Aktienkurse sind keine Einbahnstraße. Aktien haben auch ein Risiko – Zu jeder Chance gibt es auch immer ein Risiko. Doch eins vorweg: Risiko ist nicht immer etwas Schlechtes. Ein kleines Beispiel: Autofahren ist riskant. Wir könnten dabei sterben. Trotzdem fahren viele Millionen Menschen tagtäglich mit ihren Autos durch die Gegend. Sind die denn alle Lebensmüde? Nein, in uns drin wägen wir Risiken sorgfältig ab und reduzieren es je nachdem, wie risikofreudig wir sind. Es gibt sichere und unsichere Autos, wir können uns anschnallen oder es sein lassen und wir können aggressiv oder defensiv fahren. Am Ende setzen sich viele ins Auto weil sie das Risiko im Straßenverkehr umzukommen der Bequemlichkeit unterordnen.
Wenn wir das Risiko im Straßenverkehr umzukommen komplett ausschließen wollten, dürften wir einfach nicht am Straßenverkehr teilnehmen und genau das gleiche gilt im Aktienmarkt. Es ist vollkommen ausreichend Risiken zu kennen, richtig bewerten zu können und sich dementsprechend abzusichern. In meinen Augen sind Aktien ein wichtiges Instrument für den persönlichen Vermögensaufbau mit wenigen Alternativen.
Welches Risiko gibt es bei Aktien?
Im letzten Beitrag habe ich dir gezeigt, wie man mit Aktien Geld verdienen kann. Dabei habe ich zum einen auf die Möglichkeit von Kursgewinnen, zum anderen auf Gewinnausschüttungen in Dividenden hingewiesen. Genau diese beiden Potentiale bergen für uns Anleger natürlich auch Risiken:
Kursveränderungen
Die Kurse von Aktien sind keine Einbahnstraße, es geht nicht immer nur bergauf. Aktienkurse unterliegen Schwankungen, für die es nicht einmal immer objektive Gründe gibt. Das Risiko des Aktionärs besteht also darin, dass seine Aktien an der Börse zu einem schlechteren Kurs gehandelt werden, als er sie eingekauft hat. Er hat also Geld verloren. Dies kann so weit gehen, dass ganze Unternehmen bankrottgehen und ihre Kurse auf 0 fallen. Die Anteile sind somit wertlos. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass es bei Aktien keine Nachschusspflicht gibt. Du kannst also maximal das Geld verlieren, welches du auch eingesetzt hast.
Es gibt Stimmen die behaupten, dass wir erst etwas verloren haben wenn wir den Verlust realisieren und die Aktien tatsächlich verkaufen. Ich persönlich sehe das anders. Wenn der Kurs sinkt, sinkt auch der Wert. Fakt ist also, dass meine Aktien niemand zu meinem Einkaufspreis haben möchte. Ob sie die alten Kurse wieder erreichen steht in den Sternen. Mit dieser Argumentation könnten wir ebenso einen Neuwagen gegen den Baum fahren und behaupten, dass wir nichts verloren haben, so lange wir den Schrott nicht entsorgen…
Dividendenausschüttungen
Ähnlich stellt sich die Situation bei Dividenden dar. Dividendenerträge sind kein Gesetz. Die Zahlung von Dividenden hängt an den Erträgen des dahinterstehenden Unternehmens. Macht das Unternehmen Verluste können auch keine (nachhaltigen) Dividenden gezahlt werden. Auch hier besteht also ein Risiko, dass Dividenden gesenkt oder sogar gestrichen werden.
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Welches Risiko kannst du bei Aktien erwarten?
Das Risiko von Einzelaktien ist schwer quantifizierbar. Je nach ausgewähltem Unternehmen geht die Schwankungsbreite von -100% bis +xx.000% und mehr. Sprich, alles ist möglich. Das Risiko einzelner Aktien ist für den langfristig ausgerichteten Anleger allerdings nicht wirklich relevant. Ich gehe davon aus, dass du dein Aktienportfolio ein bisschen breiter streust und entweder auf aktive Fonds bzw. ETFs setzt oder über mehr als nur eine Aktie verfügst. Nehmen wir als Beispiel einmal den Gesamtmarkt in Form des MSCI World.
Die folgende Grafik ist ein Ausschnitt von www.onvista.de:
Wie du siehst, lag das Risiko des Gesamtmarktes immer wieder bei ca. 50%. Schaust du dir die Grafik an, ist es keine Frage, ob es noch einmal soweit runtergeht, sondern eher wann. Zur Verdeutlichung im Folgenden auch noch einmal die logarithmische Darstellung:
Natürlich lässt sich dadurch keine Aussage für die Zukunft treffen, ob wir wirklich wieder 50% verlieren werden. Vielleicht werden es beim nächsten Mal auch 70% oder 80%. Dennoch ist es in meinen Augen ein einfacher Weg, um das realistische Risiko zumindest annähernd greifbar zu machen. Ich gehe für meine persönliche Strategie immer davon aus, dass Aktien ca. 50% ihres Wertes verlieren.
Wie lässt sich das Risiko steuern.
Es sei erwähnt, dass es natürlich eine Menge interessanter Absicherungsstrategien gibt, mit denen das gesamte Portfolio gesichert werden kann. Über Optionen kann das Depot beispielsweise so eingestellt werden, dass die Aktienverluste durch Optionsgewinne wieder ausgeglichen werden. Abgesehen von Gebühren werden die Schwankungen im Depot somit reduziert. Hierbei handelt es sich aber um einen sehr aktiven Eingriff in die Portfoliostruktur welcher sehr viel Wissen, Erfahrung und vor allem ein gutes Timing erfordert. Auch wenn ich der Meinung bin, dass es möglich ist, eignet es sich wohl kaum für Privatanleger um das Aktien-Risiko zu reduzieren. Ich würde es in Teilen bereits dem Trading zuordnen.
Dennoch gibt es drei Möglichkeiten, das Risiko im Depot ein bisschen zu steuern:
Aktienquote
Die Aktienquote beschreibt den Anteil am Depot, welcher in Aktien investiert ist. Je mehr Geld in Aktien investiert wird, desto stärker wirkt sich das Aktienrisiko aus. Ich denke es ist logisch, dass ein Depot mit 10% Aktien (und z.B. 90% Tagesgeld) weniger schwankt, als wenn du nur in Aktien investieren würdest. Auch in der modernen Portfolio-Theorie wird das Risiko im Depot über den Anteil der Aktien (Marktportfolio) gesteuert.
Diversifikation
Der zweite Hebel umfasst, wie oben bereits angedeutet, die Diversifikation. Eine einzelne Aktie schwankt stärker, als ein ganzer Index, bzw. ein Indexfonds auf einen marktbreiten Index wie zum Beispiel den MSCI World. Für Privatanleger die sich nur wenig mit der Thematik beschäftigen wollen erscheint mir ein Investment in ein ETF-Weltportfolio daher als sinnvollste Lösung.
Art der Aktien
Die Art der Aktien ist ebenfalls entscheidend. Im letzten Beitrag habe ich geschrieben, dass Aktie nicht gleich Aktie ist. Es gibt riesige, weltweit agierende Unternehmen, mit Produkten die wenigen Nachfrageschwankungen unterliegen (z.B. Nahrungsmittel) und es gibt Unternehmen, die hoch riskante „alles oder nichts“ Geschäfte tätigen. Logischerweise ist das Risiko, wie auch die Renditemöglichkeit im zweiten Fall deutlich höher als im ersten Fall. Achte also auch darauf, in welche „Unternehmensart“ du investierst.
Wie gehst du mit dem Risiko in deinem Portfolio um?
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Mathias meint
Hallo Jan,
ich versuche das Risiko mittels Portfoliodiversifizierung zu begrenzen. Sowohl durch Streuung über Assetklassen (Renten, Aktien, Immobilien, Rohstoffe) als auch innerhalb der Assetklasse Aktien (breite Fonds). Da Aktien meines Erachtens in der Erwartung die beste Perfomance liefern, sind diese bei mir übergewichtet. Außerdem verfolge ich einen langfristigen Ansatz. Meint, dass mein Anlagehorizont entsprechend weit ist und mir kurzfristige Marktschwankungen (hoffentlich) wenig anhaben können.
Zu deinem Artikel: Meines Erachtens muss man bei Aktien unterscheiden zwischen Kurs und Wert. So lange der Wert eines Unternehmens okay ist, werden sich Kursschwankungen wieder ausgleichen (= kein Handlungsbedarf bzw. Nachkaufen). Ist das Unternehmen dagegen Schrott (analog deines Auto-Beispiels) wird sich auch der Kurs nicht mehr erholen (= Verlust realisieren).
Viele Grüße,
Mathias
Vermögensanleger meint
Hi Jan,
toller Artikel über Risiko bei Aktien. Das Aktienrisiko hat einfach in Deutschland einen ganz ausgeprägt subjektiven Touch. Je mehr wir über etwas wissen, umso sicherer werden wir im Umgang. Finanzbildung ist bei uns leider sehr unterentwickelt. Das führt dazu, dass die Menschen den Aktieninvestment nicht trauen. Mit deinem Artikel hast du einen großen Beitrag geleistet, die Situation zu verbessern.
Schöne Grüße
Marco
Ralph meint
Wie immer ein sehr guter Artikel. Bei den gezeigten Risiken, 50% Kursverluste im MSCI darf aber nie die Chance vergessen werden. Weiterhin sollte man auch die langfristige Rendite von Aktien im Blick behalten, dieses kann bei starken Schwankungen helfen.
Gruß
Ralph
Jens meint
Hallo Jan,
Ich verfolge bei mir die Strategie der finanziellen Sicherheit und Freiheit. Ich habe ein Konto bei der Bank A. Ich habe mir überlegt, welchen Betrag ich minimal zum Leben brauche und spare diesen Betrag bei Bank A an, so dass ich damit 6 Monate leben könnte. Dieses Geld ist liquide (Tagesgeld) und ist meine finanzielle Sicherheit.
Gleichzeitig habe ich ein Konto bei Bank B mit Depot. Hier investiere ich ausschließlich in Aktien. Ich habe einen Sparplan auf den MSCI World und mehrere Aktien in den USA, Deutschland und ein Exot aus Israel. Jeden Monat überweise ich >=10% meines Einkommens auf dieses Konto. Das Geld landet bei Bank B auf einem Tagesgeldkonto. Das Geld auf dem Tagesgeldkonto bei Bank B ist dafür da, um bei sinkenden Kursen nachzukaufen oder generell neue Aktien zu kaufen. Das Konto bei Bank B ist für meine finanzielle Unabhängigkeit gedacht. Das Geld aus Aktienverkäufen und Dividenden ist nur für Neuinvestitionen gedacht.
Aktuell bin ich >30 Jahre alt. Bis zur Rente will ich die Aktienanteil langfristig und langsam sinken. Ich denke mit 40-50 werde ich langsam anfangen auch in Anleihen und Festgeld zu investieren. Jetzt wo ich noch jung bin, will ich alles an Zinsen durch eher Risikostärke Investments mitnehmen, was geht. Optionen und sonstige Zockeranlagen packe ich jedoch nicht an. Ich glaube, dass man langfristig mit Aktien einfach besser fährt.
Vg
Jens