Was ist die optimale Anzahl an Aktien im Depot? Du ahnst es schon, natürlich kann man diese Frage nicht verallgemeinern. Somit gibt es nicht DIE optimale Anzahl an Aktien im Depot. Aber wie viele Aktien solltest DU im Depot haben? Auch hier kann ich dir keine Zahl nennen. Ich kann dir aber sagen, welche Fragen du dir stellen solltest, um auf DEIN persönliches Optimum zu kommen.
Lass uns anfangen.
Inhalt
Was ist Risiko?
Die Frage nach der optimalen Anzahl an Aktien im Depot beginnt mit der Frage nach dem Risiko. Du hast mit Sicherheit schon den Satz gehört: „Du sollst nicht alle Eier in einen Korb legen.“, oder? Kurz können wir also sagen: Je mehr Aktien wir im Depot haben, desto geringer ist das Risiko.
Sortieren wir das Ganze aber einmal. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Risiko, das systematische Risiko und das unsystematische Risiko:
- Smartbroker (Ab 0 Euro pro Order handeln)
- Trade Republic (Aktien & ETFs provisionsfrei handeln)
- Consorsbank (20 Euro für deinen ersten Sparplan geschenkt)
- comdirect-Depot (Mein kostenloses Allrounder-Depot)
- DKB-Cash (dauerhaft kostenloses, verzinstes Girokonto)
- Weltsparen (Automatisches Parken der Cash-Reserve)
Das systematische Risiko
Das systematische Risiko begleitet uns und die Märkte immer und betrifft alle Aktien/Unternehmen zur gleichen Zeit. Beispiele dafür sind zum Beispiel Naturkatastrophen (Kann man Corona als eine solche bezeichnen?) oder allgemeine Wirtschaftskrisen. Jedes Unternehmen ist davon in irgendeiner Form betroffen.
Das unsystematische Risiko
Das unsystematische Risiko ist hingegen auf ein einzelnes Unternehmen/Aktie bzw. eine Branche bezogen. Ein Beispiel für ein unsystematisches Risiko wäre eine Bilanzfälschung. Die Unternehmensleitung macht sich strafbar, frisiert die Abschlüsse und nachdem der Schwindel auffliegt, rauscht die Aktie in den Keller. Ein anderes Beispiel wäre ein neuer Wettbewerber oder Gesetzesänderungen, die Unternehmen X das Leben schwer machen. Beim unsystematischen Risiko ist also nur ein oder wenige Unternehmen direkt betroffen.
Risiko vs. Anzahl Aktien im Depot
Lass uns das Ganze nun zusammenführen. Direkt schützen kannst du dich gegen keins der Risiken. Weder das Auftreten einer Naturkatastrophe, noch die Bilanzfälschung bei einem großen Unternehmen liegen direkt in deiner Hand.
Auch das systematische Risiko kannst du nicht reduzieren. Es ist egal, ob eine Aktie oder 100 Aktien von einer Naturkatastrophe betroffen sind. Die Katastrophe beeinflusst alle Unternehmen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
Jetzt kommt aber der Clou. Das unsystematische Risiko kannst du reduzieren, indem du die Anzahl Aktien im Depot erhöhst. Bei nur einer Aktie in deinem Depot kann es dir passieren, dass das Management die Bilanzen gefälscht hat. Bei 100 Unternehmen ist es unwahrscheinlich, dass eine Bilanzfälschung bei allen gleichzeitig auftritt. Die 99 anderen Unternehmen kompensieren nun die negativen Auswirkungen von Unternehmen 1.
Also 100 verschiedene Aktien kaufen? Warte, nicht so schnell.
Risiken bieten auch Chancen
Drehen wir das Ganze einmal um und formulieren es positiv. Du hast nun ein Unternehmen im Depot, dessen Management nicht die Bilanzen fälscht, sondern ganz im Gegenteil aus genialen Unternehmern besteht. Durch ihre absolut überdurchschnittlichen Fähigkeiten schaffen Sie es nun, dass sich das Unternehmen deutlich besser entwickelt als der Wettbewerb und die Aktie durch die Decke geht.
Wie verhält sich diese Situation nun?
Wenn du nur diese eine Aktie im Depot hast, dann herzlichen Glückwunsch, du hast offensichtlich die richtige Aktie ausgewählt. Wenn du nun aber 100 Aktien im Depot hast, dann geht dieser positive Effekt (genauso wie vorher der negative Effekt) in der Gesamtentwicklung deines Portfolios unter.
Mit wenigen Aktien hast du also ein höheres Risiko, bei gleichzeitig aber auch mehr Chancen und umgekehrt.
Wie viele Aktien solltest du in deinem Depot haben?
So viel zur Theorie. Schauen wir einmal in die Praxis und fragen, was Warren Buffett zu dem Thema sagt:
„Diversification is protection against ignorance. It makes little sense if you know what you do.
Warren Buffett
Buffett selbst hält also nichts von Diversifikation. So lange „du weißt, was du tust“, ist Diversifikation nicht notwendig. Sein Partner Charlie Munger schlägt in die gleiche Kerbe. Ihm reichen bereits drei Aktien aus, um genügend diversifiziert zu sein.
Schaut man sich das Portfolio von Berkshire Hathaway an, so wird dieser starke Fokus deutlich. Auch wenn Berkshire Hathaway insgesamt an 46 verschiedenen Unternehmen beteiligt ist, so machen alleine 6 Unternehmen drei Viertel der Marktkapitalisierung aus.
Auf der anderen Seite empfiehlt Buffett den meisten Anlegern einen einfachen Indexfonds/ETF auf den S&P 500. Also quasi die extremste Form der Diversifikation (500 verschiedene Aktien). Wie passt das zusammen? Es hängt von deinem Typ ab. Die meisten unter uns sind eben keine Investoren wie Warren Buffett.
Welcher Typ bis du? Anleger vs. Investor?
Viel wichtiger, als die Frage nach der Anzahl der Aktien in deinem Depot, ist die Frage nach deiner Anlagestrategie. Welcher Typ bist du? Je nachdem, wie deine finanziellen Ziele an der Börse sind, so entscheidet dies auch darüber, wie viele Aktien du im Depot haben solltest.
Bist du Anleger?
Als Anleger bist du mit der durchschnittlichen Marktrendite zufrieden. Du möchtest dich wenig mit deinen Aktien beschäftigen und kaufst immer, wenn du Geld hast. Du tust also das, was alle (der Markt) machen. Dann solltest du auch stark diversifizieren und ETFs oder „viele“ verschiedene Aktien in deinem Depot haben.
Du wirst keine großen Sprünge machen, aber eben auch nicht voll auf die Fresse fliegen. Außerdem hast du vergleichsweise wenig Arbeit mit deinen Aktien. Zwei oder drei ETFs oder ein diversifiziertes Portfolio mit ca. 20 weltweit agierenden Groß-Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen sind das Mittel deiner Wahl.
Bist du Investor?
Dein Ziel ist es, durch den gezielten Kauf der richtigen Unternehmen zum richtigen Preis eine Rendite (deutlich) über dem Durchschnitt zu erwirtschaften. Wenn du bereit bist, stundenlang Aktien zu analysieren, Geschäfts- und Quartalsberichte zu lesen, ein Unternehmen und sein Management wirklich kennenzulernen und zu verstehen, dann bist du ein echter Investor. Du kaufst den klassischen Dollar für 50 Cent. Um gegenüber dem Markt eine Überrendite zu erwirtschaften, musst du dich auf wenige Unternehmen fokussieren, um das Potenzial deiner Unternehmen auch voll auszuschöpfen.
Du setzt also auf wenige Unternehmen (weniger als 10), um die höheren Chancen zu nutzen. Die damit verbundenen höheren Risiken versuchst du, durch eine saubere Analyse soweit es geht zu minimieren.
Schwarz oder Weiß
Natürlich gibt es neben dem Investor und dem Anleger noch verschiedene Mischformen. Wichtig ist, dass du aber verinnerlichst, dass du mit zunehmender Diversifikation deine Chancen und deine Risiken reduzierst. Und mit wenigen Aktien deine Chancen und dein Risiko maximierst.
Wie viele Aktien habe ich in meinem Depot?
Seit 2011 veröffentliche ich mein Aktien-Depot auf diesem Blog. Mit der Zeit ist die Anzahl der Aktien immer weiter gestiegen. Nach aktuellem Stand habe ich 16 Unternehmen in meinem Depot. Diese Zahl möchte ich aber im Laufe der nächsten Monate und Jahre auf unter 10 reduzieren.
Warum? Ich habe das Gefühl, dass ich den Bezug zu einigen Unternehmen verloren habe. Ich schaffe es schon länger nicht mehr alle Quartals- oder Jahresberichte zu lesen. Hier möchte ich mich in Zukunft weiter fokussieren, um auch in Zukunft meine Zielrendite von 15% zu halten.
Wie viele Aktien hast du in deinem Depot? Als welcher Anlegertyp siehst du dich?
Finanzbär meint
Guter Beitrag. Denkst du es ist so wichtig wirklich jeden Quartalsbericht zu lesen? Ich denke wenn man vom Management + der Firma 1x überzeugt war, sollte sich ja nicht so oft etwas verändern. 1x im Jahr kurz die Jahrespräsentationen reicht mir da schon oft 🙂
Jan-Christian meint
Hallo Finanzbär,
es kommt immer darauf an, wie man die Sache angeht.
Wenn du 20 große Bluechip-Unternehmen im Depot hast, ist es vielleicht nicht notwendig.
Wenn du den Investoren-Weg gehst und nur 5 bis 10 Unternehmen im Depot hast, denke ich schon, dass man nah am Markt/Unternehmen sein sollte.
VG