Fonds und ETFs die in Dividenden Aktien investieren. Leider wird nur in den wenigsten Fällen auf die schnelle deutlich, wie der Blogbetreiber, Börsenbrief-Guru oder das Fondsmanagement den Begriff der Dividenden Aktien definiert und versteht. Häufig liegt der Fokus allein auf der Dividendenrendite und weniger auf der Nachhaltigkeit der Dividenden, aber dazu im Folgenden mehr…
Was sind für mich Dividenden Aktien?
Für mich liegt der Fokus ganz klar auf der Dividendenkontinuität. Konnte das Unternehmen in den letzten Jahren (mindestens 10) die Dividendenzahlungen regelmäßig steigern, so lohnt sich für mich eine nähere Betrachtung. Die Höhe der Dividendenzahlungen spielt dabei (fast) keine Rolle. Aber was ist die Idee dahinter? Meine Vorstellung ist, dass die bar ausgezahlte Dividende ein „ehrlicher“ Beweis für den Erfolg des Unternehmens ist. Anders als beim Jahresabschluss gibt es keinen Bewertungsspielraum. Entweder die Dividende kann aus dem Cash-Flow gezahlt werden oder eben nicht. An dieser Stelle schließt dann auch gleich der zweite Punkt an: Die Ausschüttungsquote. Es nützt nichts wenn ein Unternehmen Kredite aufnehmen muss, nur um seine Anteilseigner mit einer Dividendenzahlung zu befriedigen. Aus diesem Grund hat die Ausschüttungsquote des Cashflows (der Anteil am Free-Cashflow der als Dividende ausgezahlt wird) ebenfalls einen hohen Stellenwert. Werte um 50% sind hier in meinen Augen ideal, da ein Teil des Geldes für zukünftiges Wachstum im Unternehmen bleibt.
Mir ist es wichtig hervorzuheben, dass regelmäßige Dividendenzahlungen nur ein Indiz für ein gutes und nachhaltiges Unternehmen sind.
Was sind für mich keine Dividenden Aktien?
Keine Dividenden Aktien sind im Umkehrschluss Unternehmen, die hohe Dividendenzahlungen aus ihrer Substanz leisten. Wenn man sich die Bilanzen und vor allem die Kapitalflussrechnungen einiger Unternehmen anschaut, fällt sofort auf, dass bereits seit mehreren Jahren Ausschüttungen getätigt werden, die durch das operative Geschäft eigentlich gar nicht abgedeckt werden können.
Nun noch ein paar klarstellende Aussagen, die ich einfach mit MEINER Meinung kommentieren möchte:
„Ein hohes monatliches passives Einkommen ist mir wichtig“
Dies sehe ich komplett anders. Da ich ein monatliches Gehalt bekomme ist es mir vollkommen egal ob ich eine hohe Dividende bekomme oder ob sich die erwirtschafteten Gewinne in höheren Kursen niederschlagen (was sie zwangsläufig tun). Prinzipiell sind regelmäßige Dividendenzahlungen sogar nachteilig, da mit jeder Ausschüttung Steuern gezahlt werden müssen. Würde das Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen, würden die Kurse steigen. Eine Steuerzahlung fällt erst an, wenn die Aktie verkauft wird. Bei einer Buy-and-Hold-Strategie lässt sich durch den Zinseszinseffekt bereits ein anschaulicher Unterschied erwirtschaften. Im Zweifel sind mir Unternehmen die nur moderate Dividendensteigerungen vornehmen aber dafür regelmäßig eigene Aktien zurückkaufen lieber.
„Buy-and-Hold heißt, eine einmal gekaufte Aktie wird nicht mehr verkauft“
Diese strenge Sichtweise macht in meinen Augen keinen Sinn. Man würde hier also ein Unternehmen kaufen welches rosige Zukunftsaussichten hat und als krisensicher gilt und dieses bis an das Lebensende halten. Das Problem welches ich dabei sehe ist, dass sich manchmal einfach die Rahmenbedingungen ändern. Hätte man in den 90ern Nokia noch als revolutionäres Unternehmen mit dieser Maßgabe gekauft, läge man für den Moment mit Sicherheit richtig. Hätte man die nächsten 20 Jahre aber tatenlos beim Abstieg zugeschaut, wäre das (sorry) einfach nur dumm. Es ist in meinen Augen zu einfach gedacht ein Unternehmen zu kaufen, sich nicht zu kümmern und einfach liegen zu lassen. Bei einem Indexfonds mag das funktionieren, eine Aktie kann sich aber sehr wohl (sehr viel) schlechter als der Markt entwickeln. Ich interpretiere Buy-and-Hold für meine Dividenden Aktien ein bisschen anders. Ich versuche ein Unternehmen, von dem ich überzeugt bin, auch in schlechten Zeiten weiter zu halten und in Krisen evtl. nach zu kaufen. Dennoch versuche ich mich regelmäßig zu informieren und nicht die Augen vor der Realität zu verschließen.
„Der Einstiegszeitpunkt ist bei Dividenden Aktien egal“
Auch das sehe ich ein bisschen anders, warum sollte ich für eine Aktie zu viel bezahlen? Ein Abschlag von 10% bedeutet 11% mehr Dividendenrendite. Ein Abschlag von 20% bereits 25% höhere Dividendenrendite und bei 50% Abschlag gibt es sogar eine 100% höhere Dividendenrendite – merkt ihr was? Ich denke es gibt so viele gute Unternehmen, es wird schon eins dabei sein welches ich zu einem günstigen Preis kaufen kann. Zur Not warte ich ein paar Monate. Diese Vorgehensweise macht in meinen Augen jedoch mehr Sinn als ein vollkommen überbewertetes Unternehmen zu kaufen.
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
„Ich verfolge nur die Dividendenstrategie“
Auch zu dieser Aussage kann ich nur meine eigene Meinung niederschreiben, da die Vermögensverteilung auf unterschiedliche Assetklassen eine sehr persönliche Entscheidung in Abhängigkeit der eigenen Risikobereitschaft ist. Es sollte sich jedoch jeder darüber im Klaren sein, dass Aktienmärkte schwanken. In den Jahren 2000/2001 hat der DAX-Kursindex knapp 2/3 (66%) verloren. Wenn man bedenkt, dass bei ausländischen Aktien auch noch ein Währungsrisiko (welches natürlich immer auch eine Chance sein kann) dazukommt, sind Einbrüche von 80% und mehr zwar sehr selten und bei einem konservativen Depot recht unwahrscheinlich aber noch lange nicht ausgeschlossen. Ich rechne daher für mich immer aus, wie viel Risiko (in Euro) ich bereit bin zu tragen. Wer 200.000€ in Aktien hält, muss darauf gefasst sein, dass er zeitweise mit nur noch 40.000€ dasteht. Hätte einen in der Krise in diesem Moment die Panik gepackt und man wäre ausgestiegen, wäre darüber hinaus auch noch die folgende Rally an einem vorbeigegangen. Also um es kurz zu machen: Ich halte neben meinen Dividenden Aktien immer auch andere Anlagen wie Rohstoffe, Anleihen, REITs, Festgelder, Tagesgelder oder andere „sichere“ Anlagen. Diese sind immer auf meine tatsächliche Risikotoleranz abgestimmt.
Ich hoffe ich konnte euch meine Einstellung und meinen Investmentstil ein bisschen näher bringen. Wie ist euer Verständnis von Dividenden Aktien und eure Meinung zu den oben kommentierten Thesen?
Wochenendinvestor meint
Hi Jan,
exzellenter Punkt mit den Aktien-Rückkäufern!
Gerade in Deutschland, dass mit einem Paradoxon aus Anstachelung zur privaten Vorsorge und gleizeitiger Abgeltungssteuer > 25% glänzt, ist die Abschwächung des Zinseszins-Effektes durch die ständig zu zahlenden Steuern bei Dividenden eine nicht zu vernachlässigende Variable in der eigenen Vermögensplanung.
Beste Grüße
Mathias meint
Sorry, aber so etwas undifferenziertes und einseitiges hab ich selten gelesen.
Weshalb soll es denn nur wegen der Steuer schlecht sein Dividende zu erhalten. Wenn die Aktie fällt/steigt hast du einen Buchverlust/-gewinn nicht mehr, so kannst du mit den Einnahmen aus der regelmäßigen Dividende nachkaufen bzw. in andere Dividendenzahler investieren. Wie du sicherlich weißt nennt sich das Cashflow. Nicht jede Firma hat einen Firmenlenker Wie Warren B. der es schafft überdurchschnittliche Renditen zu erziehlen.
Zudem fällt er steuerliche Aspekt weniger hoch ins Gewicht als die meisten annehmen und lieber entscheide ich über einen Teil des Gewinnes als das eine schlechte Entscheidung des Unternehmens ein Nullsummenspiel wird ohne höhere Gewinne.
Jan meint
Hallo Matthias, an vielen Stellen gebe ich dir Recht. Wenn ein Unternehmen keine Anlagemöglichkeiten für sein Geld mehr hat (siehe Apple) dann sollte es an die Aktionäre zurückgegeben werden. Dies ist aber aus steuerlicher Betrachtung sinnvoller in Form von Aktienrückkäufen, als durch Dividendenzahlungen. Natürlich funktioniert dies nur bei wirklich guten Unternehmen. Das Argument mit dem Buchverlust oder Gewinn ist richtig, hier kommt es natürlcih auf deine Depotstruktur generell an, wie groß ein einzelner Wert im Depot werden darf. Zur Wiederanlage hast du den Vorteil, dass du nicht gezwungen bist Geld anzulegen. Oft sind es bei Dividenden auch nur Kleckerbeträge die einzeln für sich noch nicht sinnvoll investiert werden können. Darüber hinaus ist auch die Wiederanlage mit Transaktionskosten verbunden.
Ich bin schon der Meinung, dass der Steuernachteil ins Gewicht fällt. Als Beispiel:
50.000€ Invest
3,5% Dividendenrendite
25% Steuer + Soli
keine Kursveränderung
30 Jahre
Wenn keine Dividenden ausgeschüttet werden, hat man ein Endvermögen nach Steuern von ~113.000€. Bei regelmäßiger Ausschüttung und (transaktionskostenfreier) Wiederanlage sind es nur noch 104.500€. Der Unterschied beträgt also statt 126% Gewinn nur noch 109% Gewinn. Für mich fällt das schon ins Gewicht.
Oliver meint
In den meisten Punkten bin ich nicht bei dir. Ich versuche mal meine Meinung darzustellen, obwohl ich sicher nicht die Wqahrheit gepachtet habe :).
Zu 1 passives Einkommen:
Hier unterschlägst Du den psychologischen Faktor. Einkommen motiviert und ich schaue fast täglich nach, ob wieder was gekommen ist. Zum anderen darf man eins nicht unterschätzen: Wenn man regelmäßige Einkommen durch Dividendeneinnahmen hat, braucht man auch nicht mehr so viel Angst vor unvorhergesehenen Ausgaben zu haben. Sowas wie Feuerwehrfond habe ich nur noch sehr begrenzt. Ansonsten unterstützen diese Dividendenennahmen immer mehr die Investitionen. Man ist in der Lage aus dem Cash-Flow höhere neue interessante Käufe zu tätigen, wenn sich die Situation ergibt.
2. Nie verkaufen:
Hier bin ich geteilter Meinung. Ich finde schon, wenn man sieht, dass sich ein Unternehmen negativ entwickelt, dann raus damit. Es hilft ja nichts. Aber es gibt andere Unternehmen, wo ich nicht daran denke, solange alles im Rahmen ist. Nehmen wir Coca Cola, die momentan zu kämpfen haben. Würde ich trotzdem nicht verkaufen. Bei RWE ist das schon was anderes, da sich die Fundamentaldaten sehr stark verändert haben.
3. Einstiegszeitpunkt egal:
Da bin ich bei dir. Es gibt einiges, was ich heute nicht mehr kaufen würde, obwohl ich das Unternehmen gut finde. Nike ist z.B. so ein Unternehmen für mich. Google finde ich auch nicht mehr sonderlich interessant – kein Ertrag und zusätzlich die letzten 12 Monate kein Wachstum. man muss aber auch dazu sagen, dass es immer Unternehmen gibt, die gut bewertet sind und man daher nicht auf Modenamen aufspringen muss.
4. Nur Dividendenstrategie:
Da lässt sich lange diskutieren. Auch wenn sich ein Unternehmen gut entwickelt, heißt das noch lange nicht, dass mir der Kurs stärker steigt als bei einem Dividendenunternehmen. Das liegt aber auch daran, dass ich Unternehmen nicht mag, die keine Dividende auszahlen. Zum zweiten kommt noch dazu, das ich nicht weiß, wie sich die Kurse entwickeln werden. Wie ist die allgemeine Stimmung an der Börse und wie wird sich ein Unternehmen aufgrund seines Geschäftsmodells die nächsten 24 Monate entwickeln? Eine Dividende habe ich sicher und die kann ich wieder anlegen. Das ist der Unterschied. Auch wenn ich mir zutraue, Bilanzen lesen zu können, so weiß ich, dass hier so viel Gestaltungsfreiheit möglich ist, dass ich das letztendlich nicht abschätzen kann. Hier bin ich eher nicht bei dir.
Aber wie Du habe ich nicht nur Aktien. Ich mag REITs z.B. sehr gerne. Eine schöne Anlagemöglichkeit, um in Immobilien anzulegen ohne das ganze Drumherum, wenn ich es selber live machen müßte. Gold/Silber habe ich wenig, aber dafür andere Wertgegenstände. Falls der € doch bald ableben sollte.
Jan meint
Hallo Oliver,
vielen Dank für deinen Beitrag, lass mich im folgenden ein bisschen auf deine Punkte eingehen und vielleicht meine Meinung noch ein bisschen konkretisieren.
zu 1, da bin ich teilweise sogar bei dir. Ich meine hiermit vor allem Unternehmen bei denen die Dividenden sehr hoch sind, hier gibt es Phasen in welchen so viel ausgeschüttet wird, dass der Kurs wirklich sichtbar absinkt. Zum anderen ist es mir auch egal ob Aktien monatlich oder nur einmal im Jahr ausschütten. Der Fokus liegt nicht auf dem passiven Einkommen. Deine Argumente sind aber trotzdem nicht zu vernachlässigen.
zu 2, sehe ich eigentlich wie du. Bei RWE haben sich die gesamten Rahmenbedingungen geändert. Coca Cola hat viele Marken die laufen und eine unglaubliche Markenmacht, da sehe ich ebenfalls keine Anzeichen das es mit denen bergab geht.
zu 4, hier unterstütze ich deine Meinung eigentlich auch.
Ich denke so weit sind wir gar nicht auseinander. Für mich ist eine Dividendenstrategie schon wichtig, aber nicht alles.
VG Jan