In den letzten zwei bis drei Jahren sind sogenannte „FinTechs“ wie Pilze aus dem Boden geschossen. In diesem Beitrag möchte ich dir die Idee hinter Fintechs vorstellen. Ich beschränke mich dabei erst einmal auf die sogenannten „Robo-Advisor“ und habe mir dafür als Beispiel den Anbieter „vaamo*“ herausgesucht. Mein Ziel ist es, in diesem Beitrag einen möglichst objektiven Überblick über die Funktionsweise, die Kosten, die Vorteile und die Nachteile zu geben. vaamo selbst wirbt immer wieder damit, eine Alternative zur Geldanlage bei der Hausbank bzw. dem Bankberater zu sein. Diese Aussage werde ich in diesem Beitrag auf den Prüfstand stellen.
Inhalt
Wie funktioniert vaamo?
Die grundsätzliche Idee der Robo-Advisors ist es, ein für dich (mehr oder weniger) passendes ETF-Depot aufzubauen und an deine Bedürfnisse anzupassen. Mit einem Depot aus drei verschiedenen ETFs wird der weltweite Aktienmarkt abgedeckt. Darüber hinaus wird in Staatsanleihen und Anleihen von Unternehmen in Industrieländern investiert. Dein Depot besteht also aus insgesamt fünf ETFs. Es geht also darum, wie bei den meisten langfristigen ETF-Strategien, deine Anlagen so gut es geht über die gesamte Welt zu verteilen. Die dadurch zu erwartende Rendite ist dementsprechend weder besser, noch schlechter als der gesamte Markt (vor Abzug der Kosten). Durch die Möglichkeit eines regelmäßigen Sparplans wird sichergestellt, dass du jeden Monat, diszipliniert Geld zur Seite legst.
Die Individualisierung deiner Geldanlage wird über die Festlegung verschiedener Sparziele, auf welche langfristig hingearbeitet werden soll, erreicht. Für jedes einzelne Sparziel kannst du, je nach Risikopfräferenz, zwischen Depots mit 40%, 60% und 80% Aktienanteil wählen. Die Gewichtung zwischen Aktien und Anleihen geht auf viele verschiedene Studien in der Finanzwirtschaft zurück die besagen, dass ein gewisser Anteil Anleihen das Depot stabilisiert und dadurch die Wertschwankungen reduziert. Das jährliche Rebalancing, also die Wiederherstellung der ursprünglich gewählten Risikoaufteilung, übernimmt vaamo zum Jahreswechsel für dich. Die Sparziele und Risikoklassen legst du mit wenigen Klicks in einer dialoggeführten Abfrage auf dem Portal von vaamo durch. Der Zeitaufwand hierfür beträgt maximal 15 Minuten bis alles eingerichtet ist. Über die vaamo-App kannst du jederzeit von unterwegs deinen Depotstand checken oder separate Einzahlungen tätigen.
Da vaamo selbst keine eigene Bank sondern nur Vermittler ist, werden die einzelnen ETFs im Depot bei der FFB, der Partnerbank von vaamo geführt. Die Verwaltung dieses Depots wird jedoch ausschließlich über vaamo gesteuert. Die Einzahlungen oder Sparpläne werden direkt von deinem Girokonto abgebucht.
Das Risiko der Anlage bei vaamo entspricht dem ganz normalen Börsenrisiko. Aktien und Anleihen unterliegen Schwankungen, das ist normal und muss gerade bei einer langfristigen Geldanlage mitberücksichtigt werden. Das Ausmaß der Schwankungen variiert je nach gewähltem Risikolevel. Die ETFs selbst werden bei der FFB im Sondervermögen gehalten. Das bedeutet, dass im Falle der Insolvenz von vaamo und/oder der Partnerbank FFB deine Fonds weiterhin geschützt sind und dir gehören. Es werden also keine Zertifikate o.ä. durch vaamo oder die FFB ausgegeben die einem weiteren Emittenten-Risiko unterliegen. Diese Vorgehensweise ist bei Geldanlagen wie Aktien, Anleihen oder Fonds bei eigentlich allen Brokern oder Depots die Regel. Des Weiteren können die ETFs natürlich jederzeit auch wieder verkauft werden.
Der Anlage-Assistent (Video)
Der vaamo-Anlage-Assistent unterstützt dich bei der Entwicklung deiner persönlichen Anlagestrategie. Ich habe für dich ein kleines Video aufgenommen in welchem ich dir die Funktion des Assistenten zeige:
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Stelle jetzt deine persönliche Anlagestrategie zusammen*
Die Kosten
Ich hoffe ich habe die Kosten an dieser Stelle richtig aufgeschlüsselt und verstanden. Wenn nicht bin ich für einen kurzen Hinweis in den Kommentaren dankbar. Die Kosten lassen sich in zwei Blöcke aufteilen:
Pauschale Servicegebühr
Es gibt eine „pauschale Servicegebühr“ hier drin enthalten sind die Kosten für die Depotführung, so wie alle anfallenden Transaktionskosten für Einmalzahlungen und Sparplanausführungen. Dass die Nutzung des Portals, die Ausgabe von Berichten und die Nutzung der App mit inklusive ist, ist denke ich selbstverständlich.
Die Kosten selbst sind gestaffelt nach Depotwert. Jeweils zum Ende eines Quartals werden die anteiligen Gebühren abgebucht. Als Depotwert wird jeweils der taggenaue Durchschnittswert deines Depots herangezogen. Die Staffelung sieht wie folgt aus:
- Depotwert 0 Euro bis 30.000 Euro: 0,99% Gebühren pro Jahr
- Depotwert 30.000 Euro bis 50.000 Euro: 0,79% Gebühren pro Jahr
- Depotwert größer 50.000 Euro: 0,49% Gebühren pro Jahr
Verwaltungsgebühren der Fonds
Jeder ETF hat für sich genommen noch zusätzliche Verwaltungskosten. Diese Kosten sind zu der von vaamo* erhobenen Servicegebühr hinzuzuaddieren. Die Kosten für die fünf ETFs sind durch die unterschiedliche Gewichtung in jeder Risikoklasse unterschiedlich. Es ergeben sich die folgenden Kosten:
- geringes Risiko: 0,36% pro Jahr
- mittleres Risiko: 0,40% pro Jahr
- höheres Risiko: 0,44% pro Jahr
Fazit zu den Kosten
Je nachdem welche Kombination aus Risiko und Depotwert auf dich zutrifft hast du Kosten zwischen 0,85% pro Jahr und 1,43% pro Jahr. Diese Kosten werden direkt aus deinem Anlagedepot eingezogen. Du musst also keine zusätzlichen Überweisungen tätigen. Verglichen mit einem selbst verwalteten ETF-Depot sind die Kosten hoch, verglichen mit einem Depot bei der Hausbank und dem damit verbundenen Anlageempfehlung des Bankberaters sind die Kosten günstig. In der Hausbank kommen neben den eigentlichen Kosten für die Fonds meist noch Ausgabeaufschläge und Kosten für die Depotführung hinzu.
Die Vor- und Nachteile
Im Folgenden Liste ich ein paar Vor- und Nachteile auf die ich bei vaamo* sehe. Diese Liste ist keinesfalls abschließend. Wenn dir noch etwas einfällt, freue ich mich auf deine Ergänzung in den Kommentaren. Beginnen wir mit den Nachteilen.
Die Nachteile
vaamo ist teurer als ein selbst geführtes ETF-Depot
Ein selbst „entwickeltes“ ETF-Depot hat in der Regel Kosten von weniger als 0,5% pro Jahr hinzukommen Depot- und Transaktionsgebühren. Wer statt ETFs direkt in Aktien investieren möchte hat sogar nur noch die Depot- und Transaktionsgebühren zu tragen. Hier liegt vaamo ganz klar drüber mit den Gesamtkostensätzen von 0,85% p.a. bis 1,43% p.a.
Investitionen in Anleihen
Die Investition in Anleihen-ETFs könnte in der aktuellen Marktlage kritisch sein. Da Anleihen (besonders von guten Schuldnern) momentan nur noch minimal verzinst sind, sind die Kurse in den letzten Jahren stark gestiegen. Viele Experten gehen davon aus, dass Anleihenfonds in den nächsten Jahren an Wert verlieren werden. Auch wenn der Ansatz Aktien und Anleihen zu halten nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten richtig ist, hätte man als „Selbstverwalter“ die Möglichkeit diesem Risiko zu entgehen und zum Beispiel temporär den Anleihen-Anteil als Tagesgeld zu halten.
Es ist eine Standardlösung
Dieser Punkt ist in meinen Augen ein halber Minuspunkt. vaamo liefert eine Standardlösung mit drei Risikoklassen. Es gibt keine Möglichkeit davon abzuweichen und zum Beispiel noch Rohstoffe oder Immobilien zusätzlich mit ins Depot zu nehmen. Das ist sicher ein Nachteil. Auf der anderen Seite ist mir auch klar, dass es einen gewissen Standard geben muss um für „alle“ eine Lösung zu fairen Preisen anzubieten. Hier ist es sicherlich schwer die Linie zu ziehen.
Die Vorteile
Geringere Kosten als die Hausbank
Hierzu hatte ich oben bereits meinen Kommentar geschrieben. Mit maximal 1,43% p.a. liegt vaamo definitiv noch unter den Kosten eines Depots bei der Hausbank und den zugehörigen aktiven Fonds. Die Kosten für aktive Fonds liegen bei etwa 1,8% und mehr (Quelle: Handelsblatt). Dazu kommen häufig noch weitere Kosten für Transaktionen und Depotführung. Ich erlaube mir hier anzumerken, dass die Beratung in einer Bank in der Regel ebenfalls nur in einer Verteilung auf verschiedene Risikoklassen mündet, sie ist bei kleineren Vermögen (unter 500.000 Euro) nur bedingt individuell.
Keine Mindestanlage
Bei vaamo gibt es keinen Mindestanlagebetrag. Darüber hinaus können Sparpläne bereits ab 10 Euro im Monat ausgeführt werden.
Einfach und schnell
Die größte Stärke liegt meiner Meinung nach in der Einfachheit und Schnelligkeit der Umsetzung. Mit wenigen Klicks sind die Sparziele aufgestellt, das Risikolevel ausgewählt und die Sparpläne eingerichtet. Über das Online-Portal oder die App lässt sich anschließend alles analysieren und überwachen.
Mein Fazit und Erfahrung mit vaamo
Ja, vaamo* ist teurer als ein selbst geführtes ETF-Depot und noch dazu weniger flexibel. In diesem Vergleich gewinnt also ganz klar das selbst verwaltete Depot. Aber, um die Finanzen selbst zu verwalten ist auch ein bestimmtes Wissen notwendig. Obwohl ETFs und Aktien keine Raketenwissenschaft sind, muss man sich doch vorher mit dem Thema beschäftigen, vielleicht ein oder zwei Bücher lesen und sich Gedanken über die eigene Strategie machen. Das alles ist mit einem gewissen Aufwand verbunden.
Und genau in dieser Nische positioniert sich vaamo. vaamo stellt in meinen Augen eine einfache Alternative dar für alle die sich gar nicht groß um ihr Geld kümmern wollen. Bei vielen Menschen versauert das Geld auf dem Tagesgeld- oder sogar dem Girokonto. Egal ob aus Faulheit, mangelndem Interesse oder zu wenig Wissen, es gibt eben keine Ausreden mehr die gelten. Das Depot ist in wenigen Minuten eröffnet und eingerichtet. Diese Einfachheit richtet sich vor allem an die jüngere Generation die mit dem Umgang von Online-Shopping und Apps groß geworden ist.
vaamo ist eine super Lösung für dich, wenn du dich wenig um deine Anlagen kümmern möchtest, dich gleichzeitig aber nicht von einer Bank über den Tisch ziehen lassen wills. Bevor dein Geld auf dem Konto verrottet solltest du vaamo einmal ausprobieren.
Hier geht es zum Anlageassistent* in welchem du dein Risiko-Profil ermitteln und deine Anlagestrategie festlegen kannst.
Wie siehst du das? Was hältst du von FinTechs wie vaamo?
[ratings]
Henning meint
Ich habe das Glück gehabt und konnte mich mal mit dem Gründer austauschen. Es ist genau wie von Dir beschrieben. Die Plattform ist für alle gedacht, die nicht die hohen Kosten von Banken und Investmentgesellschaften zahlen wollen und gleichzeitig wissenschaftlich optimal anlegen wollen ohne sich damit näher zu beschäftigen.
Eher für kleinere Anlagebeträge gedacht.
Emrah Baskin meint
Das werde ich auch mal testen. Nachdem ich nur Tagesgeld gerade geparkt habe, und doch ein bisschen in Aktien einsteigen will, allerdings ohne Bankgekoppelt zu sein, und ich zudem recht wenig von Anleihen, Aktien etc. verstehe, und in meinem Geschäft mehr investieren muss an Zeit, sehe ich das genau richtig für mich. lg Emrah
MattG meint
Anleihen zu halten ist keine gute Idee. Sie bringen fast nichts. Nur weil die Leute eben Zinsen wollen oder brauchen, weil sie so eben bislang gelebt haben, muss das noch lange nicht heißen, jetzt in Anleihen oder Dividenden -ETFs zu gehen. Geldmarkt-ETFs können eigentlich keinen Nettogewinn haben, daher wird es mit Renten-ETFs versucht.
Es stellt sich die Frage, ob man diversifizieren soll? Ich denke nein. Emerging Markets als langfristige Anlage? Damit hat man versucht, den Vermögensbildungsfonds I wieder auf Kurs zu bringen. Über den spricht keiner mehr, vom Vermögendsbildungsfonds R ganz zu schweigen. Nach Kosten kann man gleich Tagesgeld nehmen. Es sollen einzelne Titel abfedern, wo doch der Markt überall in die Knie geht und selbst auch noch schwankt. Der Markt hat sich zu sehr verändert. Er lief viele Jahre gut. Jetzt läuft er eigentlich seitwärts, bis auf das letzte Halbjahr 2017, weil die Leute eben gierig nach Anlagemöglichkeiten sind und dann gegebenenfalls rausgehen. Je mehr aber die Leute ihr Geld selbst verwalten, desto größer wird die Chance auf einen Crash. Weder Vaamo noch Growney sind Robo-Advisors. Das ist die übliche Software, die läuft schon ewig, z.B. bei den Riester-Fonds. Und Algorithmen? Das sind doch die, die mir das Produkt, welches ich gerade zum Verkauft eingestellt haben, zum Kauf anbieten. Da ist nicht viel Hirn dahinter. Google funktioniert, weil es eben den Massen angepsrochen hat. Jetzt findet man nichts mehr vernünftiges, und kann dem nicht trauen, weil man nicht weiss ob es nicht Werbung ist, oder gefaked, oder eben mit Klage gedroht wird, sodass diese fruchtbare Aldi-Matratze, eben einen guten Test bekommen muss. Die war mal gut, ist aber schon seit vielen Jahren vorbei. Und warum? Weil Leute mit 50 Kilo die zu hart fanden und im Netz darüber geschrieben haben.
Also das sind keine Robo-Advisor nach neuster Technik. Die DWS Riester basierte schon seit dem Bestehen darauf, vielleicht anfangs noch von Hand, aber wie lange war das so? Es kann aktiv gemanaged werden, habe ich mal erreicht, weil ich im Minus war. Aber der hat das nur ganz kurz mal gemacht, weil die mir das fehlende Geld hätten ersetzen müssen, da Beitragsgarantie.
Und wenn alle Computer rausgehen, dann hat man ständig kleine bis mittlere Crashs. Das wird gar nicht so gemacht. Es muss ja jemand die Zeche zahlen.
Die Anleihen sind die Schwachstelle und der Emerging Market. Die Barclays Aggregate Bonds sollte man mal im Auge behalten, und über die Robos da günstig rankommen. Easyfolio ist aber wenn man sich die Daten vor dem Kauf von Anteilen anschaut, nicht mehr attraktiv. Ich denke ein Bank-Sparplan der in Jahren dann 1% bietet oder die Angebote aus dem Ausland riskieren, und den MSCI World oder Dax, je nach Geschmack. Eurostoxx wer es mag, aber mehr als 2 braucht man nicht, Der Banksparplan ist kostenlos, und den ETF MSCI World kann man sich auch selber ansparen. Der MSCI ACWI ist Unsinn und bringt keinen Vorteil. Demnach müßten auch diese Robo Advisor keinen Vortiel bringen, außer einem Sparplan ab 10 Euro. Ich bekomme noch 1,6% Zinsen und den MSCI spare ich so. Ich weiss nicht ob man mehr braucht. Außer natürlich den Spaß an der eigenen Finanzplanung. Nur 10 Euro im Monat einfach mal anlegen, so wie bei der Riester und warten oder eben als 3 Döner im Monat abhaken, könnte interessant sein.
MattG meint
Wenn sich aber die Emerging Markets wieder so verhalten wie man es gewohnt war können die Anleihen da auch nicht helfen. Und die Anleihen selbst sind auch keine sichere Anlage mehr. Mit Unternehmens-Anleihen hatte man schon vor 20 Jahren Probleme. Eigentlich macht Vaamo das falsch, wisenschaftlich korrekt. Aber man ist so flexibel wie mit dem Tagesgeld, wenn es auch eine Woche dauern kann, bis der Verkauf durch ist. Man kann auch einfach aussteigen, nachdem der Markt gelaufen ist. Und dass das eben einige Tage dauert, ist auch das übliche von früher, dass war da auch so. Das ist wie eine Antike der Renaissance. Auf dem Papier ist das richtig und kann jahrelang funktionieren. In der Praxis sollte man nicht so vorgehen. Es ist ja ein passiver Fonds. Halt mit ETFs, was solls. Kann aber lange im Minus sein. Darüber muss man sich klar sein – oder der Markt zieht an den ‚Robos‘ vorbei. Dachfonds galten als teuer und schwachsinnig. Und dies waren die Probleme. Toll in der Theorie und die war werbewirksam, aber keiner ist reich geworden.