Hey, schön, dass du wieder dabei bist. Heute geht es um das Thema Aktien-Sparplan. Ist ein Sparplan auf Aktien sinnvoll oder eher doch nicht? Machen wir es kurz:
Ich bin kein Fan. In den nächsten Zeilen verrate ich dir, warum:
Aber eines sei vorweggeschickt: JEDER der am Ende des Monats Geld übrig hat. Und JEDER, der sein Erspartes an der Börse investiert oder anlegt, macht in meinen Augen schon verdammt viel richtig. Ich bin nur der Meinung, dass es bessere Wege, als einen Aktien-Sparplan gibt! Aus zwei Gründen.
Was ist überhaupt ein Aktien-Sparplan? Vor einigen Jahren gehörte es noch zur landläufigen Meinung, dass sich der Kauf einzelner Aktien erst ab 2.000 oder 3.000 Euro pro Order wirklich lohnt. Heute hat sich das ein bisschen geändert. Durch das einfache besparen einer Aktie kannst du jeden Monat bereits ab 25 Euro Geld in Aktien anlegen. Steht der Kurs hoch, kaufst du wenige Anteil, steht der Kurs niedrig, kaufst du viele Anteile. Das Prinzip ist dasselbe wie bei einem ETF-Sparplan. Warum das nicht sinnvoll ist, verrate ich dir jetzt.
Lass uns anfangen.
hohe Kosten
Der erste Grund gegen einen Aktien-Sparplan sind die Kosten. Hier hast du mehrere Punkte, auf die du achten solltest. Am Anfang stehen die Ausübungskosten von (je nach Bank) etwa 1,5% pro Ausführung. Im Vergleich mit dem „regulären“ Kauf finde ich das ziemlich viel. Denn auch bei den Brokern hat sich eine Menge getan. Bei Trade Republic* kannst du provisionsfrei Aktien und ETFs kaufen und für US-Aktien nutze ich LYNX*, hier starten die Gebühren bereits ab 5 USD pro Ausführung. Es reichen also Ordergrößen von 300 bis 400 Euro, um die Kostenquote auf unter 1,5% zu drücken.
Aber das war es ja noch nicht. Neben der Ordergebühr kommen bei Namensaktien oft noch weitere Kosten für die Eintragung ins Aktienregister hinzu.
Der nächste Punkt auf der Kosten-Strichliste ist der Ausübungskurs. Bei einem Sparplan hast du keine Kontrolle darüber, welchen Preis du tatsächlich für deine Aktien bezahlst. Hier kann es durchaus passieren, dass du den schlechtesten Kurs des Tages bekommst. Beim „Standardkauf“ kannst du dies durch eine Limit-Order ausschließen.
Am schwersten wiegt aber der letzte Punkt: „Beim Verkauf fallen wieder die normalen Gebühren an.“ Wenn du jetzt den Fehler gemacht hast und 10 oder sogar 15 kleine Sparpläne mit Mini-Beträgen laufen lässt, dann zahlst du für jeden Verkauf die vollen Gebühren. Häufig also noch einmal mehr als die 1,5% beim Kauf.
So viel zu den Kosten, der zweite Punkt ist in meinen Augen aber noch deutlich wichtiger.
geringe Diversifikation
Wer Aktien-Sparpläne laufen lässt, hat in der Regel ein Diversifikationsproblem. Meist werden nur 5, 10 oder höchstens 15 verschiedene Aktien Monat für Monat bespart. Das ist beim Sparplankauf aber zu wenig, ich verrate dir auch warum.
Im letzten Beitrag hatten wir uns das Thema Risiko angeschaut. Wir hatten zwischen dem systematischen (Markt-Risiko) und dem unsystematischen (Einzelwert-Risiko) Risiko unterschieden. Das systematische Risiko können wir nie ausschließen. Das unsystematische Risiko lässt sich aber durch Diversifikation reduzieren.
Da du allerdings bei einem Sparplan immer den Preis bezahlst, den der Markt aufruft, kaufst du nur selten zu einem günstigen Kurs. Langfristig erhältst du den Durchschnittskurs einer Aktie. Anders als beim „Investoren-Ansatz“ hast du keine Sicherheitsmarge, um dich gegen das unsystematische Risiko der falschen Aktienauswahl zu schützen. Wenn du auf die falschen Aktien gesetzt hast, kann es dir schnell passieren, dass du plötzlich ohne Hose dastehst und du genau die Werte ausgewählt hast, die sich (deutlich) schlechter als der Markt entwickeln.
Das zusätzlich eingeschränkte Anlage-Spektrum. Also die begrenzte Auswahl sparplanfähiger Aktien nenne ich hier nur der Vollständigkeit halber.
Mein Fazit zum Aktien-Sparplan
Ich bin kein Fan von Aktien-Sparplänen. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass Sparpläne auf Aktien ein cleverer Trick der Banken sind, um weiterhin hohe Gebühren von Kleinanlegern nehmen zu können. Schließlich sind die Provisionseinnahmen durch Ausgabeaufschläge und Fondsgebühren in den letzten Jahren stark zurückgegangen.
Wenn Kleinanleger jetzt auch noch den Fehler machen und ihre Aktien-Sparpläne regelmäßig umschichten, neue einrichten und verkaufen, dann ist das Gebühren-Karussell perfekt.
Was ist die Alternative?
Meiner Meinung hast du die Wahl zwischen einem wirklich passiven Ansatz, wie einem Sparplan auf einen oder mehrere ETFs. So kaufst du regelmäßig, schließt aber zumindest das unsystematische Risiko durch Diversifikation aus.
Oder du investierst in Einzelaktien und kaufst, wenn sie wirklich günstig sind. Dadurch, dass du nur bei einem guten Preis zuschlägst, hast du eine hohe Sicherheitsmarge und reduzierst automatisch das Risiko in deinen Positionen.
Wie siehst du das Thema Aktien-Sparplan? Ja, nein, vielleicht?
Luke meint
Hinweis: Bei der Consorsbank kann man der Eintragung ins Aktienregister widersprechen und sich so die Eintragungsgebühr sparen.
Gruß
Luke
Jan-Christian meint
Hallo Luke,
danke für die Ergänzung. Das stimmt.
VG
Marvin meint
Definitiv lieber einen ETF Sparplan. Einzelaktien kaufe ich nur in Sondersituationen wie jetzt im Corona Crash und nur solche, von denen ich mir eine 100% Chance in den nächsten 5 Jahren erhoffe.
Frage: Bei einem Aktiensparplan kauft man Bruchstücke. Wie werden diese wieder verkauft? Bei ETFs ist dafür der Emittent zuständig, aber bei Aktien?
Jan-Christian meint
Hallo Marvin.
Bei Aktien kannst du diese „off-market“ an den Broker zurückgeben. Geht alles, ist teilweise sogar kostenfrei. Dennoch sehe ich Aktien eben nicht als Sparprodukte. Wenn ich das Einzelwert-Risiko auf mich nehme will ich auch die Rendite haben. Die Verdopplung in 5 Jahren ist auch mein Ziel, das sind 15% p.a., da will ich hin (bleiben…)
Marko meint
Ich würde persönlich auch keinen Sparplan machen. Aber das Problem der meisten Menschen, die sich nicht ständig mit dem Thema befassen ist ja, dass sie überhaupt nicht anlegen, wenn es nicht automatisiert erfolgt. Und dann ist der Sparplan weitaus besser als das Girokonto.
Jan-Christian meint
Absolut. Das habe ich auch wirklich versucht im Video und oben im Beitrag herauszustellen.
Ich halte aber den ETF-Sparplan aufgrund der Diversifikation für die bessere Wahl.
Castor1337 meint
Hallo,
die meisten Argumente gegen einen Aktiensparplan lassen sich auch auf einen ETF-Sparplan übertragen.
1,5% Gebühren … was solls. Langfristig werden die Gebühren dich nicht ruinieren. Dafür bekommst du die Möglichkeit regelmäßig zu investieren und musst nicht erst warten, bis du den nächsten Tausender für eine Aktie bereit hast. Fairer Deal.
Evtl sollte man auch die Kosten des ETF von bspw. 0,15% bedenken. Diese Fallen jedes Jahr an. Einzelaktien hingegen haben keine lfd. Kosten.
Limitorder…naja ein paar Cent lassen sich sparen, wenn die Aktie nicht mehr zurückkommt. Die Frage ist eher, wie liquide der gehandelte Wert ist und in welcher Marktsituation befinden wir uns? Zumal auch das Risiko besteht, dass man überhaupt nicht ausgeführt wird.
Und ob der Preis morgen teurer ist als abends….wer weiß das vorher?
Gegen das Einzelaktienrisiko kann man nichts sagen. Liegt wohl in der Natur des Produktes.
Namensaktien…tatsächlich eher ungeeignet für den Sparplan.
Markttiming bei Einzelaktien hat den gleichen Effekt, wie bei ETFs. Entweder du hast Glück oder eben nicht. Niemand kann sicher Aktien anhand des Preises als günstig oder teuer bewerten…schon gar nicht der Private.
Die Sicherheitsmarge ist unfug. Aktien werden immer zum Marktpreis gekauft oder verkauft. Du kannst anhand von Kennzahlen für dich irgendwas bestimmen und dann sagen, für mich wird die Aktie erst ab XX€ interessant. Aber wenn die Aktie fällt, tut sie das nicht ohne Grund. Fehlpreisung am Markt oder doch Leichen im Keller? Im zweiten Fall wirst du trotz „Sicherheitsmarge“ nicht mehr ins Plus kommen.
Die besten Aktien in meinem Depot habe ich z.T. am ATH gekauft.
Der Privatanleger handelt auch mit ETFs herum, egal ob Sparplan oder nicht. Hin und Her macht Taschen leer. Egal ob Aktien oder ETFs.
Sparpläne habe den Vorteil, dass man automatisiert und regelmäßig handelt. Dabei spielt das Finanzinstrument eine eher untergeordnete Rolle.
Ich finde den Beitrag nicht sonderlich förderlich, da deine Argumentation auf irgendwelchen Unterstellungen aufbaut.
Jan-Christian meint
Hallo Castor,
vielen Dank für deinen kritischen Kommentar.
Ja, mein Hauptargument ist in der Tat die Diversifikation. Die Kosten sind beim ETF mehr oder weniger gleich. Deshalb halte ich diesen für Anleger auf für eine gute Lösung.
Die Behauptung Sicherheitsmarge und Markettiming funktioniert nicht ist in meinen Augen ebenso eine „Unterstellung“. Das ist eine Behauptung, die anhand irgendwelcher Studien aufgestellt wurde. Das Problem ist aber, dass diese Studien sich häufig auf aktive Fonds beziehen. Ein aktiver Fonds ist aber in keiner Weise mit einem Investor vergleichbar (muss kurzfristig Rendite bringen, darf oft nur sehr begrenzt Cash halten, begrenzte Anlagemärkte usw., hohe Gebühren etc.).
Ich halte die Grundannahme für falsch, dass eine Aktie immer nur aus einem Grund fällt. Viele Aktien, vor allem aus dem Tech-Bereich, sind im Corona Crash innerhalb von 2 Monaten erst um 30% gefallen und haben sich dann verdoppelt. Diese Aktien waren definitiv nicht zu jeder Sekunde „fair“ bewertet. Ich glaube daran, dass aus Gier und Panik in einigen Phasen überreagiert wird. Durch Fonds und ETFs wird dieser Effekt teilweise noch verstärkt.
VG
Christian meint
Hallo Jan-Christian,
zuerst einmal muss ich sagen: Hut ab, dass du auch mit kritischen Stimmen gut umgehst. Ich hatte während der Coronakrise mal einen freundlicheren aber dennoch kritischen Kommentar auf einem anderen Blog geschrieben. Da wurde wild mit Zahlen ohne Quelle und genauere Beschreibung um sich geworfen und Grippe implizit mit Corona gleichgesetzt. Mein kritischer Kommentar wurde kurz angebunden zurückgewiesen und danach einfach nichts mehr veröffentlicht!
Zum Thema: Bin auch kein riesiger Freund von Aktiensparplänen. Wobei ich differenzieren würde:
Aktie vs. ETF bildet ist die Entscheidung Risiko-Chance-Verhältnis. Wenn ich denke, ich finde Unternehmen, die langfristig besser als der Markt performen dann Aktien.
Sparplan vs. Einzelkauf behandelt eher die Frage, ob ich mir zutraue den Wert einer Investition einschätzen zu können und wirklich ein gewisses Timing hinbekomme. Das ist als Privatanleger in der Tat nicht leicht.
Insgesamt würde ich mir weniger ein Sparplan vorstellen, als vielmehr ein „Draw-Down-Limit“. Nach dem Motto: Analyse der Draw-Downs meiner Qualitätsaktien der letzten Jahre (da hat auch jedes Qualitätsunternehmen welche) und dann Limit bei -10% (~200€), -20% (~400) oder -30% (~800 €). Wenn das mit den 1€ pro Trade einhergeht, könnte man systematisch die Positionen der bevorzugten Aktien erhöhen. Es wäre als ein dynamischer Einstiegspreis, der aber wenig Pflege erfordert, sobald er mal eingerichtet ist. Leider hab ich sowas noch nirgends gefunden.
Gruß,
Christian
Jan-Christian meint
Hey,
danke dir für dein Lob. Ja, es gibt zu allem mehrere Meinungen und jeder sollte davon überzeugt sein, dass es die richtige ist.
Trotzdem sollte man andere Meinungen zulassen. Klar können Aktien besser als der ETF performen. Ich sehe es aber so, dass du diese günstig kaufen solltest. Wenn du immer zum Marktpreis (Sparplan) kaufst, hast du keinen Puffer falls du falsch liegst.
Denn am Ende muss die Performance passen. Mein Ziel sind 15% p.a. Das ist mit vielen Aktien möglich, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt gekauft werden. Die gleichen Aktien werden im Sparplan aber nicht auf 15% p.a. kommen.
Das mit den Rücksetzern finde ich ganz gut. Hat ein bisschen Parallelen zum Money Management von Monish Pabrai, da geht es allerdings um die Gesamtliquidität im Portfolio. Die letzten 20% Cash investiert er nur wenn er das Potenzial für einen Verdoppler innerhalb von 12 oder 24 Monaten sieht. Bei Aktien habe ich darüber auch mal nachgedacht aber nichts passendes gefunden.
VG
Christian meint
Hallo Jan-Christian,
im Grundsatz gebe ich dir recht! Günstig einkaufen ist natürlich ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Wie bestimmst du denn den Einkaufspreis, den du bereit bist zu zahlen? Zum Beispiel bei Microsoft.
Gruß,
Christian
Jan-Christian meint
Ja, das ist die Herausforderung…
Ich versuche meist über Wachstumsrate der EPS und KGV-Multiple abzuschätzen, wo ungefähr der faire Wert des Unternehmens liegt.
Wobei man hier echt aufpassen muss. In Abhängigkeit von der Wachstumsrate kannst du hier alles rausbekommen, was du möchtest 😉
„Bewertung ist eine Kunst, keine Wissenschaft“ – Warren Buffett
Ich versuche einfach abzuschätzen, ob noch Luft für meine Rendite da ist oder ob das alles schon vorweggenommen wurde.
VG