Dividenden Aktien bewerten mit Finanzkennzahlen? In diesem Beitrag stelle ich dir 3 Finanzkennzahlen vor, die du als Dividendeninvestor unbedingt kennen solltest! Ich selbst nutze Kennzahlen vor allem, um mir einen ersten Eindruck von einem Unternehmen zu verschaffen. Ich verrate dir, welche ich dafür verwende und wie du sie anwenden kannst. Also, lass uns anfangen?
Inhalt
Warum Finanzkennzahlen?
Finanzkennzahlen haben bei der Aktienbewertung einen großen Vorteil: Sie vereinfachen die komplexe Realität und bilden einen bestimmten Aspekt eines Unternehmens in nur einer Kennzahl ab. In nur wenigen Sekunden kannst du dir einen Überblick verschaffen und prüfen, ob sich eine weitere Analyse des Unternehmens lohnt oder eben nicht.
Auf der anderen Seite haben Finanzkennzahlen auch einen großen Nachteil: Sie bilden nur die Vergangenheit ab. Dabei ist es egal, ob du die Zahlen aus dem letzten Geschäftsbericht nimmst oder Durchschnittswerte über mehrere Jahre. Am Ende liefern sie immer nur einen Blick in den Rückspiegel.
Neben der Vergangenheit solltest du auch immer die (unsichere) Zukunft mit einbeziehen und das Potenzial einer Aktie (bzw. eines Unternehmens) abschätzen.
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Die Ausschüttungsquote
Die erste und wahrscheinlich bekannteste Kennzahl meiner Auflistung ist die Ausschüttungsquote. Sie lässt sich als Anteil der Dividende am Gewinn je Aktie oder am Cashflow berechnen, indem wir beide durcheinander teilen.
Die Ausschüttungsquote gibt Auskunft darüber, wie nachhaltig die Dividendenzahlungen eines Unternehmens sind. Wenn über längere Zeiträume eine zu hohe Dividende gezahlt wird, kann das langfristig zu Problemen führen. Bei der Betrachtung der Ausschüttungsquote gilt es zwei Dinge näher zu betrachten.
Der Unternehmenslebenszyklus
Jedes Unternehmen folgt einem gewissen Lebenszyklus. Am Anfang nach der Gründung sind die Gewinne oft klein und werden vollständig reinvestiert. Das Unternehmen wächst und benötigt jeden Cent für weiteres Wachstum. Irgendwann fängt es an, vorsichtig erste Dividenden zu zahlen, da die Investoren an den Erfolgen beteiligt werden wollen. Nach und nach steigt die Ausschüttungsquote immer weiter an und das Wachstum nimmt immer weiter ab. Zwei schöne Beispiele sind Apple und Johnson & Johnson (J&J).
Während Apple noch immer stark wächst, ist die Ausschüttungsquote mit 25% eher im unteren Bereich. Darüber hinaus zahlt Apple erst seit 9 Jahren überhaupt eine Dividende. J&J auf der anderen Seite zahlt bereits seit fast 60 Jahren Dividenden. Das Wachstum ist nicht mehr so ausgeprägt wie bei Apple, dafür ist auch die Ausschüttungsquote mit 65% deutlich höher.
Die Zyklik des Geschäftsmodells
Den zweiten Punkt, den du bei der Betrachtung von Ausschüttungsquoten beachten solltest, ist die Zyklik des Geschäftsmodells. Zyklische Unternehmen wie z.B. die Automobilhersteller müssen in guten Zeiten einen Teil ihrer Gewinne für schlechte Zeiten zurückhalten. Auf der anderen Seite können Unternehmen mit relativ gleichmäßigem Geschäft (z.B. Konsumgüterhersteller) deutlich höhere Quoten an ihre Anteilseigner ausschütten, ohne das eigene Geschäft zu gefährden.
Dividend Earnings Growth Rate (DEG)
Die DEG setzt das Dividendenwachstum ins Verhältnis zum Gewinnwachstum, meist über einen 5 oder 10-Jahres-Zeitraum.
Ein DEG<1 bedeutet dementsprechend, dass die Gewinne schneller Wachsen als die Dividenden steigen und umgekehrt. Grundsätzlich sind also Unternehmen mit einem DEG<1 eher in der Wachstumsphase anzusiedeln und daher für uns aus Investorensicht attraktiver, da sie in der Zukunft mehr Potenzial bieten. Ich möchte dir drei Beispiele geben:
Beispiel 1: DEG<1
Hier passt wieder Apple gut rein. Das Dividendenwachstum lag die letzten Jahre bei 10%, gleichzeitig stiegen die Gewinne aber um 12,5%. Die Ausschüttungsquote wird also immer geringer. Wenn sich das Wachstum irgendwann verlangsamt ist noch genug Raum für Dividendenerhöhungen da.
Beispiel 2: DEG>1
Hier passt 3M sehr gut rein. Das Dividendenwachstum lag in den letzten Jahren ebenfalls bei 10%, die Gewinne stiegen aber nur um 1%. Die Dividendensteigerungen werden also in absehbarer Zeit an ein Limit stoßen, da die Ausschüttungsquote mit jeder Erhöhung weiter wächst. Hier ist also deutlich weniger Potenzial für weitere Erhöhungen.
Beispiel 3: DEG n/a
Hier müssen wir aufpassen. Bei einigen Unternehmen lässt sich die DEG nicht berechnen, da die Gewinne im Vergleichzeitraum stagniert, bzw. gesunken sind. Bei J&J war genau dies der Fall. Die Gewinne treten seit 5 Jahren auf der Stelle, die Dividende wurde dennoch durchschnittlich um 6% angehoben. Das Potenzial ist hier also schnell ausgeschöpft.
Auch hier wieder der Hinweis, dass das DEG nur eine Kennzahl von vielen ist. Im nächsten Schritt solltest du prüfen, ob sich die Gewinnerwartungen in den nächsten Jahren verändern oder warum die Gewinne in den letzten Jahren gefallen sein. Es ist ja durchaus möglich, dass Unternehmen umstrukturiert werden und dadurch heute geringere Gewinne ausweisen, in Zukunft dafür aber wieder umso besser dastehen.
Chowder-Rule
Als letzte Kennzahl möchte ich dir die Chowder-Rule vorstellen. Sie wurde durch den User „Chowder“ im seeking alpha-Forum ins Leben gerufen.
Die Grundannahme der Chowder-Rule basiert auf der Idee, dass ein gutes Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite und einer hohen Dividendensteigerung für uns Anleger eine gutes Investment ist.
Nun haben wir das Problem, dass einige Unternehmen hohe Dividendenrendite bei geringem Wachstum haben und andere Unternehmen noch geringe Dividendenrenditen bei hohen Wachstumsraten haben (Lebenszyklus).
Für die Chowder-Rule werden nun Dividendenrendite und Dividendenwachstum addiert. Nach Chowder bieten Unternehmen mit einer Summe von 12 und größer gute Investmentchancen. Bei Versorgern und Energieunternehmen reicht ein Wert von 8. Die Chowder-Rule verbindet also Dividendenwachstum und Dividendenrendite und macht beide Werte für uns greifbar.
Wie kannst du mit Kennzahlen Dividenden Aktien bewerten?
Wenn du mit Kennzahlen arbeitest, sind zwei Dinge wichtig:
Betrachte eine Kennzahl nie alleine
Eine Kennzahl für sich allein hat keine Aussagekraft. Sie gibt dir lediglich einen Überblick. Am Ende kommt es auf das Gesamtunternehmen und die zukünftige Entwicklung des Geschäftsmodells an.
Es gibt keine festen Werte
Auch wenn die Chowder-Rule mit 12 und 8 fixe Werte angibt, so lässt sich noch keine Aussage darüber treffen, ob das nun gut oder schlecht ist. Auch hier müssen wieder andere Werte herangezogen werden, um die Kennzahlen in Relation zu setzen. Spannend kann aber durchaus der Vergleich mit Wettbewerbern oder Unternehmen in anderen Regionen sein.
Fazit
Kennzahlen sind eine tolle Möglichkeit, um sich einen kurzen Überblick über ein Unternehmen zu verschaffen und zu entscheiden, ob sich überhaupt ein genauer Blick in die Unternehmenszahlen und das Geschäftsmodell lohnt. Aber du solltest immer genau betrachten, was eine Kennzahl wirklich aussagt und auf keinen Fall blind folgen.
Verwendest du bei deiner Analyse Kennzahlen? Wenn ja, welche?
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